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Werner Grotte
 

In den „Great Moments“, in denen sich der ORF gerade selbst zu feiern  versucht, kann man - wohl nicht zufällig zu äußerst später/früher Stunde - einmal mehr erkennen, wie sehr sich die Qualität und die Brisanz der Berichterstattung seither geändert hat. Gezeigt wurden etwa Beiträge des legendären und 2012 verstorbenen „Horizonte“-Machers Kurt Tozzer über den fast ebenso legendären „Bauring-Skandal“ aus den frühen 1970er-Jahren.

Es ging dabei um ein nicht nur für damalige Verhältnisse gigantisches, internationales Firmengeflecht rund um geplante (aber nie realisierte) Hotel-Ferienanlagen an damals äußerst exklusiven Urlaubs-Destinationen wie Ibiza. Beteiligt waren Gemeinde Wien, einige Scheinfirmen und der alles planende Architekt Herbert Ursprunger. Den Steuerzahler kostete das Finanz-Ringelspiel letztlich 1,4 Milliarden Schilling (ohne Inflationsbewertung umgerechnet auf heutige Währung rund 100 Millionen Euro), Ursprunger brachte es letztlich sechs Jahre Gefängnis ein.

Beinharter Investigativ-Journalismus gegen die schon damals mächtigen Roten und deren Haberer in Wien war ausschlaggebend für die Aufklärung dieses Skandals – über 50-Jährige können sich noch gut daran erinnern.

Ein weiterer gezeigter „Horizonte“-Beitrag zu den 1970er Jahren befasste sich mit der rigorosen Vernichtung der durchgehenden Allee entlang der Laxenburger Straße in Wien-Favoriten zugunsten einer Straßenverbreitung für den Autoverkehr. Eindrucksvolle Aufnahmen zeigten zunächst die vorherige Situation sowie die folgende lückenlose Ausgrabung, Umbrechung und Zerschneidung der Baumriesen durch Caterpillar und Motorsägen. Selbst in schwarz-weiß überkam einen dabei eine Gänsehaut.

Dinge, die heute im ORF einfach nicht einmal ansatzweise mehr möglich wären: Kritik an der Finanzgebarung oder den dubiosen G’schäftln der Stadt Wien – etwa hinsichtlich der Franken-Kredite? Oder der Förderungen rot-grüner Freunderl-Vereine und NGOs? Undenkbar! Kritik an der Verkehrspolitik der Rot-GrünInnen, etwa in Sachen Zwangseinführung des Parkpickerls in Währing? Unmöglich! Überhaupt die Aufdeckung irgendwelcher rot-grüner Misswirtschaft? Unmöglich! Kritische Berichterstattung findet mit wenigen Ausnahmen ausschließlich gegenüber der FPÖ oder anderen bösen Rechten wie den Identitären oder der Pegida statt.

Lediglich der Mangel an aktuellen Heldentaten ermöglicht es, dass der ORF sich derzeit zwangsläufig überproportional mit alten Heldentaten schmückt und zumindest jenen Sehern, die nach Mitternacht noch wach sind, einige ernüchternde Beispiele dafür liefert, wozu ORF-Redakteure einmal fähig waren.