ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Werner Reichel
 

Der ORF hatte schon bessere Zeiten. Die sozialistische Schutzmantel-Madonna des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, die SPÖ, sitzt nicht mehr in der Regierung; und die braven Grünen, die den ORF stets hofiert haben, sind sogar aus dem Parlament geflogen. Und das trotz intensiver ORF-Propaganda für die beiden Links-Parteien. Pech gehabt. Mit Christian Kern haben SPÖ und ORF auf das falsche Pferd gesetzt, auf einen lahmen Gaul. Im ORF-Stiftungsrat ist die linke Mehrheit dahin und mit Norbert Steger hat ein Freiheitlicher den Vorsitz. Zumindest liegen die Medienagenden der Regierung bei Polit-Softie Gernot Blümel und nicht bei der FPÖ. Immerhin.

Doch nicht nur auf politischer Seite weht ein anderer Wind, auch bei seinem schrumpfenden Publikum tun sich für den einstigen Rundfunk-Platzhirsch immer mehr Fronten auf. Für die jungen und die migrantischen Österreicher ist der staatliche Rundfunkdinosaurier bereits mausetot, sie schauen YouTube, Netflix oder die Programme aus der fernen Heimat und kennen die beiden wichtigen ORF-Armins, Wolf und Assinger, bestenfalls vom Hörensagen. Früher hatten noch ORF-Experten den Österreichern die Welt erklärt, heute sind es zunehmend YouTuber oder islamische Prediger.

Der ORF hat für diese Zielgruppen den Coolnessfaktor eines Wunderbaums: miefig und unnötig. Versuche, neue, frische und junge Formate zu etablieren, scheitern seit vielen Jahren. Zuletzt wurden zwei groß angekündigte und beworbene Abendshows - „Zur Hölle damit“ und „Meine Mama kocht besser als deine“ - kurz nach dem Start wegen mieser Quoten ins Nachtprogramm verbannt. Und dann ist da noch die leidige Gebührendiskussion, die nicht und nicht abebben will. Immer weniger Österreicher sehen ein, warum sie den riesigen ORF aus eigener Tasche bezahlen sollen, obwohl sie ihn nicht brauchen, nicht wollen und auch auf die linke Propaganda gut verzichten können.

Weil die fürstlich entlohnten ORF-Mitarbeiter nicht wie ihre Kollegen im Geiste, die Kassenfunktionäre, enden wollen, geht der Rotfunk jetzt in die Offensive und startet die Aktion: „ORF für Sie – Was wünschen Sie vom ORF“. Natürlich geht es der Anstalt am Allerwertesten vorbei, was die Österreicher sich von ihr wünschen. Entscheidend war und ist für den ORF, was er sich von der Politik wünscht. Zudem weiß man ohnehin, was das (potentielle) Publikum gerne hätte und wenn nicht, so könnte man das mit einer großen Marktstudie schnell herausfinden. Nur auf repräsentative Erhebungen, nur auf validen Zahlen und auf belastbaren Daten kann man brauchbare Programmstrategien und sonstige Maßnahmen aufsetzen. Das weiß auch der ORF.

Den vermeintlich blöden Österreichern verkauft er seine „dreiwöchige On- und Off-Air-Aktion, in der die Zuseher/innen und Zuhörer/innen aktiv eingeladen werden, sich zu ihrem ORF zu äußern“ als innovatives Instrument, um sein Programm besser auf die Bedürfnisse und Interessen der Gebührenzahler abstimmen zu können.

Das ist natürlich Bullshit, eine billige Show, wo am Ende herauskommt: Die einen sagen so, die anderen so. Und alles bleibt beim Alten. Der ORF hätte schon unzählige Anlässe und Gelegenheiten gehabt, dazuzulernen und entsprechend zu reagieren. Man denke nur an das (Nicht)Berichterstattungsdesaster rund um die Geschehnisse in Köln zu Silvester 2015/16. Passiert ist nichts. Und nun sammelt man mit Hilfe eines alten VW-Lieferwagens und einer Telefonhotline Statements „der Österreicher“ ein, sucht sich die passenden raus und verkauft ein paar kosmetische Programmänderungen und Alibiaktionen als große Neuerung und neu entdeckte Publikumsnähe. ORF und SPÖ ähneln sich nicht nur ideologisch.

Man lenkt die Aufmerksamkeit auf für den ORF ungefährliche Nebenschauplätze, zerredet berechtigte Kritik so lange, bis nichts mehr von ihr übrigbleibt. Glaubt man ernsthaft, mit dieser Komödie irgendjemandem täuschen zu können? Glaubt der ORF, mit seiner lauen Aktion glaubhaft Reformen und einen Umdenkprozess vortäuschen zu können? Diese Zeiten sind vorbei. Die Menschen lassen sich nicht mehr mit symbolischen Aktionen, Sprechblasen und sinnlosem Marketinggeschwurbel an der Nase herumführen.

Das musste die SPÖ bereits im Herbst vergangenen Jahres erkennen. Der ORF muss diese Erfahrung offenbar selbst machen. Er kann sich nur retten, wenn er einen Paradigmenwechsel vollzieht, wenn er die Österreicher, die zu 60 Prozent ÖVP und FPÖ gewählt haben, tatsächlich ernst nimmt und endlich macht, wofür er Gebühren bekommt und wozu er gesetzlich verpflichtet ist. Doch seine Rolle als sozialistischer Missionar, als linker Welterklärer, als politisch korrekter Moralapostel und als antikapitalistisches Bollwerk will der ORF auch in Zukunft spielen. Den meisten Österreichern geht es hingegen um unabhängigen und kritischen Journalismus.

Und dazu braucht es keinen Peter Resetarits, der bedeutungsschwer in die Kamera schaut und für diese seltsame ORF-für-Sie-Show wirbt, dazu braucht es keine hippen VW-Bus, der durch Österreich tingelt, dazu braucht es nur das Einsehen und den Willen der ORF-Mitarbeiter.