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Werner Grotte
 

Es ist ziemlich erschütternd, was dem ORF in den Nachrichten am Montag Früh eine Spitzenmeldung in den Nachrichten wert war: der Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan. Tatsächlich scheint ein orientaler Brauch aufgrund der rapide zunehmenden moslemischen Bevölkerung mittlerweile bei uns dermaßen „wichtig“ zu sein, dass auch der öffentlich-rechtliche Staatssender – natürlich unter Ausübung seines bei heimischen Bräuchen oft vernachlässigten Kulturauftrages – nicht anders kann, als gründlich zu informieren.

Auch die längst nicht mehr bürgerliche Tageszeitung „Kurier“ ergeht sich montäglich unter dem Titel  „Was sie über den muslimischen Fastenmonat wissen müssen“ in einer Lobpreisung des Islam, seiner Gebräuche und seiner romantischen Landschaften, untermalt von kitschigen Photostrecken. Als ob es keine schöneren Gegenden in der Welt gäbe als die Türkei.

Den Vogel schoss allerdings der deutsche Staats-Sender ZDF am späteren Abend mit einem Bericht über die „wahren“ Hintergründe des Ramadan ab: So habe der Fastenmonat inzwischen ob des Mangels an fleischlichen Genüssen bei vielen „Muslimas“ eine Konzentration auf einschlägige Mode ausgelöst. Dolce & Gabbana, Wolfgang Joop & Co. durften modisch verbrämte Einwickel-Moden mit lässigen Sonnenbrillen zwischen dem Kopftuch zeigen, begeisterte Mode-„Muslimas“ betonten, dass ihnen die strenge Kleiderordnung durchaus behage, sofern diese „stylisch“ sei.

Und das – laut Bericht – nicht nur für g’stopfte Marken-Tussen, sondern auch für moslemische Otto-Normalverbraucher aus den Vorstädten. No na, da sitzen die meisten potentiellen Kundinnen – sofern sie ihre Männer lassen.

Haben wir da irgendetwas komplett falsch verstanden? Warum stellen österreichische oder deutsche Staats-Medien die Gebräuche einer (Noch-) Minderheit dermaßen in den Vordergrund? Warum bekommt man den Eindruck, dass in den zunehmend atheistischen Medien über unsere, christliche Fastenzeit in den 40 Tagen vor Ostern fast weniger berichtet wird als über den islamischen Ramadan?

Und was bitteschön hat Fasten, egal in welcher Religion, mit Modekommerz zu tun? Hat man schon versucht, Christinnen engere, hautanliegende, sexy Kleider für die Fastenzeit zu verkaufen? Nein.

Stattdessen versuchen die Modeschaffenden, sich nun über bizarrste Umwege den modesüchtigen „Muslimas“ und dem verschleiernden Kleidungsbewusstsein des Islam anzupassen, um jenen teure Fetzen zu verkaufen, die aufgrund ihrer fragwürdigen Religionsauslegung (oder ihrer heimatlichen Realität) von Haus aus mehr Gewand brauchen, um sich vor den Blicken oder Übergriffen gieriger Männer zu schützen.

Alles in allem ein beschämendes Sittenbild einer Gesellschaft, deren politische und wirtschaftliche Führer drauf und dran sind, ihre Leute mit Haut und Haar einer gewalttätigen, frauenfeindlichen, vergnügungsfeindlichen, sexfeindlichen, intoleranten und rückschrittlichen Ideologie auszuliefern. Cui bono?