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Niklas G. Salm
 

Es war wieder eine Sendung, die man so noch nie zuvor gesehen hat. Die SPÖ sprengt sich selbst in die Luft und der ORF reagiert wie? Er trommelt eiligst eine rote Selbsthilfe-Gruppe zusammen. Eigentlich lautete der Titel der Sendung ja: "Ist die SPÖ noch zu retten?", doch das war nur Maskerade. Tatsächlich hätte er lauten müssen: "Wir retten die SPÖ!".

Nachdem Prinzessin Christian Kern letzte Woche in einem spontanen Anfall von Genialität die SPÖ einmal mehr explodieren ließ (Selbstmordattentäter in einer Telefonzelle, wie weiland ein schlauer Bursche so treffend formulierte?) und sich in einer Art Selbstkrönung zur EU-Kaiserin in spe ausgerufen hat, war es für die Genossen am Küniglberg natürlich höchste Zeit, etwas zu unternehmen. Glücklicherweise ist mit Pamela-Joy Rendi-Wagner mittlerweile die neue Erlöserin am Horizont aufgetaucht, die offenbar wie schon Kern 2016 über Wasser gehen kann und auch magisch begabt sein dürfte. Denn die Lobeshymnen über die ZaubererIn wollen nicht mehr aufhören.

Also rief der ORF zur Diskussion über die taumelnde SPÖ auf. Geladen waren dazu drei offizielle und zwei inoffizielle Rothäute und das von einer grünen Moderatorin. So geht nämlich kritischer Journalismus! Es predigten zu uns ein etwas verbraucht wirkender Ex-Innenminister Karl Schlögl, der ebenso eloquente wie charismatische steirische Vize-Lord Michael Schickhofer, die Venezuela-Liebhaberin Frau "July" Herr, eine offensichtlich linke Politikwissenschaftlerin aus dem roten Kärnten und dazu der stets etwas originelle Andreas Koller von den Salzburger Nachrichten.

Rund eine Stunde lang wurde dabei anti-autoritär therapiert. Das heißt, es wurde eine Stunde lang keine einzige wirklich kritische Frage gestellt - nicht eine. Es lief alles sehr ruhig, gelassen und entspannt ab. Zumal sich ja auch Frau Pamela-Joy bereits offenbart hat und jetzt alles nur noch ein Selbstläufer ist. Dieses Erfolgsrezept wird seit Kern konsequent durchgezogen. Ein paar Lacher waren natürlich auch dabei, etwa als der lustige Herr Koller dem wortgewaltigen Herrn Schickhofer attestierte, die Regierung sehr differenziert und durchdacht zu kritisieren. So könne ein neues Erfolgsrezept für die SPÖ aussehen.

Das war darum sehr lustig, weil Herr Schickhofer (das war übrigens jener Geistesriese, der Trump quasi den Krieg erklären und deshalb die Coca-Cola-Fabrik im Burgenland boykottieren wollte, weil er nicht überzuckert hat, dass Coca Cola seine fürchterliche schwarze Ami-Brause nicht nur in den USA abfüllen lässt) schwer auf Kriegsfuß mit der deutschen Sprache war. Von Grammatik bis Semantik befand er sich in einem harten Grabenkrieg mit der deutschen Textur, was in jedem zweiten Satz seinen Niederschlag fand. Wenn dieser Herr die neue SPÖ charakterisiert, dann wird die Absolute vermutlich das Mindestziel sein.

Der ORF hat sich jedenfalls wieder ausgezeichnet. Wie man eine schwere Parteikrise in eine reine Belangsendung umwandeln kann, das galt bisher als medial unlösbare Aufgabenstellung. Die Rotfunker haben diese Hürde aber souverän gemeistert - Respekt! Journalismus ist das zwar keiner, aber Hauptsache die Löwelstraße ist begeistert.

Link: https://tvthek.orf.at/profile/Im-Zentrum/6907623