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Werner Reichel
 

Bei einer PEGIDA-Demonstration gibt sich ein verkleideter RTL-Reporter als Demonstrant aus  und lässt ausländerfeindliche Sprüche vor einer Kamera des öffentlich-rechtlichen  NDR  ab. Der freut sich und sendet das Material, das die rechtsextreme Gesinnung der PEGIDA-Leute untermauern soll. Als die Sache  auffliegt, gibt man sich beim NDR zerknirscht und will von der Täuschung nichts gewusst haben. Alles nur ein Versehen.

In der Heute-Show, dem politsatirischen Aushängeschild des ZDF, wird in der jüngsten Ausgabe eine junge Dame  vorgeführt, die beweisen soll, wie furchtbar dämlich AfD-Wähler nicht sind. Sie sagt in die Kamera: "Ich möchte nicht mehr die NPD wählen, weil die mir zu rechtsextrem ist. Darum wähle ich jetzt die AfD, weil die, ich sage immer, das ist die NPD in freundlich".

Haha, was für eine blöde Kuh, diese AfD-Tussi. Was sind nichtlinke Wähler doch für Vollpfosten. Blöd nur, dass das Zitat völlig  aus dem Zusammenhang gerissen worden ist und es sich bei der Dame um eine Politikerin der Linken gehandelt  hat, die in dem Interview darüber gemutmaßt hat, warum ehemalige NPD-Wähler nun die AfD gewählt haben könnten. Auch diese Manipulation fliegt auf. Interessant ist die Reaktion darauf. Heute-Show Moderator Oliver Welke entschuldigt sich nur bei der betreffenden Politikerin, nicht aber dafür, dass man die Zuseher belogen und AfD-Wähler pauschal diffamiert hat. Das ist offenbar völlig okay, außerdem war es nur ein Versehen. Natürlich.

Im Kampf gegen Andersdenkende und  politische Feinde heiligt der Zweck offenbar die Mittel, selbst auf journalistische Mindeststandards wird bei den Staatssendern gepfiffen.  Beide Fälle sind nur deshalb aufgeflogen, weil die Manipulationen besonders plump und dreist waren. Man kann deshalb nur erahnen,  wie viele  solcher miesen Tricks und Fälle von Täuschung und Irreführung bisher unentdeckt geblieben sind. So falsch können die PEGIDA-Leute mit ihrem Lügenpresse-Vorwurf also gar nicht liegen. Vielleicht hätte man sich bei den öffentlich-rechtlichen Medien etwas weniger über die Zuschreibung Lügenpresse echauffieren und stattdessen etwas selbstkritischer die eigenen Methoden, Moralvorstellungen und Arbeitsweisen hinterfragen sollen.