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Andreas Unterberger
 

Die bisher größte Bombe aus dem ganzen BVT-Untersuchungsausschuss ist eine in einem "Kurier"-Bericht versteckte Passage. Aus dieser geht hervor, dass der ORF für ein sehr ÖVP-kritisches interview mit Ex-BVT-Chef Gert-René Polli bezahlt hat. Wenn der "Kurier" mit diesem Hinweis nicht gelogen haben sollte, dann ist das der größte Medienskandal der letzten Jahre. Zwar findet sich diese Information nicht in anderen Medien, aber zumindest auf Twitter bestätigen etliche Eintragungen, dass sich Polli sogar explizit auf ein Interview in der ZiB24 bezogen hat.

Es ist allerdings etwas seltsam, wie der "Kurier" damit umgegangen ist: Entweder er hat eine Sensation total unterbewertet. Oder er hält gar das selektive Bezahlen von Interviewpartnern für ok. 

Noch merkwürdiger: etwa eine halbe Stunde, nachdem auf orf-watch.at dieser Bericht - in einer ersten Fassung - erschienen war, hat der "Kurier" die Online-Fassung kommentarlos geändert. Aus "in einem bezahlten ORF-Interview" wurde schlicht "in einem ORF-Interview".

Nun, wenn man weiß, wie abhängig sich fast alle Zeitungen gegenüber dem ORF fühlen (wer kritisch ist, kommt dort nicht mehr vor, bekommt keine Werbespots und Sendungsauftritte), ist das alles vielleicht nicht mehr so merkwürdig.

Inzwischen kursieren auch merkwürdige weitere Polli-Andeutungen: Dass er vielleicht nur versucht habe, vom ORF eine Gage zu fordern. Dass er vielleicht nur bei anderen Sendern Forderungen gestellt hat. 

Tatsache ist: Für Interviews zu bezahlen widerspricht allen medienethischen Standards. Tatsache ist, sich für Interviews bezahlen zu lassen, vergrößert naturgemäß den Hang, bei Aussagen krass zu übertreiben (weshalb Qualitätsmedien eben nie bezahlen). Tatsache ist auch, dass zum Zeitpunkt des Polli-Interviews schon ein großes Interesse der Linksparteien an scharfen Aussagen zum BVT bestanden hat.

Hat das Fernsehen also am Ende Zwangsgebühren verwendet, um im Interesse der Linksparteien ein Thema zu schüren? Besteht da eine Schweigemafia, um den ORF zu schützen?

Diese Indizien werfen freilich auch ein sehr schiefes Licht auf Polli, vor allem auch, da er vor dem BVT-Ausschuss nicht bereit war, seine dramatischen Andeutungen aus jenem Interview zu konkretisieren, wo er von schwarzen Seilschaften im BVT gesprochen hat. Vor allem auch, da er das mit der saloppen Bemerkung garniert hat: Im ORF stehe man ja nicht unter Wahrheitspficht.

Letztlich macht das alles Polli und seinen Hang zum dramatisch klingenden, aber offenbar substanzarmen Wichtigmachen aber auch für FPÖ und Innenministerium problematisch, die ihn beide beschäftigen bzw. beschäftigt haben. Im Gegensatz zum deutschen Ex-Verfassungschef Maaßen, der einer linken Rache-Vendetta zum Opfer gefallen ist, hat sich Polli offensichtlich nicht immer an die Wahrheit gehalten.

Was allerdings nichts daran ändert, dass der Mann  mit seiner generellen Bewertung des Untersuchungsausschusses absolut Recht hat: Sowohl die Hausdurchsuchungen im BVT wie auch der Untersuchungsausschuss sind eine absolut Katastrophe und haben das BVT total ruiniert. Das freilich auch schon vorher keine besonders effiziente Organisation gewesen ist.