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Werner Reichel
 

Der ORF soll eine seiner vier nationalen UKW-Frequenzketten für die private Konkurrenz abtreten, wenn demnächst in Österreich Digitalradio eingeführt wird. Das hat jetzt Kronehit-Chef Ernst Swoboda vorgeschlagen. Grund für den Vorstoß: In den nächsten Wochen soll in Wien ein Testbetrieb für DAB+ starten. Mit dieser Technologie kann man wesentlich mehr Radioprogramme via Antenne verbreiten, als das derzeit über UKW möglich ist.

Swobodas Forderung ist berechtigt, steht es bei der Aufteilung der bundesweiten UKW-Frequenzketten doch 4:1 für den ORF. Derzeit bespielt der Staatsfunk mit Ö1, FM4, Ö3 und den Regionalradios vier bundesweite Frequenzketten, die Privatsender mit Kronehit lediglich eine einzige. Ein äußerst ungleicher und unfairer Kampf. Für ein duales Rundfunksystem, das diesen Namen auch verdient, wäre das also ein längst fälliger Schritt.

Doch beim ORF – und wohl auch bei der SPÖ – stößt Swobodas Vorschlag auf komplettes Unverständnis. Man spricht, laut Standard, von einem Faschingsscherz. Kein Wunder, denn beim ORF denkt man nicht nur nicht daran, auch nur eine einzige Frequenz abzugeben, man möchte sein Programmangebot sogar noch erweitern. Schon seit langem träumt ORF-Chef Alexander Wrabetz von einem ORF-Jugendradio, schließlich hat der Staatsfunk bei den unter 20jährigen nur noch wenig zu melden. Junge Hörer meiden den bereits ranzig geworden Alternativsender FM4.

Dieser wäre gleich aus mehreren Gründen der idealer Kandidat für eine Übersiedlung von UKW auf DAB+. Ö1 und die Regionalradios, also Radio Tirol, Radio Burgenland, etc. sind dafür kaum geeignet. Es ist den vorwiegend älteren Zuhörern nicht zuzumuten, sich von ihren alten Radios zu trennen und auf die neuen und teuren DAB-Geräte umzusteigen. Ö3, die Cashcow des ORF, auf UKW abzuschalten, würde enorme Einnahmeverluste bedeuten.

Bleibt FM4. Der Sender für linke Berufsjugendliche hat ohnehin nur geringe Marktanteile. Die alternde und schrumpfende Hörerschaft ist zudem äußerst treu. Sie würde Großteils den Wechsel auf DAB+ mitmachen, zumal sich in diesem Milieu ohnehin viele sogenannte „Early Adopters“, also zeitgeistige Menschen befinden, die schnell auf Modetrends aufspringen und neue technische Entwicklungen schnell nutzen. Das würde auch DAB+ einen wichtigen Schub geben. Denn diese Verbreitungsart, die, wenn es nach dem Willen vieler europäischer Politiker geht, UKW möglichst bald ablösen soll, kommt ohnehin nicht so richtig vom Fleck. Trotz größter finanzieller Anstrengungen hat sich DAB bzw. DAB+ noch nirgends in Europa so richtig durchgesetzt.

Aber das sind ohnehin nur Gedankenspiele, denn solange die SPÖ etwas zu sagen hat, wird der ORF keine einzige UKW-Frequenz abgeben müssen. Unter Freunden hilft man sich schließlich.