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Werner Reichel
 

Ein Mitarbeiter von Sebastian Kurz hat fünf Festplatten schreddern lassen. Wenige Tage vor dem Ende der türkis-blauen Regierung. Was für ein Skandal. Was für eine Riesensauerei. In der ZiB1 ist es die innenpolitische Aufmachermeldung. Schließlich hat der Falter-Florian heute neue Details herausgefunden: Es war nicht eine, es waren fünf Festplatten. Unglaublich! Und der Mann, der sie schreddern ließ, war für Social-Media-Aktivitäten zuständig. Eine weitere mediale Bombe.

Die ZiB-Moderatorin kündigt zudem sensationelle Bilder an. Dem staunenden Publikum wird eine unscharfe Firmenhalle gezeigt, in der sich unscharfe Arbeiter hin und herbewegen.

Diese Aufnahmen sind zwar völlig belang- und sinnlos, dass man bei "Reißwolf" aber nicht wissen will, wie sie an den Falter und damit an den ORF gelangt sind, spricht nicht gerade für eine Firma, deren Kerngeschäft die Diskretion und die Vernichtung von Daten ist.

In der ZIB2 ist die Schredder-Geschichte sogar noch vor Boris Johnson dran. Weil die Schredderei im Grunde aber nichts hergibt und man beim ORF auch nicht so recht weiß, was man den Zusehern erzählen soll, wiederholt Armin Wolf gleich dreimal hintereinander, dass es sich nicht um eine, sondern um fünf Festplatten gehandelt habe. Toll. Und was genau daran ist eigentlich so sensationell? Wolf verhört ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer minutenlang. Teleshopping ist informativer (und vor allem gebührenfrei).

Aber es ist Wahlkampf und da muss der rote Parteifunk alles gegen ÖVP und FPÖ verwerten, was der Falter so anschleppt: Liederbücher, Gedichte, geschredderte Festplatten usw. Und bis Ende September fließt noch viel Wasser die Donau runter. Da kommt also noch einiges auf uns zu. Zumal sich ORF, Falter und Co. wegen Joy Pamela diesmal doppelt anstrengen müssen.

Aber man hat ja noch ganze sieben Stunden ungesendetes Material aus Ibiza und was sonst noch alles auf Lager. „Man muss rechtzeitig d’rauf schaun, dass man’s hat, wenn man’s braucht“, sagte einst ORF-Moderator Joki Kirschner.

Wobei man ÖVP, Kurz und FPÖ nur sagen kann: SSKM! Selber schuld, kein Mitleid. Man hätte mehr als genug Zeit gehabt, den linken Parteifunk zu reformieren. Hat man aber nicht.

Als im Wahlkampf 2017 ein echter Skandal aufflog, nämlich die SPÖ-Silberstein-Machenschaften, reagierte der ORF völlig anders. Da attackierte der Rotfunk - konkret die Macher der Ö1-Sendung #doublecheck - sogar jene Medien, die die Silbersteinaffäre aufgedeckt und darüber berichtet haben. Sie hätten sich zum Werkzeug des politischen Gegners gemacht, warf der ORF ihnen vor. Unter anderem, weil Profil und Die Presse ihre Quellen nicht genannt hatten. Wie war das bei der Ibiza-Affäre mit Spiegel, Falter und SZ nochmal?

Bei der Silbersteinaffäre bestand für den ORF der Skandal jedenfalls darin, dass ihn Medien überhaupt publik gemacht haben. Die armen Genossen, der arme Pizza-Kanzler. Was bei der türkisen Schredder-Aktion der Skandal ist, weiß der ORF nicht so genau. Jedenfalls hat sich auch der gute Armin sichtlich schwergetan, daraus einen zu konstruieren. Vielleicht sollte der ORF noch einmal beim Falter nachfragen, damit ihnen der Florian erklärt, wie sie die Geschichte SPÖ-gerecht aufbereiten können.

Der ORF-Wahlkampf wird ÖVP und FPÖ noch viel Freude bereiten. Aber wie gesagt: SSKM