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Werner Reichel
 

Karoline Edtstadler ist auf Ö1 im „Journal zu Gast“. Bevor die Staatssekretärin interviewt wird, läuft ein Beitrag über jene Obskurantin aus der steirischen Provinz, die für schlappe 14 Jahre in Gefängnis wandert. Wegen Hochverrats. Ö1 leitet gekonnt auf den nächsten Programmpunkt über: „Jetzt zu einer Aussage des Innenministers in Bezug auf das Rechtswesen“. Hui, da versucht der ORF Herbert Kickl in die Nähe der Staatsverweigerer zu rücken. Ja, das hätte Ö1 gerne: Herbert Kickl für 14 Jahre im Knast. Wen wundert‘s. Wie wir aus der Geschichte gelernt haben, sperren Sozialisten immer ihre politischen Gegner weg, so ferne sie Möglichkeit und Macht dazu haben.

Man kann darüber diskutieren, ob Kickls Aussage demokratiepolitisch problematisch ist, dass solche schmierigen und plumpen ORF-Tricks wie diese Überleitung für den Journalismus im Allgemeinen und für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk im Besonderen hochproblematisch sind, steht außer Frage.

Nach dieser eleganten Überleitung tritt ÖVP-Staatssekretärin Karoline Edtstadler zum Verhör an. Es geht fast ausschließlich um Herbert Kickl. Weil linke Journalisten in der direkten Konfrontation mit dem Innenminister zumeist kläglich scheitern, knöpft sich Ö1 eben einen schwächeren Gegner vor.

Schwächer, weil der ORF aus langjähriger Erfahrung weiß, dass er ÖVP-Frauen mit etwas medialem Druck und Liebesentzug relativ leicht politisch umpolen kann. Weibliche Politiker haben in der Regel ein viel größeres Bedürfnis geliebt zu werden als ihre männlichen Kollegen. Als Mitglied einer konservativ-rechten Regierung wird man von der linken Journaille, dem Kulturbetrieb, der Asylindustrie, den NGOs und der Bussi-Bussi-Gesellschaft alles Mögliche, nur nicht geliebt. Nichtlinke Politiker werden von diesen Gruppen tagtäglich abgewatscht. Das ist nicht jedermanns Sache, jederfraus noch viel weniger. Diesem rauen Gegenwind halten die meisten Politikerdamen nicht stand (Achtung, Achtung: Sexismus-Alarm!), es gibt nur wenige von der Standfestigkeit einer Margaret Thatcher.

Im Laufe der Zeit, durch die linken Medienkampagnen und -angriffe mürbe gemacht, mutieren die meisten konservativen Politikerinnen zu Pseudo-Linksliberalen - wobei links und liberal ohnehin ein unvereinbares Gegensatzpaar ist -, die danach mit Vorliebe ihren eigenen Parteien kluge, linke Ratschläge erteilen.

Wir erinnern uns mit Schrecken an Maria Rauch-Kallat oder Heide Schmidt, die auch heute noch von Zeit zu Zeit als linke Polit-Zombies durch die Medien geistern. Elisabeth Köstinger ist ein aktuelles Beispiel. Im Sinne der „Geschlechtergerechtigkeit“ seien auch zwei Männer erwähnt, die in diese Kategorie passen: Erhard Busek und Othmar Karas (oder waren die schon immer so?).

Auch Frau Edtstadler wird medial gerade weichgeklopft. Mit gutem Erfolg. In manchen Bereichen leistet sie noch Widerstand, aber das ist vermutlich nur eine Frage der Zeit. Der gebührenfinanzierte Ö1-Rundfunkbeamte hinter dem gebührenfinanzierten Mikrophon, der die Frau Staatsekretärin verhört, ist in diesem Journal ein gutes Stück vorangekommen. Ö1 versucht Edtstadler in die Rolle der politisch korrekten Gouvernante zu drängen, die den politischen Rabauken Herbert Kickl unter Kontrolle halten soll: „Haben sie in dieser Rolle jetzt versagt?“, fragt der Ö1-Mann.

Edtstadler eiert herum, wehrt sich. Sie weiß, fällt sie Kickl direkt in den Rücken, hat die Koalition ein Problem. Ein großes Problem. Das weiß natürlich auch Ö1. Und bohrt nach. Der Großteil dieses Verhörs dreht sich um Herbert Kickl. Es fallen Fragen und Sätze wie: „Wie kann Herbert Kickl solche Worte wählen? Unterstützen sie das (…)“

In dieser Tonart geht es munter weiter: „Warum beteiligen sie sich als ÖVP-Staatssekretärin an einer solchen Stimmungsmache?“ Subtext: Wann beteiligen sie sich endlich an unserer Stimmungsmache gegen die Regierung? Denken sie an ihren EU-Kollegen Karas.

Thematisiert wird auch der kausale Zusammenhang zwischen Masseneinwanderung aus dem islamischen Raum und dem Anstieg von Gewalt in Österreich. Der ist evident, wird vom ORF aber nicht zur Kenntnis genommen. Was Vietnam für die Amis, ist der Herbst 2015 für die Gutmenschen. Ö1: „Wenn man das zu Ende denkt konsequent, dann würde herauskommen, dass die Ereignisse von 2015 für alle künftigen Straftaten auschlaggebend und verantwortlich sind.“ Echt jetzt? Für alle? Auch wenn ein Sozi in die Parteikasse greift?

Um das in diese Richtung weiterzudenken, muss man ein intellektuell benachteiligter Gutmensch mit ideologischen Scheuklappen und einem holzschnittartigen Weltbild sein, der nur in zwei Kategorien  denkt. Ansonsten kommt kein vernünftiger Mensch zu einer so selten dämlichen Schlussfolgerung. Aber es geht vor allem darum, Frau Edtstadler zu verunsichern, einzuschüchtern, sie als kaltherzige Politikerin darzustellen. Immer und immer wieder.

Manchmal beschränken sich die Fragen nach einem aggressiven Monolog oder einer Attacke gegen Herbert Kickl auf: „Das ist schon so. Oder?“, „Unterstützen sie das?“ „Inwieweit würden sie zugeben (…)“

Der Ö1-Mann bedauert nebenbei die kriminellen Migranten, die nun unter der „rigorosen“ Politik eines Herrn Kickls zu leiden haben und beschwert sich, dass „Eigenverantwortung“ von dieser Regierung überbetont werde. Bei diesem Wort läuft es jedem Sozi kalt über den Rücken. Eigenverantwortung! Geht gar nicht. Vor allem, wenn man in einer geschützten Rundfunk-Werkstätte mit Gebühren gemästet wird.

Edtstadler hält dagegen, aber man merkt, noch einige solcher Interviews und sie könnte umfallen und zu einer der vielen peinlichen, linken ÖVP-Frauen werden. Das spürt auch unser durchschnittlich begabter Ö1-Verhörspezialist. Nach ca. 10 Minuten sagt er großmütig: „Ich möcht‘s dabei belassen.“ Du kommst uns ohnehin nicht aus. Wäre es ein TV-Krimi, würde er seinem Kollegen zuraunen: Noch zwei Stunden und wir haben das Geständnis.

In diesem Kontext bedeutet es: Noch ein paar Wochen oder Monate medialer Druck von ORF, Profil, Falter und Co. und Edtstadler ist politisch so korrekt und stromlinienförmig wie Joy-Pamela oder Meinl-Reisinger. Es ist wie am Schulhof. Man pickt sich immer die schwächeren Gegner raus. Vielleicht hat sich der ORF getäuscht und Edtstadler ist zäher als angenommen.