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Kurt Ceipek
 

Man stelle sich folgende – natürlich fiktive – Geschichte vor: Ein FPÖ-Gemeinderat (kann auch ein VP-Gemeinderat sein) einer kleinen Industriestadt misshandelt den vierjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin schwer und wird daraufhin rechtskräftig verurteilt.

Klar, dass der ORF daraufhin so reagieren würde, wie er es bei einer sogenannten Liederbuchaffäre oder bei fragwürdigen Tiergedichten von Gemeinderäten kleiner Städte oder Gemeinden wochen- und monatelang gezeigt hat: Der Fall wird zur Spitzenmeldung in allen Nachrichtensendungen, angefangen von der ZiB über alle Hörfunkjournale und auf orf.at und es werden Diskussionsrunden mit den bekannten ORF-Experten aller Art ausgestrahlt. Alle sind empört und erschüttert. Die Demokratie steht vor dem Zusammenbruch.

Völlig in Rotation geraten würde der gebührenfinanzierte Staatssender, wenn man dahinter käme, dass dieser Politiker nach der rechtskräftigen Verurteilung nicht zurücktritt und auch nicht aus seinem Amt entfernt wird. Noch dazu zeichnet er pikanterweise als Gemeinderat für Jugendangelegenheiten verantwortlich. Die wutschäumenden Reaktionen sind kaum noch vorstellbar.

Wenn sich das noch dazu im Wahlkampf ereignet, dann wäre die ORFsche Aufregung darüber vermutlich überhaupt nicht mehr zu beschreiben.

Was passiert aber, wenn ein SPÖ-Gemeinderat einer steirischen Industriestadt den Sohn seiner Lebensgefährtin misshandelt und rechtskräftig verurteilt wird? Genau das ist nämlich passiert, wie die Servus-TV-Nachrichten sehr ausführlich und sachlich meldeten.

Der Zeit im Bild war das keinen Beitrag wert, auch in orf.at war am Donnerstag bis nach 21.00 kein Sterbenswörtchen darüber zu finden, nicht einmal gut versteckt auf der Steiermarkseite. Und auch in der Sendung Steiermark heute war das nicht einmal eine Kurzmeldung wert.

Erst wenn der allgemeine Mediendruck zu groß wird, wird der ORF vielleicht auf Sparflamme in die Berichterstattung einsteigen und so bald wie möglich wieder verschwinden lassen. Objektivität und parteipolitische Neutralität klingen zwar in Sonntagsreden der ORF-Verantwortlichen sehr erhebend, aber die Praxis ist eine andere, wie auch dieser ungustiöse Fall verdeutlicht.

Kann es sein, dass die beste, größte und teuerste Redaktion des Landes diese Geschichte verschlafen hat? Wohl kaum, denn die ORFler bilden einen riesigen Apparat mit unzähligen Informanten und wissen genau, wo und was in diesem Land läuft. Aber hätte der ORF diesen Fall tatsächlich verschnarcht, dann wäre das der Gipfel der Peinlichkeit. So oder so gebührt dem ORF dafür die rote Karte.