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Werner Reichel
 

Seit die klassischen Medien durch Internet und Social Media Aufpasser und Konkurrenz bekommen haben, geht es mit ihnen bergab. Sie leiden unter Bedeutungsverlust, Reichweitenschwund und haben ein massives Glaubwürdigkeitsproblem. 60 Prozent der Europäer misstrauen laut einer repräsentativen Umfrage den Journalisten. Das ist für eine Berufsgruppe, für die Vertrauen und Glaubwürdigkeit von zentraler Bedeutung sind, eine Bankrotterklärung.

Viele von ihnen können oder wollen nicht begreifen, warum sie und ihre Medien ein derart miserables Image haben, sehen sie sich selbst doch als Verkünder der Wahrheit, als professionelle, objektive und unabhängige Informationsproduzenten und -übermittler. Der Unterschied zwischen Selbst- und Außenwahrnehmung könnte größer nicht sein.

Für Fake News, Propaganda und Hetze sind immer die anderen, die alternativen Medien, die rechten und liberalen Blogs verantwortlich. Dabei haben sich Mainstreammedien schon vor Jahren vom klassischen Journalismus verabschiedet, den man sich nach wie vor gerne auf seine Fahnen heftet und verteidigt. Was für die politisch korrekten Leitmedien zählt, sind Meinung und Haltung.

Man berichtet nicht über sogenannte Rechtspopulisten, man bekämpft sie. Man berichtet nicht über die Masseneinwanderung aus der Dritten Welt, man macht für sie Stimmung in der Bevölkerung. Man berichtet nicht über Greta und ihre infantile Klimabewegung, man ist ein Teil davon. Die Bürger werden nicht informiert, sondern indoktriniert. Die Mainstreammedien liefern nur noch Informationen mit der dazugehörigen linken Meinung und Auslegung. Selbst beim Wetterbericht.

Weil das Vertrauen der Europäer in die linken Altmedien nach der flächendeckenden Willkommenspropaganda im Herbst 2015, nach den gescheiterten Vertuschungsversuchen der Vorfälle von Köln in der Silvesternacht 2015/16 oder nach dem Bekanntwerden des Fall Relotius auf einen vorläufigen Tiefpunkt gesunken ist, werfen diese ihren Konkurrenten nun vor, was sie selbst praktizieren: Propaganda, Desinformation, Fake News und Hetze.

ORF-Journalistin Birgit Fenderl hat dem Journalistennachwuchs jetzt in einer Rede an der FH-Wien erklärt, warum wir den klassischen Journalismus, das selbsternannte Bollwerk gegen Fake News und Hetze, dringender brauchen denn je. Als Beispiel dafür nennt die Mitarbeiterin des gebührenfinanzierten Linksfunks die Ibiza-Affäre: „Ibiza Gate ist ein Paradebeispiel für guten, qualitativ hochwertigen investigativen Journalismus. Die oft diskutierte Frage, wozu es noch Journalisten braucht, hat sich in diesem Jahr doch eigentlich erübrigt, oder?“

Sie meint das offenbar ernst. Ibiza als Beispiel dafür anzuführen, wie wichtig „guter Journalismus“ sei, ist völlig absurd und bringt die Problematik auf den Punkt, zeigt, dass die linken Journalisten - und der Großteil der Journalisten ist links - nicht einmal ansatzweise begreifen, warum ihnen immer weniger Menschen vertrauen. Wie die Medien mit der Ibiza-Affäre umgegangen sind und wie sie sie politisch instrumentalisiert haben, ist ein Lehrbeispiel dafür, dass die selbsternannten guten Journalisten längst zu Meinungs- und Stimmungsmachern, zu politischen Akteuren und Handlangern des linken Machtblocks verkommen sind.

Mit hochwertigem, investigativem Journalismus hatte Ibiza nichts zu tun. Hier hat kein Journalist etwas aufgedeckt. Man hat mit dubiosen Halbweltgestalten, die vermutlich im Auftrag von skrupellosen Hintermännern gehandelt und mit mafiösen Methoden ein Video produziert haben, kooperiert. Aus diesen Aufnahmen wurden jene Szenen und Sätze geschnitten, die sich für diesen Staatsstreich eigneten und hat sie gezielt wenige Tage vor der EU-Wahl veröffentlicht.

