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Andreas Unterberger
 

Aus einer neuen Umfrage, die der ORF-Publikumsrat in Auftrag gegeben und nun veröffentlicht hat, geht klar hervor: Einzig jene schlanken zwölf Prozent der ORF-Konsumenten, die sich selbst als "Links" bezeichnen, haben noch signifikantes Vertrauen in die Nachrichten und Informationen des ORF. Hingegen bewegt sich bei all jenen, die den eigenen Standort als "Mitte", "Mitte rechts" oder "Rechts" bezeichnen, das Vertrauen zum ORF in Regionen, die dem Vertrauen zu allen anderen Medien wie Privatradios und Privatfernsehen entspricht. Und die genießen sehr wenig Vertrauen. In Hinblick auf die "Sozialen Medien" des ORF, also die diversen Facebook- oder Twitter-Auftritte, sind die Vertrauenswerte sogar bei den Linken katastrophal.

Damit bestätigt sich erneut, was viele andere Studien gezeigt haben, was aber erstmals auch eine vom ORF finanzierte – und veröffentlichte! – Studie ergibt: Der ORF ist im Grund ein Medium, das von Linken für Linke gemacht wird.

Diese Umfrage ist bezeichnenderweise vom SPÖ-nahen Institut Sora gemacht worden, das viele Aufträge vom ORF hat. Daher sind die vielen verzerrenden Ansätze nicht ganz überraschend, durch die ganz offensichtlich die Absicht erkennbar wird, die Studie nicht allzu unangenehm für den ORF ausfallen zu lassen:

  • So war trotz des großen Umfangs der Repräsentativumfrage keine einzige Frage der Berechtigung der Zwangsgebühren gewidmet.
  • So wurde überhaupt nicht gefragt, ob der ORF das gesetzliche Objektivitäts- und Ausgewogenheits-Gebot einhält.
  • So wurde nicht konkret gefragt, ob die Konsumenten eine politische Schlagseite des ORF sehen, und in welche Richtung die geht.
  • So wurde bei Fragen nach den Privatfernseh-Konkurrenten nie getrennt zwischen Servus-TV und Boulevard-Sendern wie ATV. Eine solche Trennung hätte aber zweifellos für Servus-TV bessere Bewertungen als für den ORF gebracht, liegt doch selbst die Gesamtheit der gemeinsam abgefragten Privatfernseh-Anstalten laut Sora kaum schlechter als der ORF.
  • So wurden in ähnlicher Weise bei den Zeitungen und Zeitschriften "Presse" und "Standard" in einen Topf mit Boulevardzeitungen und sogar "News" geworfen. Auch hier scheint die Intention klar: Die Qualitätszeitungen würden zweifellos besser abschneiden als der ORF, würden sie als gesonderte Kategorie dem Gebührenfernsehen gegenübergestellt (die Vertrauenswerte des ORF liegen zwar dank des solcherart manipulierten Vergleichsmaßstabes relativ an der Spitze, sind aber dennoch sehr bescheiden. Je nach Medium – Radio, TV, Online – sagen nur 7 bis 29 Prozent, sie vertrauen den ORF-Angeboten "sehr").
  • So wurde überhaupt nicht nach den internationalen Fernsehsendern gefragt, obwohl diese immer stärkeren Zuspruch in Österreich erfahren.
  • So werden zwar die zentralen Themen der letzten Jahre abgefragt, also "Flüchtlinge, Asyl" und "Migration, Integration". Aber die wichtigste Frage dazu ist ausgespart worden. Die wäre auf Grund des aufs Erste überraschenden Ergebnisses aber eigentlich dringend notwendig. Sowohl Rechte wie Linke haben nämlich in einem erstaunlich wirkenden Gleichklang geantwortet, dass der ORF "zu viel" über diese Themen berichtet. Aber darauf wird nicht das Entscheidende nachgefragt, warum das so ist; ob nicht Linke wie Rechte total Unterschiedliches unter "zu viel" verstehen; und ob der ORF zu asylantenfreundlich oder zu asylantenkritisch berichtet.
  • Die Umfrage ist auch methodisch fehlerhaft. Denn in den von Sora präsentierten Unterlagen findet sich unter der Überschrift "Vertrauen in österreichisches Mediensystem" einmal ein Wert von 37 Prozent für jene, "die mindestens einem Nachrichtenanbieter sehr" vertrauen, auf einer anderen Seite hingegen ein Wert von 43 Prozent für haargenau dieselbe Formulierung. Es bleibt völlig unklar, welcher dieser beiden Werte stimmt. (Freilich sind beide für die heimische Medienlandschaft katastrophal. Denn wenn eine massive Mehrheit der Österreicher keinem einzigen Medium mehr ganz vertraut, wird sie auch nicht bereit sein, für irgendeines davon etwas zu bezahlen!)

Sora war offensichtlich sehr bemüht, diese von den neuen blau-schwarzen Mitgliedern des Publikumsrates verlangte Umfrage so zu gestalten, dass sie dem ORF nicht allzu weh tut. Das erinnert an das Verhalten anderer Meinungsforschungsinstitute, die es oft überhaupt ablehnen, Umfragen zum Gebührenmonopolisten zu veröffentlichen, weil sie die Rache des ORF fürchten.

