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Werner Reichel
 

Wer durchs Wiener Kabelnetz zappt, stößt zwangsläufig auf W24. Der TV-Sender ist eine Tochter der Wien-Holding, also Teil des roten Wiener Firmenimperiums, politisch und inhaltlich dementsprechend ausgerichtet. Man sendet weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit. 2016 lag der Marktanteil im Wiener Kabel bei 0,5 Prozent. Ein halbwegs talentierter YouTuber hat mehr Zuseher.

Das ist auch dem Wiener Stadtrechnungshof aufgefallen. Er kam nach einer Prüfung des Senders zu dem Ergebnis, dass Kosten und Reichweite in keinem vernünftigen Verhältnis zueinanderstehen. Der Rechnungshof regte an, zu überprüfen, ob es sinnvoll ist, den Sender noch weiterzuführen.

Neos-Sprecher Ornig nach dem Erscheinen des Rechnungshofberichts im Jahr 2017: „Die Zuseherzahlen von W24 sind so gering, dass sie kaum messbar sind. Trotzdem buttern Stadtregierung und Bund über die RTR-Förderung Millionen in das intransparente WH-Medien-Netzwerk.“

Egal, W24 macht weiter. Man verweist auf bestehende Verträge mit dem Wiener Kabelbetreiber UPC. Beim Durchzappen durch das Wiener Kabelnetz bleibe ich auch immer wieder kurz bei W24 hängen, schließlich ist der Sender vom Betreiber fix auf einem guten Platz eingespeichert, ganz vorne und nicht hinten bei den Verkaufssendern für Gurkenhobel und Keramikpfannen, wo er aufgrund seiner Reichweite eigentlich hingehören würde.

Beim letzten Mal blieb ich ca. vier Minuten lang hängen und sah eine Komikerin, die in der Sendung „Soso´s Comedy Club“ auftrat. Die offenbar schwer depressive junge Dame erzählte, dass man Selbstmordversuche leider nur einmal machen könne, im Gegensatz zu Abtreibungen. Das anwesende Publikum im Comedy-Club lacht laut und leicht hysterisch. Dass sie die Pointe verkackt hat, weil man Selbstmordversuche so oft machen kann, wie man depressiv ist, die gute Dame hat wohl Selbstmord gemeint, ist auch schon egal. Das anwesende Publikum dürfte es ohnehin nicht mitbekommen haben, es findet Abtreibungen auch so lustig und klatscht begeistert.

Als sie einen weiteren humorfrei-depressiven Witz über ihren toten Hamster und ihre Mutter vergeigt - oder war es ihre  tote Mutter und ihr Hamster? -, egal, ich zappe schnell weiter. Kurz auf die Webseite von W24 geklickt, erfahre ich über diese Sendung: „Frech, jung, kulturell vielfältig und nicht immer politisch korrekt! Der in Burundi geborene Soso lädt in seinem Kabarett "Soso´s Comedy Club" Künstler mit unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen zu sich auf die Bühne in der Arena Bar und schafft es so, ein humoristisches Bild des vielfältigen Wien zu zeichnen.“

Ja, das ist ihm tatsächlich gelungen. Was nur schwer verständlich ist: Auch wenn die Wiener SPÖ Abtreibungen lustig finden sollte, braucht man dazu wirklich einen teuren TV-Sender, der mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor sich hinsendet, um das einem ohnehin kaum vorhandenen Publikum mitzuteilen?