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Werner Reichel
 

Gutmenschen erkennt man unter anderem daran, dass sie die Kritik am Gutmenschentum nicht verstehen und begreifen können. Sie haben sich noch nie ernsthaft mit der Kritik an ihrem Handeln und an ihrem Weltbild  auseinandergesetzt. Wozu auch? Von früh bis spät lernen sie von ihren Mentoren in den Mainstreammedien, in den Schulen, Universitäten und von den Kulturschaffenden, dass alle Menschen, die sich außerhalb des weltanschaulichen Gutmenschenterritoriums befinden, gestört, krank, dumm und bösartig sind

Mit dem Gedankengut dieses Bodensatzes braucht und will man sich gar nicht ernsthaft auseinandersetzen. Ausgestattet mit dieser eingeschränkten Innenansicht und dem völlig verzerrten und überhöhten Selbstbild ist der Gutmensch völlig unfähig zur Selbstreflexion. Dass die politische Korrektheit eine neosozialistische Ideologe mit menschenverachtenden und totalitären Zügen ist, kann und will er nicht begreifen.

Gutmenschen glauben ernsthaft, sie seien besonders gute Menschen und ihre Kritiker würden ihr Gutsein kritisieren. Diese in der Wolle gefärbten Kollektivisten glauben auch, sie seien unabhängig denkende Menschen, durch und durch individualistisch.

Es scheint ihnen dabei völlig zu entgehen, dass sie mit ihren Einstellungen, Zielen und ihren Forderungen auf einer Linie mit den Mainstreammedien, den linken Parteien, den Universitäten, der Wissenschaft und dem Kulturbetrieb liegen. Echte Gutmenschen sind aber, dank ihrer Sozialisation, so von sich überzeugt, dass sie gar nicht erst auf die Idee kommen, dass sie nur blökende Schafe in der riesigen politisch-korrekten Herde sind, die einige Hirtenhunde in die gewünschte Richtung treiben. Schließlich ist jedes PC-Schaf extrem kritisch und hinterfrägt alles und jeden. So lernen es die Schafe zumindest. Nonkonformismus ist der neue Konformismus.

Und weil Schafe nicht gerade mutige und kämpferische Tiere sind, findet der Kampf für das Gute primär in ihren kleinen Köpfen statt. Zu diesem Zweck hat man allerlei Popanze aufgebaut. Am beliebtesten sind die „Nazis“ und die „Stammtische“. Damit versucht man den Eindruck zu vermitteln, dass der Großteil der Gesellschaft dumm, schlecht, bösartig und rassistisch ist und der Gutmensch zu einer mutigen und moralisch höherwertigen Kategorie von Mensch zählt.

Wenn sich zwei oder mehr Gutmenschen über ihre dummen Kritiker mokieren, dann fällt – wie das Amen nach dem Gebet – das Wort „Schlechtmensch“ . So, als ob Gutmenschen gute Menschen wären und das Gegenteil von ihnen schlechte Menschen, also Schlechtmenschen wären. Tiefer geht ihre Analyse meist nicht. Das Wesen des Gutmenschen ist es, das Gutsein stets von anderen einzufordern. Genau diese Scheinheiligkeit ist einer der Hauptkritikpunkte am Gutmenschentum. Wer täglich die Welt rettet, der braucht sich aber nicht mit den Kritikern und ihren Kritikpunkten  auseinanderzusetzen.

Auf Ö1 konnte man das einmal mehr im „Cafe Sonntag“ nachhören. Da sitzen Ö1-Gastmoderatoren mit Kleinkünstlern, Schauspielern oder andern kreativen Menschen zusammen und plaudern in inszenierter gemütlicher Kaffeehausatmosphäre über sich (Gott eher selten) und die Welt und geben so Einblicke in ihre kleine Welt. Obwohl hier lauter gestandene Persönlichkeiten, mehr oder weniger berühmte Künstler und Individualisten zu Worten kommen, so entspringt das, was sie sagen, doch immer der selben Geisteshaltung, dem selben Denkmuster.

Wozu sich so eine Sendung also anhören? Autor Michael Klonovsky hat es treffend formuliert : „Wozu seine Zeit an diejenigen verschwenden, aus denen ohnehin nur Kollektivgewissheiten sprechen?“

Es stimmt schon, seinen Horizont kann man mit solchen Sendungen nicht erweitern, aber man kann doch einiges über die Gutmenschen und ihre Gedankenwelt lernen. Vergangenen Sonntag war Schauspieler Gustl Schmölzer bei Eva Rossmann zu Gast. Dabei wurden, wie könnte es anders sein, ausschließlich Kollektivgewissheiten serviert.

Schmölzer: „Der Herr Karl ist derartig am Leben, des kann man sich gar nicht vorstellen…“

Rossmann: „Die Vernaderung…es ist ja derzeit angesagt, über die sogenannten Gutmenschen so zu lächeln oder zu lästern...“

Dann wird ein Beitrag von Leo Lukas, einem der wohl unlustigsten Kabarettisten Österreichs, eingespielt.

Er gibt darin einen „typischen“ Österreicher, einen Herrn Karl für Arme, der der Ö1-Hörerschaft einmal mehr erklärt, wie edel und  klug sie nicht sind und wie bescheuert, xenophob und dumm die Masse der (Schlecht-)Menschen im Vergleich zu ihnen nicht ist. Streicheleinheiten für Opportunisten, weil sie sich so brav an die vielen politisch-korrekten Verhaltensregel, Ge- und Verbote halten, die oftmals ihren eigenen Interessen diametral entgegenstehen. Dazu packt Leo Lukas alle Vorurteile und Klischees, die Gutmenschen eben so haben, in seinen kurzen und bemüht lustigen Beitrag. Das sollte als morgendliche Dosis für das Selbstbewusstsein eines Gutmenschen reichen. Und jetzt ab in die Herde.