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Werner Reichel
 

Die französischen Gelbwesten überfordern den gemeinen ORF-Redakteur. Diese neue Massenbewegung lässt sich nicht so einfach ins simple Links-rechts-Schema pressen. Weshalb sich die ORFler sichtlich schwertun, den Gelbwesten ihren Meinungs-Stempel aufzudrücken, sie entweder zu bejubeln oder zu verteufeln, so, wie sie das mit allen politischen Kräften tun.

Wären die Gelbwesten lupenreine „Rechtspopulisten“, kein Problem, dann würde man in altbewährter Manier gegen sie hetzen und versuchen, sie und ihre Anliegen in ein möglichst schiefes Licht zu rücken, sie als Gefahr für Demokratie und Frieden darzustellen. Wären es linksextremistische Gewalttäter, alles paletti, dann würde längst die französische Polizei am ORF-Pranger stehen, weil sie brutal gegen die armen Aktivisten vorgehen würde.

Wäre Präsident Macron ein „ekeliger Rechtspopulist“, würden die Gelbwesten vom ORF längst als linke Widerstandskämpfer und Hoffnung für Europa abgefeiert werden. So aber berichtet man kommentarlos darüber, dass es bereits zweit Tote und rund 600 verletzte Zivilsten(!) gibt. Das ist für den ORF mehr als ungewöhnlich. Das kommentarlose Berichten. Deshalb wird ohne Schaum vor dem Mund bzw. ohne klammheimliche Freude geschrieben, dass Emmanuel Macron und Innenminister Christophe Castane angekündigt haben, brutal gegen die Demonstranten vorgehen zu wollen. Ja, man weiß es einfach nicht, wie man mit den Gelbwesten umgehen, wie man sie den Gebührenzahlern verkaufen soll, als aufgehetzte, menschenverachtende Faschisten oder als edle, linke Revolutionäre, die für soziale Gerechtigkeit kämpfen.

Ohne ihren Links-rechts-Kompass sind die ORF-Volkspädagogen ziemlich hilf- und orientierungslos. Die rezenten gesellschaftspolitischen Entwicklungen sind zu komplex für Vulgärmarxisten. Und kein linker Sündenbock, kein Prügelknabe à la Trump oder Orbán weit und breit. Verdammt.

Klar ist allerdings auch, dass die Gelbwesten gegen den Liebling der Gutmenschen, gegen Emmanuel Macron und seine abgehobene Politik demonstrieren. Allein das macht sie irgendwie verdächtig, weshalb die ORFler ihnen abwartend skeptisch gegenüberstehen.

Man muss noch warten, bis die linken Meinungsführer in Deutschland (Spiegel, Zeit, Süddeutsche etc.) über diese Protestbewegung ihr Urteil gefällt und sie ideologisch eingeordnet haben, bevor man sich beim ORF festlegt und auch zu diesem Thema seinen gewohnten Meinungsjournalismus absondern kann. Ohne mitgelieferte Meinung, ohne betreutes Denken, ohne linke Belehrungen und ohne Schubladisierung wäre der ORF nicht der ORF.

PS: Was man beim Rotfunk sicher nicht lustig findet, ist der Spruch, den eine ältere Französin auf ihre gelbe Weste geschrieben hat: „Macron, die einzige Rentnerin, die dich noch leiden kann, ist deine Frau“.