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Werner Reichel
 

Täglich kommen neue Grauslichkeiten und Verdachtsmomente ans Tageslicht. Die Kronen Zeitung berichtet heute über die Schönbrunn-Villen und eine Anzeige gegen Christoph Chorherr. „Nach der Umwidmung war die Liegenschaft das Fünffache wert, der Verkäufer (eine Privatstiftung) streifte 2,8 Millionen Gewinn Euro ein …“

Wolfgang Fellner sprach auf OE24-TV gar von „Schutzgeld“, das Unternehmer an den Afrika-Verein von Chorherr bzw. an das Architekturbüro, an dem seine Frau beteiligt ist, hätten zahlen müssen.

Seit Tagen berichten Österreich und andere Tageszeitungen wie der Kurier und der Standard über die Korruptionsermittlungen. Wer sich nur über den ORF informiert, hat von der Causa Chorherr bisher recht wenig mitbekommen. Der Linksfunk versucht zu retten, was zu retten ist und fährt stattdessen seine Klimapanikkampagne weiter, um die angepatzte Anstandspartei zu unterstützen.

Was man im ORF über das „System Chorherr“ liest und hört, ist verharmlosend und oberflächlich. Man berichtet gerade so viel, um seiner journalistischen Pflicht mehr schlecht als recht nachzukommen.

Beispiel ORF Wien. Auf dessen Webseite ist die Schlagzeile zu lesen: „Chorherr nicht mehr Grünen-Mitglied“. Darunter die Einleitungssätze: „Der ehemalige Planungssprecher der Wiener Grünen, Christoph Chorherr, ist nicht mehr Mitglied der Grünen. Er sei ‚auf Wunsch einiger Grüner‘ ausgetreten, sagte Chorherr gegenüber ‚Wien heute‘.“

Würde ein Journalismus-Student so etwas schreiben, man würde ihm die Meldung mit einem Nicht Genügend um die Ohren hauen. Kein Wort davon, warum Chorherr zurücktreten musste, kein Wort von den schweren Vorwürfen im wichtigsten Teil der Meldung. In diesem Stil sind praktisch alle ORF-Berichte zur Causa Chorherr gehalten.

Weil der ORF Wien den Fall nicht komplett ignorieren kann, wurde Chorherr in „Wien heute“ interviewt. Kurz und freundlich. Chorherr präsentierte sich als Opfer und als missverstandener Philanthrop. Er zerfloss vor Selbstmitleid und lobte sich einmal mehr für seinen selbstlosen Einsatz in Afrika. Zu den Vorwürfen selbst hatte er bis auf ein paar Floskeln und altbekannte Stehsätze nichts zu sagen.

ORF-Mann Paul Tesarek machte es ihm leicht, hakte nicht nach. Die Vorwürfe im Zusammenhang mit Machbarkeitsstudien vom Architekturbüro seiner Frau kamen nicht zur Sprache.

Man stelle sich vor, diese Vorwürfe würden FPÖ oder ÖVP betreffen. Längst wäre ein Reporterteam nach Südafrika gereist, um nachzusehen, ob die Hunderttausenden Euros von Immobilien-Investoren auch tatsächlich allesamt dort angekommen sind. Man hätte längst jene Unternehmer mit Fragen gelöchert, die auf der langen Spenderliste stehen. „Namhafte Bauträger finden sich demnach ebenso darunter wie Einkaufszentrenbetreiber, Immobilienentwickler, Garagenerrichter und Gastronomiebetriebe.“, schreibt der Standard. Sicher nur ein Zufall, dass ausgerechnet Unternehmen aus diesen Branchen zum Teil riesige Summen an den Verein eines Mitglied des Wiener Planungsausschusses und stellvertretenden Vorsitzendendes Wohnbauausschusses gespendet haben.

Der ORF zeigt wenig Engagement in dieser Sache, recherchiert kaum, sondern berichtet, was sich nicht mehr vermeiden lässt, was andere Medien längst aufgedeckt haben. Und auch nur äußerst sparsam und oftmals bewusst missverständlich, zweideutig und kompliziert, obwohl die im Raum stehenden Vorwürfe einfach zu erklären wären.

Man vergleiche dazu den Umgang mit der sogenannte Schredder-Affäre, die tagelang die ORF-Berichterstattung beherrscht hat. Wann werden Christoph Chorherr, die Wiener Grünen-Chefin Birgit Hebein oder Spitzenkandidat Werner Kogler von Armin Wolf in die Mangel genommen?

Deutlicher kann der ORF seine fehlende Äquidistanz nicht unter Beweis stellen, deutlicher kann der ORF gar nicht zeigen, dass es ihm der gesetzlich festgeschriebene öffentlich-rechtliche Auftrag am Allerwertesten vorbeigeht. Wer über die Skandale aus dem bürgerlich-rechen Spektrum groß und ausführlich berichtet, aber linke Skandale systematisch klein hält und relativiert, ist nur ein linker Propagandasender und hat damit seine Existenzberichtigung als gebührenfinanzierte Anstalt verspielt, deren Aufgabe und primärer Zweck ist, die Bevölkerung unabhängig, objektiv und kritisch zu informieren.

So wenig wie die Grünen eine Partei des Anstands sind, so wenig ist der ORF ein unabhängiger öffentlich-rechtlicher Sender.