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Werner Grotte
 

Da muss sich die ORF-Redaktion ganz schön schwer getan haben: Eine Ärztin, die fast 30 jahre lang für den roten Krankenanstaltenverbund (KAV) tätig war, kämpft nun bis aufs Messer gegen den mächtigen, roten KAV. Letztlich dürften die „Fundis“ im ORF gesiegt  haben – und man schlug sich auf die Seite der schwächeren Roten. „Schwere Mobbing-Vorwürfe gegen KAV“ erfuhr man daher am Wochenende in den Radio-Nachrichten und auf ORF.at. Konkret geht es (diesmal) um die 60-jährige Fachärztin für plastische Chirurgie und Psychotherapeutin Stefanie Seel, die es wagte, im Jahr 2013 mögliche postoperative Behandlungsfehler anderer an ihre Vorgesetzten zu melden. Steel war bis dahin Leiterin des Geriatrischen Ambulatoriums für plastische Chirurgie im Geriatriezentrum Wienerwald (GZW) gewesen.

Dies löste offensichtlich eine Welle von „Gegenmaßnahmen“ aus, angefangen von einer angeordneten Überprüfung auf „Dienstfähigkeit“ (die für sie positiv ausfiel) über einen dennoch verordneten Zwangsurlaub bis hin zum Operations- und sogar Patientenkontaktverbot, also einer völligen Abschaltung ihrer bisherigen Tätigkeiten.

Im Mai 2014 reichte Seel schließlich eine Klage gegen ihren Arbeitgeber, den KAV, beim Arbeits- und Sozialgericht wegen „Mobbing“ ein. Keine zwei Wochen später wurde sie zwar der Krankenanstalt Rudolfstiftung dienstzugeteilt, jedoch ohne klare Aufgabendefinition. Laut ORF sei sie „dagesessen in einem Zimmer, das zwar sehr hübsch war, aber ganz alleine ohne Kontakt zu Kollegen, und hatte den Auftrag: 40 Wochenstunden Literaturstudium“. Und das ohne Netz, denn bis Juli habe sie, so Seel, weder EDV-Zugang noch Telephonliste oder Eintrag im Email-Verteiler bekommen. Das Buch, dein bester Freund.

Ihre Chefin, die sie in ihrer Bewertung zu Seels Bewerbung als Patientenanwältin 2012 noch in den höchsten Tönen als „ausgezeichnet geeignet“ bezeichnet hatte, wollte nach deren Hinweis auf Behandlungsfehler nichts mehr davon wissen. Vielmehr wurde eine alte Akte über einen Unfall der Ärztin aus dem Jahr 2010 ausgegraben, die ihr eine angebliche posttraumatische Belastungsstörung indizierte. Alle ergriffenen Maßnahmen seien daher „nur zu ihrem Besten geschehen“, so die GZW-Chefin. Klassischer geht‘s wohl nimmer.

Was folgte, waren ausufernde Gerichtsverfahren, in dem einerseits das Arbeitsgericht die Zwangsbeurlaubung als unrechtmäßig einstufte, andererseits der Dienstgeberin Recht gegeben wurde, auch eine Revision Seels wurde vom Obersten Gerichtshof (OGH) zurückgewiesen. Die Fachärztin ist seither nach Eigendefinition „beruflich tot“ und auch psychisch schwer angeschlagen. Sie prozessiert dennoch weiter. 

Der KAV teilte dem ORF in einer Stellungnahme mit, dass eine oberstgerichtliche Entscheidung „zu akzeptieren“ sei. Immerhin bezeichneten sie darin die Gemobbte schön genderdeutsch als „Dr.in“. Hauptsache, politisch korrekt.

Der Fall Seel ist laut ORF nicht der erste, bei der der KAV (samt verlängerter Arme) gar keine gute Figur macht. Im Vorjahr etwa war der Fall einer Spezialistin für Thorax-Chirurgie am AKH bekannt geworden, die ab 2006 auf ähnliche Weise kaltgestellt worden war, weil sie „lästig“ war und scheinbar kritisch „aus dem Nachtdienst berichtet“ hatte. Sie hat mittlerweile auf 240.000 Euro Schadenersatz geklagt und befindet sich ebenso wie Seel in einer Endlos-Schleife von Gerichtsverfahren, die auf Dauer jeden Einzelkämpfer zermürben, selbst wenn er irgendwann „Recht“ bekommt.

Laut ORF.at haben sich nach Bekanntwerden des Falles bereits elf Ärzte oder medizinische Fachkräfte beim Anwalt der Chirurgin, Johannes Öhlböck, gemeldet, die dazu eigene, ähnliche Erfahrungen schilderten. Laut Öhlböck zeige das „aber schon, dass hier in breiter Front Mobbing im AKH vorkommt“. Sogar ein Fall von sexueller Belästigung liege vor, bei dem der kurz vor der Pensionierung stehende Täter trotz fünf Zeugen „von oben“ geschützt worden sei.

In einem anderen Fall habe eine Frau zwar vor dem Arbeitsgericht gewonnen, sei danach aber „in den Keller geschickt worden, um dort zu arbeiten“.

Es ist auch noch keine zwei Monate her, seit der kritische Lungenfacharzt Gernot Rainer am Otto Wagner Spital trotz ausgezeichneter fachlicher Beurteilungen seitens des KAV keine Vertragsverlängerung mehr bekam und gehen musste – der Fall ging durch alle Medien. Die Rede war dabei von „politisch motivierter Kündigung mit dem Zweck, eine unliebsame Stimme loszuwerden“.

Man will gar nicht daran denken, was auch jenen Medizinern, Helfern oder Verwaltungsbeamten droht, die ihre Stimme gegen die ausufernde Überlastung unseres Gesundheitssystems durch die vielen „Flüchtlinge“ und E-Card-Missbraucher erheben. Schon seit Jahren berichten Fachkräfte (inoffiziell, weil sonst kaltgestellt) von massivem Krankheitstourismus aus den Oststaaten, ja sogar von eigenen Sonderzügen, die nur zu diesem Zweck nach Österreich geführt würden. Selbst ohne E-Card (warum sind diese noch immer ohne Lichtbild oder Fingerabdruck?) werden ausländische Patienten oft vor die wartenden Österreicher gereiht, weil angeblich die Übersetzer nicht so lange warten können.

Dass es spätestens seit dem Vorjahr – im Oktober gingen die verzweifelten Ärzte sogar auf die Straße - zu einer kaum noch verkraftbaren Überbelastung unseres Gesundheitssystems durch Migranten und dadurch zu Behandlungsengpässen der Einheimischen kommt, will der ORF leider nicht ausführlich behandeln.

Immerhin, das Engagement für Einzelkämpfer ehrt ihn – wenngleich er damit nur die Symptome bekämpft, nicht die Ursachen.