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Werner Reichel
 

Nachdem zwei deutsche Leitmedien, der Spiegel und die Süddeutsche, mit der Veröffentlichung des Ibiza-Videos die ungeliebte rechtskonservative Ösi-Regierung gesprengt haben, will man in Berlin endlich Ergebnisse sehen. Also eine brüsselhörige Mittelinks- oder Mitteganzlinks-Koalition und keine Neuauflage von Türkis-Blau.

Das versuchte der Anchorman des deutschen Staatsfunks, Claus Kleber, noch am Wahlabend Sebastian Kurz im ZDF wenig subtil klarzumachen. Bei seinem abendlichen Interview verzichtet Kleber auf den bei einem Wahlsieg üblichen Glückwunsch und kommt gleich zur Sache: Warum Kurz eine Koalition mit den „Rechtsnationalen“ nicht ausschließe, „nach allem was geschehen ist“.

Er werde, wie er es im Wahlkampf versprochen habe, mit allen Parteien reden und versuchen, eine bestmögliche Koalition auf die Beine zu stellen, so Kurz. Mit dieser Antwort wollte sich Herr Kleber nicht zufriedengeben und hakt nach.

Kurz reagiert souverän: „Also, ja, vielleicht würden Sie besser wissen, was ich tun sollte, als ich das selbst weiß, ich hab mich immer daran gehalten, nicht zu schnell meine Meinung zu ändern, sondern das zu tun, was ich vorher versprochen habe.“ Kleber kocht angesichts des rotzfrechen Ösi-Jungspunds innerlich, er legt nach und droht Kurz mit seinen „großen Brüdern“, mit Merkel, Macron und Co.: „Sie wissen, dass die deutsche Regierung, die Benelux-Regierungen, die Frankreich-Regierung und so weiter sehr darauf hoffen, dass die Allianz mit den zweifelhaften Rechtsnationalen in Österreich aufhört. Spielt ein solcher Gesichtspunkt bei den Überlegungen, die sie jetzt anstellen werden, überhaupt eine Rolle?"

Kurz bleibt cool: „Nein. Ich bin meinen Wählerinnen und Wählern verpflichtet, und nicht dem Ausland und auch nicht irgendwelchen Medienvertretern und anderen Tipp-Gebern.“

Als Kurz ein weiteres Mal betont, dass er sich nicht zu “Schnellschüssen hinreissen lasse, nur weil sich das das Ausland oder bestimmte Medien wünschen“, platzt Kleber der endgültig der Kragen und er fällt ihm ins Wort. Er beendet das Interview mit säuerlicher Miene und dem Seitenhieb, dass es gut sei, dass die Österreicher mit der derzeitigen Experten-Regierung zufrieden seien.

Mit Journalismus hatte dieses Interview wenig zu tun. Kleber agierte wie ein Sprecher der deutschen Regierung, der dem jungen Emporkömmling aus Österreich klarzumachen versucht, was sich Mutti Merkel und Uschi Von der Leyen von ihm erwarten. Dass Kurz nicht darauf eingeht, irritiert und empört Herrn Kleber. Das ZDF als lupenreiner Staatsfunk.

 Der Journalist Henryk Broder hat das Interview so kommentiert:

„Am 13. März 1938 erfolgte der Anschluss der Republik Österreich an das Deutsche Reich , am 27. April 1945, also noch vor der offiziellen Kapitulation, wurde der ‚Anschluss‘ für ‚null und nichtig‘ erklärt, die ‚Proklamation über die Selbständigkeit Österreichs‘ ausgerufen und eine Provisorische Staatsregierung unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Karl Renner gebildet. Das alles ist schon eine Weile her, aber es hat sich noch nicht in allen deutschen Gauen herumgesprochen. Österreich ist ein souveränes Land, die Österreicher wählen ihre Regierung in eigener Verantwortung, zuletzt gestern.“