ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Das Herz der ORF-Redakteure schlägt links. Deshalb durften sich die gebührenfinanzierten Rundfunkmacher über das Comeback der Grünen freuen - allerdings basiert der Erfolg der Grünen auf der Niederlage der Roten. Trotz aller gezündeten Polit-Bomben, Medienkampagnen, der befeuerten Klimahysterie und aller anderen ORF-Anstrengungen: Unterm Strich haben die Linken nicht einmal zwei Prozentpunkte zulegen können. SPÖ, Grüne und Pilz kamen 2017 auf 35,07 Prozent der Stimmen, 2019 waren es 36,95. Eine magere Ausbeute.

Beim ORF weiß man: Wir und der Falter können das nicht allein stemmen. Auch die SPÖ muss mithelfen, um wieder zu erstarken. Die ORF-Berichterstattung über die Sozis kommt derzeit deshalb wie ein Mischung aus Therapiesitzung, Sesselkreis, Coaching und Motivationstraining daher. Ja, der ORF übt durchaus Kritik an den Genossen und an Joy Pamela. Sie ist aber stets konstruktiv, positiv und motivierend. Nach dem Motto: Reißt euch zusammen, wir brauchen euch. Nur gemeinsam sind wir stark.

Thema im roten Morgenjournal auf Ö1: die Präsidiumssitzung der SPÖ. In der Anmoderation und im folgenden Beitrag fallen solche Sätze: „Wege aus der Krise suchen und vielleicht auch schon finden (…).“ Oder: „Heute soll die Aufarbeitung beginnen“. Verständnisvoll heißt es: „Keine einfache Aufgabe, auch für den nach der Wahl nominierten Geschäftsführer, Christian Deutsch.“

Die ORF-Redakteure leiden mit, wollen helfen. So gut es geht. Herr Deutsch wird im Studio befragt. Ob er dabei sitzt oder auf einer Couch liegt, kann man im Radio nicht erkennen. So sehr sich der Ö1-Therapeut auch bemüht, Deutsch produziert nur Phrasen und Worthülsen. Er wolle wieder Bewegung in die Bewegung bringen. Mit solchen Sprüchen kann man Fast-Food oder KFZ-Versicherungen verhökern, aber keine Partei aus der Krise führen. Viktor Adler und Bruno Kreisky rotieren in ihren Gräbern.

So geht es munter weiter. Man brauche eine sozialdemokratische Erzählung für das 21. Jahrhundert, erklärt Deutsch. Aha. Der Ö1-Mann ist angesichts solcher Antworten am Verzweifeln. Er bemüht sich redlich, fragt nach: „Wenn das Präsidium zu Ende ist, woran könnte ich erkennen, dass die SPÖ etwas gelernt hat?“ So formulieren auch professionelle Coaches und Therapeuten ihre Fragen.

Vergebens. Der Ö1-Redakteur leitet auf den nächsten Beitrag über: „Auch eine andere Partei leidet sehr unter ihrer schweren Niederlage.“ Es geht um die FPÖ. Die öffentlich-rechtliche, gebührenfinanzierte Therapiesitzung ist schlagartig zu Ende, die Waffen werden hervorgeholt. Schweres Gerät. Allein in den ersten Sätzen hört man von „obskuren Blüten“, vom „Propagandaschlachtschiff“, von „Scheidung“ und von „Streit“.  Der Ton ist nicht mehr wohlwollend und mitfühlend, sondern aggressiv, verächtlich und herablassend. Jetzt spricht nicht mehr der onkelhafte Ö1-Therapeut, sondern der hasszerfressene Mr. Hyde.