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Werner Reichel
 

„Die kleine Elsa kriecht hinterm Sofa hervor, hebt die Spielzeugpistole und schießt auf ihren Opa. Sie trägt seine alte Wehrmachtsuniform, er, als Russe verkleidet, geht getroffen zu Boden. ‚Du hast es dem Bolschewiken ordentlich gezeigt!‘ Zur Belohnung bekommt sie Opas SS-Abzeichen ans Revers.“ orf.at beschreibt eine Szene aus dem Film „Kleine Germanen“. Die Doku befasst sich laut ORF „mit einem wichtigen Thema, das in Österreich genauso wie in Deutschland akut ist“. Es geht um die Indoktrinierung von kleinen Kindern in „völkisch-rechtsradikalen“ Familien.

Naja, das im Film abgehandelte Problem mit den Nazi-Opa und seiner Wehrmachtsuniform kann nicht mehr gar so akut sein. Wie viele solcher Opas, die im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht waren, leben heute noch? Wie viele von den Verbliebenen können noch beim Kriegspielen „getroffen zu Boden gehen“ und vor allem danach wieder aufstehen?

Im Ernst, wie groß ist dieses Problem tatsächlich, das in diesem Film thematisiert wird. Die beiden Regisseure, Frank Geiger und Mohammad Farokhmanesh, wissen es selbst nicht. Sie sagen in der Zeitung Die Welt: „Es gibt keine Statistiken über ‚völkische Erziehung‘, man könne nicht sagen, wie viele Kinder in Deutschland ‚völkische Erziehung‘ genießen, ob es Hunderte oder Zehntausende sind.“

Das ist erstaunlich. Zum Themenkomplex Rechtsextremismus gibt es schließlich Tausende Studien, Abhandlungen, Vereine, Diplomarbeiten, Stiftungen, Experten, Initiativen und Plattformen. Trotzdem gibt es diesbezüglich keine Zahlen? Nicht einmal halbwegs seriöse Schätzungen? Könnte es sein, dass es deshalb kein Datenmaterial gibt, weil wir hier nicht von Zehntausenden, sondern nur von Hunderten oder gar Dutzenden Fällen sprechen? Eine solche Szene gibt es sicher, die Problematik soll auch nicht verharmlost werden, es ist aber sehr weit hergeholt, von einem „akuten“ gesellschaftlichen Problem zu sprechen.

Der ganze Film beruht auf einem einzigen Fall. Der soll zumindest authentisch sein. Sagen die Regisseure. Eigentlich wollten sie ja eine Doku über Gewalt an Kindern drehen, auch mit IS-Leuten und so, aber dann sind sie auf den Fall Elsa gestoßen und haben sich fortan nur noch auf die „Völkischen“ konzentriert. Soweit zur Entstehungslegende des Films.

Naja, gegen einen echten oder auch nur fiktiven braunen Oppa, so genau weiß man das nicht, sind die realen und aktiven IS-Killer und Kopfabschneider eben doch nur Chorknaben. Dann doch lieber die "Völkischen", das ist für die Filmemacher viel ungefährlicher, zumal sie selbst nicht wissen, wieviele völkische Familienoberhäupter es gibt und wo sie sich versteckt halten.

Jedenfalls ist das Problem völkischer Erziehung derart akut, dass der Film demnächst an Hunderten Schulen in Deutschland und Österreich gezeigt wird. Klar, wie wir wissen, sorgen an den sogenannten Brennpunktschulen die völkischen Blondschöpfe permanent für Gewalt, Unruhe und Schlagzeilen. Wenn sich Torben, Uwe und Karl-Heinz zu einer Volks-Gang zusammenschließen, dann zittert die ganze Multikulti-Klasse.

Der Film soll den Kindern vor Augen führen, wie Kinder indoktriniert werden. Hoffentlich finden die Filmvorführungen nicht freitags statt, da müssen die Kleinen bekanntlich gemeinsam mit Greta gegen den Klimawandel und die Klimaschädlinge (© Maybritt Illner) aufmarschieren.

