ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Andreas Unterberger
 

Schon in mehreren Beiträgen  hat der ORF zuletzt sehr kritisch über die sogenannten "Influencer" berichtet. Das sind Menschen – oft junge Frauen – die auf sozialen Medien, von Youtube bis Facebook und Instagram, Schleichwerbung machen. Sie nehmen von Firmen Geld und preisen dafür von Mode über Urlaubsreisen bis Kosmetik deren Produkte an, wie wenn es ihre unbeeinflusste persönliche Meinung wäre, und verschweigen meist das dafür geflossene Geld. So weit so schlecht und verlogen. Noch verlogener aber ist der ORF, wenn er sich darüber erregt – aber gleichzeitig selber in großem Umfang praktisch dasselbe betreibt.

Das tut er nämlich durch die sogenannten "Produkt-Platzierungen". Hier werden in Sendungen gegen Geld ganz gezielt Produkte genannt oder auffällig verwendet, die von den jeweiligen Herstellern solcherart promotet werden. Da wird keineswegs zufällig ein Getränk der Marke X und nicht ein solches der Marke Y getrunken. Da werden bestimmte Veranstaltungen genannt und andere nicht. Da werden bestimmte Kleidungsstücke getragen und andere nicht.

Das ist im Grund genau dasselbe, was die Youtube-Influencer tun. Das wird nicht besser, wenn am Beginn einer einstündigen ORF-Sendung – übrigens oft in präpotenter Befehlsformulierung! – kurz gesagt wird: "Beachten Sie die Produkt-Platzierungen"; oder wenn im Nachspann rasch der Hinweis über den Bildschirm rauscht "Eingekleidet von …"

Eigentlich müssten alle Sendungen mit entgeltlichen Produkt-Platzierungen zur Gänze in die Werbezeit einberechnet werden (die ja bei öffentlich-rechtlichen Gebührensendern limitiert ist!). Und ebenso dürften korrekte journalistische Berichte nicht kritische Beiträge über Influencer bringen, ohne auch auf die ganz ähnlichen eigenen Praktiken einzugehen.

Damit kein Missverständnis entsteht: Auch bei Printmedien gibt es unsaubere Praktiken, wo Geld von der werbenden Wirtschaft für Berichterstattung fließt. Das geht über den Umweg von Inseraten (an die Verlage) oder auch direkt (an die betreffenden Journalisten – meist über aufwendige Sachleistungen). Letztlich ist es immer eindeutiger Betrug am Leser, am Hörer, am Seher, wenn Geld oder geldeswerte Dinge dafür fließen, damit sie die Berichterstattung beeinflussen. 

Die echten Sauereien sind jedenfalls nicht die Influencer-Mädchen. Die nehmen nämlich von ihren Anhängern wenigstens kein Geld. Sie gehören vielmehr in die gleiche Kategorie wie Gratiszeitungen, Free-TV, Billa-Prospekt, Facebook oder Twitter. Bei all diesen Medienarten ist jedem Menschen mit minimaler Intelligenz klar: Gratismedien werden nicht aus Nächstenliebe gemacht, sondern nur weil irgendjemand für die Präsentation seiner Produkte in diesen Medien bezahlt.

Die wirklichen Sauereien sind jene Medien, die vom Konsumenten Geld für Gebühren, für Abonnements oder auch den Einzelverkauf am Kiosk nehmen, die aber gleichzeitig – über die unproblematischen, weil klar erkenntlichen Inserate und Werbespots hinaus – auch von jemand anderem noch Geld nehmen.

Dieses Geld ist absolut immer dazu da, um den Konsumenten zu betrügen. Er bekommt nicht oder nicht ausschließlich das, was er glaubt gekauft zu haben: Berichte, Meinungen und Analysen von Journalisten, die sich allein dem Seher, Hörer, Leser verpflichtet fühlen. Diesem werden vielmehr auch Dinge vorgesetzt, für die hintenherum weiteres Geld geflossen ist.

Dieser Betrug führt zu großen Nett-Artikeln über Firmen und Produkte wie über Politiker und Parteien.

Die noch viel größere Sauerei sind jedoch zweifellos die fast 200 Millionen Euro, die aus österreichischen Steuergeldern völlig unkontrolliert, ohne Ausschreibung und total nach dem (parteipolitischen) Willen einzelner Politiker alljährlich an einzelne Medien fließen. Die praktisch immer nur dazu dienen, damit das Medium den betreffenden Politiker und seine Partei lieb hat, damit das Medium in deren Sinne berichtet. Auch der ORF verdient laut den Erhebungen durch das Medientransparenzgesetz viel an solchen unsauber vergebenen Steuergeldern (zusätzlich zu den Gebühren)!