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Niklas G. Salm
 

Wer braucht eigentlich Ö1? Klassik-Fans? Hochgebildete? Bitte nicht zu verwechseln mit den oft erwähnten "Hochqualifizierten" aus dem Orient - die hören definitiv nicht Ö1! Die Antifa? Da wird es schon wärmer, allerdings hören auch vermummte Steinewerfer und Berufsdemonstranten eher selten Ö1. Nein, Ö1 brauchen linksdrehende Pseudoschlauberger, Alt- und Neu-68er, Marxisten und Prosecco-Bobos, die sich selbst für die intellektuelle und moralische Krone der Schöpfung halten und diese Sicht der Dinge gerne im Radio bestätigt haben möchten.

Diese kleine, blasenbewohnende Links-Schickeria braucht einen Sender, der ihnen täglich predigt, dass die Regierung aus halbgebildeten Versagern (=Türkise) und analphabetischen Vollpfosten mit Gorilla-Gehabe (=Blaue) besteht. Was aber nur diese Linksgenies erkennen können, da der Durchschnittswähler ja offenbar viel zu dumm ist, das alles zu durchblicken. Wie sonst wären steigende Zustimmungsraten für diese fürchterbare Regierung zu erklären?

Ö1 bedient diese überschaubare Klientel rund um die Uhr. Und das hingebungsvoll mit unserem Geld. Besonders seit der angekündigten Kürzung der Mindestsicherung für Allah-Fans aus allen Wüstenregionen des Globus und den Moscheeschließungen am Freitag herrscht in der Argentinierstraße Alarmstufe Rot. Roter geht es fast nicht mehr, obwohl das auch vorher schon schwierig war. Allein am heutigen Samstag bestehen die nicht-musikalischen Sendungen quasi ausschließlich aus einem Trommelfeuer gegen sämtliche Maßnahmen der Regierung. Ö1 steht in hartem Abwehrkampf an der Anti-Regierungsfront und kämpft verbissen mit dem Mut der Verzweiflung.

Bereits um 7 Uhr in der Früh wird das Feuer auf den furchterregenden Feind eröffnet. Zunächst wird gegen die Moscheeschließungen gewettert. "Die arabische Kultusgemeinde bestreitet, dass es bei den betroffenen Moscheen um einen allzu politischen Islam geht", verkündet der Begleittext. Kein allzu politischer Islam - na eben, was soll die ganze Aufregung? Die wollen ja nur ein bisschen Gottesstaat und ein wenig Scharia. Wieder mal alles aufgebauscht von der populistischen Regierung!

Auch der Linksaußen-"Experte" Thomas Schmidinger darf wieder ran und unterstreicht gleich einmal, warum er "Experte" genannt wird: "Ich wüsste nicht, was an dieser Kultusgemeinde besonders extremistisch wäre. Das sind sehr unterschiedliche Moscheen mit unterschiedlichen Orientierungen. Manche stehen den Moslembrüdern nahe, aber das ist jetzt auch nicht unbedingt extremistischer als Milli Görüs." Na dann! Nachdem Kopfabschneiden jetzt auch nicht unbedingt tödlicher ist, als eine Steinigung oder ein Herzinfarkt, gibt es eigentlich keinen Grund, sich besonders über das Kopfabschneiden aufzuregen. Auf diesem Niveau wird da ungefähr argumentiert. Phänomenal!

Gleich nach diesem Highlight für Samstag-Frühaufsteher offenbart der nächste Beitrag: "Migrationsexperten rufen zu Politikänderung auf" - und zwar in Richtung mehr "flexible Solidarität", was auch immer das sein soll. Auf alle Fälle etwas Sozialistisches. Denn nur so könne "aus dem Migrationsproblem ein Migrationsgewinn für alle" werden. Hurra, da freut man sich direkt schon auf den nächsten Refugees-Welcome-Event am örtlichen Bahnhof inklusive wundgeklatschter Handflächen und einem kleinen Bauchstich zum bunten Kennenlernen!

Man fährt fort mit "Weiter Diskussion um Deutschförderklassen" - "Dagegen protestiert eine Gruppe von Pädagogen, Direktoren und Wissenschaftern - Deutschförderklassen seien der falsche Weg." Dass das alles sehr weit links stehende Personen sind - geschenkt. Jedenfalls versucht Klaus Webhofer im Beitrag herauszuarbeiten, dass auch 85 Prozent Zustimmung in Umfragen nichts bedeuten müssten, da ja "auch Mehrheiten einmal falsch liegen können!" Logisch, vor allem wenn sie nicht glasklar links getaktet sind. Ach wie schade, dass es gerade keinen Gulag gibt, wo man den 85 Prozent die sozialistische Erleuchtung ermöglichen könnte.