Jedenfalls weiß der brave linke Öko-Multikulti-Bürger gar nicht, wie viele Kindernazis in Schulen und Kindergärten herumwuseln, weil sie nämlich extrem gut getarnt sind. Man kann sie aber mit etwas Geschick und Fachkenntnis aufspüren. Das Regie-Duo Geiger und Farokhmanesh weiß wie: „Durchaus benennen lassen sich die Elemente einer solchen Erziehung: Abschottung gegenüber der Umgebung, Widerstand gegen das verhasste ‚System‘, Gehorsam gegenüber Älteren, Achtung für Traditionen, Zusammenhalt in der Familien- und Ideologieblase sowie das Schüren von Ängsten gegenüber allem Fremden.“ Und auf orf.at ergänzt eine "Expertin": „Nach außen erscheinen diese Familien oft als besonders naturverbunden“.

Wenn sie demnächst auf ihrer Wanderung im Grünen, Vati und Mutti mit ein, zwei oder gar drei Kindern ohne entlastenden Migrationshintergund begegnen: Obacht! Wenn das Mädel auch noch blonde Zöpfe hat – laut der deutsche Apotheker-Zeitung ein untrügliches Zeichen für Nazi-Eltern – dann möglichst rasch die Flucht nach links in die Büsche antreten. Auch die anderen Warnsignale sollte man durchaus ernst nehmen: „Gehorsam gegenüber den Älteren“. Wenn ihr Enkerl ihnen einmal keine Goschn anhängt, wissen sie, sie haben einen kleinen Nazi in der Familie. „Zusammenhalt in der Familie“ ist ebenfalls hochgradig verdächtig. Wer nach fünf Jahren noch immer nicht geschieden ist, ist bereits ein Fall für das DÖW.

Aber so wirklich zufrieden sind der ORF und die Extremismusexperten mit dem Film nicht. Die darin Interviewten Rechten, unter anderem Götz Kubitscheck und Martin Sellner, kommen nicht genug nazimäßig rüber. „Die Selbstinszenierung und vor allem die romantisierenden Kindheitsschilderungen der Protagonistinnen und Protagonisten werden nicht ausreichend hinterfragt“, bemängelt eine Nazi-"Expertin" auf orf.at. Blöd, wenn die Interviewten einfach nicht den eigenen Vorurteilen und vorgestanzten Meinungen entsprechen wollen.

Wie auch immer: „Wachsamkeit ist notwendig“, so der ORF und seine Experten. Denn: „Völkisch-nationalistische Familien bauen eine ganz eigene und duale Welt auf. Die eigene Familie ist hier das Gute, Reine, Schöne, während die Welt draußen als Bedrohung dargestellt wird.“ Das ist ja ganz schön perfide, so etwas würde einem Gutmenschen nie in den Sinn kommen. Warum auch? Schließlich sind die Gutmenschen ja tatsächlich gute Menschen und die anderen, also die Rechten, die Bösen und die große Bedrohung.  Sie stehen ja moralisch und intellektuell außerdem wirklich mindestens drei Stufen über diesen, diesen – Rechten.

Und die Welt da draußen ist auch keine Bedrohung, sieht man von CO2, Rechten, Trump, Orbán, Kapitalisten, Atomkraft, Klimawandel, Nationalisten, Diesel, Neoliberalen, Gen-Technik und noch ein paar anderen Dingen mehr ab. Und außerdem ist unsere Blase die größte. Ätsch.

Wo findet man eigentlich diese völkisch-nationalistischen Familien? Ich würde gerne einmal eine in natura sehen. Könnte es sein, dass die nur eine Projektionsfläche für die Ängste, den Hass und die Komplexe der Linken sind? Ein Sündenbock, ein Außenfeind, den man für wirklich alles, auch die eigenen Fehler, verantwortlich machen kann? Sind diese „völkischen“ Familien gar das, was gemäß linkem Narrativ „die Ausländer“ für ebendiese Familien sind?  Schauen sich die Linken bei dieser Doku, die sie trotz aller Kritik eifrig bejubeln, nur in den Spiegel?

Warum gibt es keine Spiel-Doku mit dieser Szene: Der kleine Yusuf steht mit seiner Tarnuniform auf der mit türkischen Fahnen geschmückten Festbühne einer vollbesetzten Moschee in Wien und salutiert…

Und warum gibt es keine Schulfilme wie: „Kleine Gotteskrieger“, „Kleine Veganer“, „Kleine Clan-Mitglieder“, „Kleine Impfgegner“, „Kleine Ökofaschisten“, „Kleine Kommunisten“ etc.?