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Werner Reichel
 

Am virtuellen Stammtisch der Linken und Ganzlinken ist der Teufel los. Auf Twitter und Facebook schlagen die Wellen der Empörung meterhoch gegen die Blasenwand. Der Standard meldet: „In 22 Sendungsjahren gab es noch nie so viele Reaktionen wie nach dem Gespräch mit dem Innenminister.“ Die Reaktionen haben in ihrer „Heftigkeit“ auch die Ö3-Moderatorin Claudia Stöckl „überrascht“.

Auf Twitter sind Postings zu lesen, wie: „Volksempfänger 2.0, weil Innenreichsführer #Herpferd #Kickl stundenlang direkt in die Wohnzimmer hetzen darf“. Der linke Kommunikationswissenschaftler und ORF-Hausfreund Fritz Hausjell ist ob der Einladung Kickls nur noch „ratlos“ und immer wieder ist vom türkisblauen „Regierungsfunk“ zu lesen. Im Standardforum bezweifelt User wolf_vienna in einem bisher ungelöschten Posting sogar das Menschsein Kickls. Was ist er: ein rechter Dämon, ein Untermensch, ein Ork? Man weiß es nicht.

Was ist passiert? Was hat die sensible Gutmenschenseele so in Wallung gebracht? Herbert Kickl war in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ zu Gast. Sie haben richtig gelesen: Herbert Kickl war in der Ö3-Sendung „Frühstück bei mir“ zu Gast. Punkt. Mehr war nicht.

Wer die Sendung nicht kennt: Es ist ein morgendliches Geplaudere, ein Format, in dem nicht der Politiker, Autor oder Sportler, sondern der „Mensch im Vordergrund steht“, ein sonntägliches, menschelndes Wohlfühlformat. Kein Polit-Talk. In den vergangenen 22 Jahren waren schon Promis aus allen Sparten und Genres zu Gast. Politiker inklusive.

Claudia Stöckl hat also mit Herbert Kickl gesprochen. Keine Rede von einer Bevorzugung oder von Gefälligkeitsfragen, wie das bei linken Politikern im ORF beinahe Usus sind. Stöckl: Wenn etwa jemand wie der Innenminister für seine restriktive Asylpolitik bekannt sei, "scheint es mir schon wichtig, sein Mitgefühl, seinen Glauben zu hinterfragen: Wie kann er die Haltung, die er hat, mit seiner Politik vereinen?"

Kein Kickl-Bonus, kein Regierungsfunk, keine blaue Propaganda. Stöckl hat den Innenminister wie einen normalen Interviewgast behandelt. Das ist der Skandal. Wenn der ORF mit seinen vier TV-Kanälen, 12 Radiosendern und den vielen Online-Angeboten auf einem dieser Kanäle für zwei Stunden sein FPÖ-Bashing vorübergehend einstellt und normal mit dem Innenminister spricht, beginnen einige Linke in den sozialen Medien sofort verbal zu randalieren.

Nach Jahrzehnten roter Vorherrschaft sind sie es einfach gewohnt, von staatlichen und staatsnahen Institutionen wie dem ORF rundum versorgt und hofiert zu werden. Man hält das für legitim, für den Normalzustand und für sein gutes Recht als braver und anständiger Linker.

Seit Jahrzehnten hat der von allen Österreichern finanzierte ORF den roten und grünen Sozialisten rund um die Uhr den Bauch gepinselt, ihre politischen Vertreter mit Samthandschuhen angefasst, das linke Fußvolk mit genehmen Nachrichten und Serien versorgt, mit Witzen gegen Nichtlinke unterhalten und ihr Weltbild bestätigt. Unablässig. Bis zum heutigen Tag. Sie kennen nichts anderes. Für sie ist es normal, dass linke Skandale vom ORF glattgebügelt und Verfehlungen rechter Politiker aufgeblasen werden. Sie sind es gewohnt, dass der ORF für linke Parteien und Politiker mit Gebührengeldern Wahlwerbung macht und mit fiesen Tricks die Herausforderer runtermacht. Das verstehen Linke unter einem unabhängigen, öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

Es ist skurril, wenn diese Leute nun ihrem Rotfunk vorwerfen, in dem erwiesenermaßen rund 90 Prozent Linke werkeln, er hätte sich – schwuppdiwupp – in einen türkis-blauen Regierungssender verwandelt, nur weil Kickl ein einziges Mal in einer Radiosendung halbwegs fair behandelt worden ist. Wer so reagiert, der kann mit einem unabhängigen Sender nichts anfangen. Die linke Blase will ihren roten Propagandakanal, ihre tönende und flimmernde Arbeiterzeitung behalten, sonst nichts. Fairer Umgang mit allen Parteien? Igitt.

Es übersteigt offenbar ihre Vorstellung, wie ein türkisblauer Regierungsfunk tatsächlich aussehen würde: Wenn plötzlich kein grüner oder roter Politiker mehr einen ganzen Satz im ORF aussprechen kann, ohne von einem mit den Augen rollenden Moderator unterbrochen zu werden. Wenn in jeder TV-Diskussion ein zerzauster Sozi gegen mindestens vier blaue und türkise Politiker antreten muss. Wenn in jeder Kabarettsendung und jedem Comedy-Format halblustige Staatskünstler fast ausschließlich Witze über die depperten Grünen und Roten reißen, während man sich bei der Regierung mit freundlichen Schmähs (man denke etwa an die elenden Zigarettenwitzchen über Van der Bellen) anbiedert. Wenn in jedem Soko- oder Tatort-Krimi der Täter eine vegane Gender-Lesbe, ein übergewichtiger Gewerkschafter, ein roter Rolex-Bonze oder ein grüner Öko-Dödel ist. Wenn jeder der unzähligen SPÖ-Wien Skandale über Wochen groß und breit ausgeschlachtet wird.

Diese völlig überzogene Reaktion der linken Twitteria auf das Ö3-Kickl-Interview, das noch dazu zu einer Radio-Randzeit ausgestrahlt worden ist, zeigen, wie dringend notwendig eine Totalreform des ORF ist.

Wenn die Linke ihre tägliche Hetze gegen alles, was rechter als Michael Ludwig ist, so dringend braucht, sollen sie sich ihren roten Kanal selbst finanzieren. Linkes Hetz-Pay-TV sozusagen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Das ist Pluralismus, das ist Meinungsfreiheit. Dass aber die rund 60 Prozent ÖVP- und FPÖ-Wähler dafür blechen müssen, Tag für Tag vom ORF abgewatscht, belehrt, vorgeführt und diffamiert werden, ist nicht einzusehen. Ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk hat andere Aufgaben. Hoffentlich bald auch der ORF.