Wir springen weiter zum Mittagsjournal, wo wir erfahren dürfen, dass für das astrein demokratische und den "westlichen Werten" hochgradig verpflichtete Sultanat am Bosporus die Ausweisung von Imamen durch die ultraböse Kurz-Strache-Regierung schwerstens islamophob und populistisch ist. Na, wenn das aus einem Land kommt, wo absolute Religionsfreiheit herrscht, noch nie ein Kurde oder Armenier verfolgt wurde und in dem niemals populistisch-neoosmanische Parolen hinausposaunt wurden, dann sollten wir uns schon verdammt schämen im schrecklichen Österreich! Natürlich wird auch wieder betont, dass der einzige Nutznießer der Aktion Erdogan sei, während die armen und gar nicht radikalen Muslime in Österreich fürchterlich darunter zu leiden hätten. Weil das alles noch dazu im heiligen Fastenmonat Ramadan passiert, auf den Kurz & Co. natürlich auch Rücksicht hätten nehmen müssen. Wer sich jetzt noch nicht schuldig fühlt, ist eindeutig ein Nazi!

Für die besonders harten Knochen folgt dann aber gleich eine weinerliche Reportage von Katja Arthofer. Die hat sich dem wichtigen Thema "Mindestsicherung und subsidär Schutzberechtigte" gewidmet und eine alternde Lady Mitte 50 besucht, die sicher völlig ohne Hintergedanken einem jungen, 20-jährigen Hupfer aus Afghanistan Unterschlupf gewährt hat. Der hochtalentierte Parsa wird gerade von Raketenwissenschaftler auf Bautechniker umgeschult.

Seine Patin und auch ein Asyl-Industrieller von der Diakonie unterstreichen mehrmals, dass eine Streichung der Mindestsicherung für Genies wie Parsa höchst integrationsfeindlich wäre (und vermutlich auch die Versorgung Österreichs mit Technikern und Hirnchirurgen gefährden könnte). Denn schlaue Leistungsträger aus Afghanistan und Umgebung brauchen schließlich erst mal 30 Jahre Mindestsicherung, bevor sie dann hochmotiviert unsere Pensionen bezahlen werden. Versprochen!

Nach diesen erbaulichen Einblicken bezüglich unseres derzeit noch gut angelegten Steuergeldes wechseln wir dann zur Medienenquete. Rote Zampanos a la Gerhard Zeiler erklären dabei ohne jede Parteiaffinität (schwöre!), dass die GIS-Gebühr so lebensnotwendig sei, wie Sonne, Luft und Wasser. Und im Anschluss wird Medienminister Blümel in die Mangel genommen, mit dem Ziel, dem ORF-Verhörspezialisten Stefan Kappacher per sofort zu versprechen, dass an den Zwangsgebühren in den nächsten 1000 Jahren nicht gerüttelt wird. Über Blümels erbärmlich-unterwürfige Antworten verschwenden wir besser nicht zu viele Worte. Der Mann ist neben der oft ungeschickten Sozialministerin die große Enttäuschung in dieser Regierung. Unterwürfiger gegenüber dem Rotfunk geht es kaum noch. Wenigstens kann ein Blümel nie umfallen - weil einer, der am Boden liegt, nicht umfallen kann.

Nach so vielen erquickenden Beiträgen kommt am Nachmittag noch etwas Entspannendes für die Seele. In "Dekadenz. Über die Politik des Niedergangs." wird dem Zuhörer über eine Stunde lang eingetrichtert, dass politischer Islam, Islamismus und Rechtspopulismus quasi aus derselben Höhle hervorgekrochen sind und als Brüder im Geiste unser sozialistisches Wohlfühlparadies bedrohen. Muslimbrüder und AfD-Politiker werden auf eine Stufe gestellt - weil ja die AfD ständig zum Mord an Andersdenkenden aufruft. Schon klar!

Die meisten Zuhörer, die nach dem Gehörten noch über einen Puls verfügten, werden diese hochwissenschaftlichen Erkenntnisse mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis genommen haben. Man hat es ja schon immer gewusst: die AfD, Pegida, die FPÖ, die Kurzianer, Identitäre, Erdogan, der IS, Boko Haram, Al Kaida, die Taliban - alles dasselbe Gesocks. Darauf ein Glas Prosecco!

Soweit der Bericht von der Ö1-Front - die Rotfunker konnten den Durchbruch der rechten Recken zwar noch nicht völlig abriegeln, haben aber laut im Zuge der BVT-Affäre geleakter Geheimdienstberichte noch einen fast unbenutzten Plan A in der Hinterhand. Das wird noch spannend...

Alles nachzuhören hier: https://oe1.orf.at/player/20180609/518135