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Elisabeth Hennefeld
 

 

Die größte anzunehmende Unzumutbarkeit von Seiten des ORF brach Freitagabend über uns herein, als der Staatsfunk das ablaufende Kalenderjahr Revue passieren ließ. Eine endlose Aneinanderreihung absolut nichtssagender Gespräche (oder heißt das „Talk“ dieser Tage?), Showeinlagen aus der Kreisliga und unmotivierter Zwischendurchhäppchen mittelmäßigster ORF-Formate. Ich bin fast versucht, „Wetten, dass...?“ jetzt schon richtig zu vermissen.

Ist es nicht eigentlich der öffentlich-rechtliche Auftrag dieses Senders, uns solche Qualen zu ersparen? Manch wohlmeinender Bildungsbürger bemängelt doch beim Privatfernsehen den unablässigen Niveauverlust, die seichte Unterhaltung, die anspruchslose Berieselung. Aber der ORF bewegt sich offenbar ebenso in diesen niedrigen Sphären; und stellt dies bei seinem großen Jahresrückblick in voller Ladung auch ungeniert zur Schau.

Andererseits könnte man dem ORF auch gratulieren, dass er sich gelegentlich auch den punktuellen Wünschen seines Publikums orientiert und nicht nur stur sendet, was ihm gerade in den Sinn kommt, ohne sich - komfortable geschützt in seiner vom Steuerzahler finanziell abgesicherten Welt – darum zu scheren, ob das auch irgendjemand sehen will. Ironischerweise nimmt er sich mit dieser Kundenorientierung aber gerade einen wesentlichen Pfeiler seiner Existenzberechtigung. Wozu haben wir noch eine gesetzlich verankerte Rundfunkanstalt, wenn sie im Endeffekt genau das gleiche macht die ein Privatsender, der im harschen Wind des Wettbewerbs und der Einschaltquoten manche Sendung konzipiert, die weniger unseren Geist herausfordert als zu einem Nickerchen auf der Couch einlädt.