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Werner Reichel
 

Man könnte die ORF-Berichterstattung fast als lustlos bezeichnen. In der gestrigen ZiB1 kein Beitrag, in der ZiB2 schafft es das Buch mit den Nazi-Reimen gerade einmal in die Kurzmeldungen. Selbst im linken Ö1-Morgenjournal kommt die Geschichte heute erst an dritter Stelle. Hinter Donald Trump und Abu Bakr al-Baghdadi. Ansonsten sind für Ö1 die Blauen immer die wichtigsten Bösewichter. Im Ö1-Journal eine Stunde später ist das 14 Jahre alte Liederbuch zwar der Aufmacher, allerdings dauert der Beitrag nur eine Minute. Niemand von SPÖ, ÖVP oder den Grünen kommt im O-Ton vor. Was ist los?

Warum ist man für ORF-Verhältnisse so zurückhaltend? Beim ersten Liederbuchskandal vor der niederösterreichischen Landtagswahl fuhr der Linksfunk all seine medialen Geschütze auf. Udo Landbauer, blauer Spitzenkandidat, musste gehen, die ÖVP schaffte die absolute Mehrheit.

Am Inhalt des nun aufgetauchten Liederbuchs kann die schaumgebremste Berichterstattung nicht liegen. Die veröffentlichten Passagen sind genauso widerlich wie beim ersten Skandal. Warum also? Weil diesmal nicht der befreundete Falter, sondern die Krone, die seit Ibiza einen scharfen Anti-FPÖ-Kurs fährt, die Geschichte aufgebracht hat? Weil die Steirer erst in drei Wochen wählen und noch etwas Explosiveres nachkommt? Weil die krisengebeutelte FPÖ mit oder ohne Liederbuch Stimmen verlieren wird? Weil man wegen einer nicht gerade richtungsweisenden Landtagswahl seine bewährten Methoden nicht überstrapazieren und damit abnutzen möchte?

Schließlich steht die für die heimische Linke wesentlich wichtigere Wien-Wahl vor der Tür. Da will man sein Pulver nicht in der Steiermark verschießen. Von solchen alten Liederbüchern scheint es noch mehr zu geben. Und sie dürften irgendwo lagern, um sie bei Bedarf, zum Beispiel vor Wahlen, hervorzuholen. Auch in diesem Fall berichtet die Krone kryptisch, das Liederbuch sei „aufgetaucht“.

Da Liederbücher gemeinhin nicht von alleine auftauchen, schon gar nicht regelmäßig vor Wahlen, interessieren sich immer mehr Menschen dafür, wer solche Bücher auftauchen lässt, zumal ja offensichtlich Methode und System dahinterstecken.

Antworten auf diese spannenden Frage bleiben uns die selbsternannten Aufdecker-Medien schuldig. So wie auch beim Ibiza-Skandal. Man hat kein Interesse, publik zu machen, wer hier die Fäden zieht, zumal man selbst Teil jenes politmedialen Netzwerkes ist, das kein Interesse daran hat, dass eine Regierung ohne linke Beteiligung die staatlichen Geldflüsse drosselt und/oder umleitet.

Ja, diese Liederbücher sind widerlich, ja, H.C. Strache hat sich in jener Sommernacht 2017 selbst demontiert. Keine Frage. Doch was sich hinter diesen Skandalen und ihrer Inszenierung bzw. Öffentlichmachung verbirgt, dieses gezielte und kompromisslose Vorgehen verschiedener Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen gegen eine rechte Partei, während linke Parteien und Politiker mit fast allem durchkommen (KH-Nord, System Chorherr etc.), sorgt bei immer mehr Menschen für großes Unbehagen. Das will man offenbar nicht unnötig verstärken, zumal bei der Steiermark-Wahl diese Vorgangsweise gar nicht notwendig ist. Vermutlich hat man das  Buch deshalb auch nur der Krone und nicht dem Falter zukommen lassen.