Indirekt kann man allerdings dennoch genug interessante Erkenntnisse aus der Umfrage ziehen, die allesamt für die jetzige ORF-Mannschaft peinlich sind:

  1. Verheerend sind für Armin Wolf & Co die Antworten auf die Frage ausgegangen, ob ORF-Journalisten in "Sozialen Medien" ihre persönliche Meinung zu politischen Themen äußern sollen. Das halten nur 31 Prozent für gut! 53 Prozent sagen hingegen, die ORF-Leute sollen keine Meinungskommentare abgeben (Randnotiz: Es fällt auf, dass gerade das in der Sora-Studie deutlich herausgearbeitet wird. Sind die Auftritte in den "Sozialen Medien" doch etwas, wo auch ORF-General Wrabetz seine Redakteure einzufangen versucht. Ganz zufällig wird gerade das von Sora stark betont …).
  2. Noch verheerender sind die Antworten auf die Frage, ob die Befragten den Sozialen Medien des ORF vertrauen. Da sagen nämlich nur 11 Prozent jener, die überhaupt eine Meinung zu den Sozialen Medien haben, dass sie denen des ORF "sehr vertrauen". Durchgerechnet auf die insgesamt befragten Personen sind das gar nur rund 7 Prozent.
  3. Schlimm für den ORF sind auch die Antworten auf die (offene) Frage, wie die Berichterstattung im ORF verbessert werden soll. Denn das weitaus am häufigsten formulierte Verlangen ist: "unparteiisch, neutral berichten".
  4. Nach den "Kommentaren und Analysen" der ORF-Journalisten gefragt, sagten nur 25 Prozent der ORF-Seher, dass die Bezeichnung "sachlich" sehr auf diese zutrifft.
  5. Bei der Frage, ob zu viel oder zu wenig über die Themen Sicherheit und Kriminalität berichtet wird, zeigen sich ganz klare Unterschiede zwischen Rechts und Links. Den nach Selbstdefinition Linken kommen diese Themen viel zu häufig im ORF vor ("zu viel": 41 Prozent; "zu wenig" 9 Prozent); bei Rechten ist es hingegen genau umgekehrt (zu viel: 14; zu wenig 43). Die sich als "Mitte" Fühlenden antworten ähnlich wie die sich als "Rechts" Deklarierenden (zu viel: 19; zu wenig: 28). Und ganz offensichtlich entspricht das Verhalten der ORF-Redaktionen viel mehr den Wünschen der Linken als dem der Bevölkerungsmehrheit, werden Sicherheitsfragen und Kriminalitätsfälle doch in ORF-Radio/Fernsehen/Online viel weniger berichtet als in Zeitungen oder sämtlichen privaten Fernsehstationen, also einschließlich des Qualitätssenders Servus (der Rest auf 100 Prozent sind immer all jene, die entweder sagen "gerade richtig" oder "weiß nicht").
  6. Genau umgekehrt geht es beim Thema Gleichstellung zu. Obwohl der ORF nicht nur zum Weltfrauentag fast ununterbrochen Feminismus-Sendungen bringt, verlangen Linke nach mehr (zu viel: 10; zu wenig: 43), Rechte nach weniger (zu viel: 30; zu wenig: 23) Gleichstellungsstorys.
  7. Auch beim Thema Europa gibt es ein ideologisches Gefälle, wenn auch deutlich schwächer. Linke wollen etwas mehr, Rechte etwas weniger Europa.
  8. Nochmals zu der Frage, ob man zumindest einem der zahllosen elektronischen oder gedruckten Medien sehr vertraut: Nur bei den Linken gibt es da ein hohes Vertrauen zu wenigstens einem Medium (nämlich bei 62 Prozent). Rechts (42) und in der Mitte (41) hat hingegen nur eine Minderheit irgendeine Zeitung, Radio- oder Fernsehstation gefunden, denen sie voll vertraut.

Trotz des Fehlens der allerwichtigsten Fragen gibt doch auch Sora in seiner Zusammenfassung drei erstaunlich klare Empfehlungen zur "weiteren" Hebung der Glaubwürdigkeit des ORF. Und jede einzelne ist bei aller Höflichkeit der Formulierung erstaunlich. Jede einzelne ist letztlich eine volle Bestätigung aller unabhängigen Kritiker des Gebührenfernsehens:

  • "Unparteiisches Verhalten der Moderatoren und Journalisten sicherstellen" (aus dieser Empfehlung geht eindeutig hervor, dass selbst Sora häufig ein parteiisches Verhalten gesehen oder gehört haben muss!)
  • "Für das Publikum sichtbar machen, dass zuverlässige Quellen verwendet und Fakten sorgfältig geprüft werden" (diese Formulierung lässt die Assoziation mit dem Stichwort "Fake News" aufkommen, das der ORF jedoch immer nur für andere verwendet).
  • "Auf Vielfalt der Blickwinkel in der Berichterstattung achten" (Diese Formulierung ist wohl überhaupt die massivste Ohrfeige dieser Studie für die ORF-Redaktionen. Denn sie bedeutet kaum versteckt den Vorwurf einer Verletzung des ORF-Gesetzes!).

Da muss man ja fast besorgt fragen: Ob Sora das aushält? Da haben sie sich so bemüht, alle unangenehmen und unerwünschten Fragen auszulassen, und dann findet sich am Ende des Untersuchungsberichts ein so massiver Tadel am ORF. Und es ist eindeutig ein heftiger Tadel, auch wenn man darüberschreibt: "Ansätze für eine weitere Hebung der Glaubwürdigkeit".

Besorgt muss man in Hinblick auf den Publikumsrat etwas ganz anderes festhalten: Es ist zwar lobenswert, dass überhaupt Umfragen in Auftrag gegeben werden. Aber es ist halt sehr amateurhaft, wenn man sich dann die genauen Fragestellungen so aus der Hand nehmen lässt – von einem engen Partner der eigentlich zu untersuchenden Institution ….