Spiegel und Süddeutsche Zeitung waren nur das letzte Glied einer langen Kette, sie haben sich selbst zu Handlangern bzw. Komplizen jener dubioses Gestalten und Hintermänner gemacht, die mit krimineller Energie dieses Video produziert haben. Das ist auch der Grund, warum die Mainstreammedien wenig bis kein Interesse zeigen, den Kriminalfall Ibiza aufzuklären und warum man das Video beharrlich unter Verschluss hält.

Der Philosoph Konrad Paul Liessmann: „Seltsam auch, dass die sonst so gern ausgesprochene Warnung vor einer manipulativen Präsentation von Videomaterial in diesem Fall keine Beachtung fand. Wer aus einem siebenstündigen Gespräch einige wenige Sätze herausschneidet und so zusammenfügt, dass sie ein kompaktes Ganzes zu ergeben scheinen, müsste sich zumindest die Frage nach dem Zusammenhang gefallen lassen.“

Birgit Fenderl sieht das anders: „Veröffentlicht wurden ausschließlich die politisch relevanten Ausschnitte des stundenlangen Materials. Nicht veröffentlicht wurden Passagen mit Behauptungen zum Privatleben österreichischer Politiker. Irrelevante Gerüchte – ganz im Gegensatz zu den brisanten Aussagen zu möglichen Großspenden an die Partei des damaligen Vizekanzlers und eventuelle Gegengeschäfte für solche Investitionen und Spenden.“

Die Journalisten entscheiden eigenmächtig darüber, was die Bürger zu sehen bekommen und was nicht, welche Informationen für sie relevant zu sein haben und welche nicht. Dieses Selbstverständnis, diese Großartigkeitsphantasien, diese Anmaßung verärgert kritische Bürger. Die Menschen sind durchaus in der Lage, sich selbst eine Meinung zu bilden, selbst zu entscheiden, was „brisant“ und was „irrelevant“ ist, ohne dass linke Meinungsgouvernanten und Gesinnungswächter Informationen sieben und zu einem linken Meinungsbrei weiterverarbeiten.

Nicht journalistische Kriterien spielten bei der Auswahl der Ibiza-Szenen eine Rolle, sondern machtpolitische. Man wollte eine möglichst große Wirkung erzielen, es ging vor allem um die Vernichtung des FPÖ-Chefs und die Sprengung der den Linken so verhassten rechtskonservativen Koalition. Alle Aussagen, die diesem Ziel entgegengestanden sind, die diese Bombe entschärft hätten, wurden nicht gezeigt. Und davon gab es viele, wie wir aus dem Ibiza-Buch der beiden Journalisten der Süddeutschen Zeitung wissen, das erst erschienen ist, als die Regierung bereits Geschichte war.

Ibiza als Beweis dafür zu verkaufen, wie wichtig Qualitätsjournalismus sei, zeigt, wie weit sich jene, die sich für die Verkünder der Wahrheit halten, vom klassischen Journalismus entfernt haben. Fenderl: „Glaubwürdigkeit ist und bleibt das wichtigste Asset unserer Branche.“ Stimmt. Genau deshalb hat sie so ein massives Problem. Man hat sie längst verspielt, weil für die meisten Journalisten eben nicht die von Fenderl aufgezählten Kriterien wie Genauigkeit, Unabhängigkeit oder Fairness eine Rolle spielen. Weil diese Journalisten wie politische Akteure und Polit-Aktivsten handeln, weil sie für ihre, für die linke Sache kämpfen.

Das bedeutet gleichzeitig, dass sie permanent gegen die Bürger, die mehrheitlich bürgerlich, konservativ bis rechts sind, anschreiben und agitieren.

Diese Journalisten verwechseln in ihrer Abgehobenheit und ideologischen Verbohrtheit ihre Dogmen mit der Wahrheit, weshalb alle Andersdenkenden automatisch zu Fake-News-Produzenten, Lügnern, Hetzen und damit zum Feindbild werden. Man schwafelt von Objektivität und Fairness und schafft es nicht einmal, eine auch nur halbwegs neutrale Meldung über Viktor Orbán zu formulieren; tut sich schwer, den Namen Salvini ohne ein abwertendes Adjektiv zu schreiben; weigert sich, einen roten oder grünen Skandal so zu behandeln, wie man das mit den Skandalen der FPÖ tut. 

Information wird von den „guten“ Journalisten stets so aufbereitet und interpretiert, dass sie dem politischen Gegner schaden und den Gesinnungsgenossen nutzen. Das ist der Qualitätsjournalismus, von dem Fenderl spricht. Das ist der Grund, warum diese Medien in der Krise stecken. Vielleicht hätte man das unserem Journalistennachwuchs erzählen sollen.