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Werner Reichel
 

Diese Umfrage hätte die Titelseiten und Nachrichtensendungen beherrschen, Politiker aller Parteien in Alarmstimmung versetzen müssen. Hätte. Die Studie des Österreichischen Integrationsfond und des SORA-Instituts hat es nämlich in sich. Sie zeigt erschreckend deutlich, dass wir uns ein gewaltiges Problem ins Land geholt haben, dass unser Rechtssaat, unsere Demokratie, unser Werte und unser Lebensstil bedroht sind. Daran lassen die Ergebnisse dieser repräsentativen Befragung unter jungen Wiener Muslimen keine Zweifel.

Ein paar Beispiele: „Juden sind der Feind aller Muslime“ Dieser Aussage stimmen junge Afghanen zu 68, Syrer zu 41 und Türken zu 39 Prozent zu. Rechnet man die Werte von „stimme wenig zu“ mit, kommt man auf bis 80 Prozent.

Haben Sie davon gehört oder gelesen, dass wir ein massives Antisemitismus-Problem haben? Und da ist nicht von verstaubten Liederbüchern die Rede. Nein? Kein Wunder, der ORF hat über diese Studie – freundlich ausgedrückt – nur sehr sparsam berichtet.

Unter anderem deshalb, weil es angesichts des Integrationsfonds und des SORA-Instituts schwer ist, ihre Aussagekraft und Wissenschaftlichkeit in Zweifel zu ziehen, wie man das bei anderen unangenehmen Studien schon getan hat. Sie bildet ab, wie junge Muslime denken, wie sie zu Demokratie, Staat und westlichen Werten stehen. Damit könnte und müsste man viele ORF-Sendungen füllen.

Dass mehr als die Hälfte der jungen Afghanen der Meinung sind, dass man zuschlagen soll, wenn die Ehre und/oder die Religion beleidigt wird, ist für den ORF aber weit weniger brisant als Goldbarren, gereimte Ratten-Fabeln oder geschredderte Festplatten.

72 Prozent der Afghanen träumen von einem starken Führer, der das Land lenken soll und nicht gewählt zu werden braucht. Dem schließen sich immerhin 29 Prozent der Syrer an. Nur 84 Prozent der Tschetschenen respektieren den österreichischen Staat und seine Gesetze. Für 55 Prozent der Afghanen steht die Religion über dem Gesetz. Ein Gottesstaat hat unter jungen Muslimen viele Fans. Bei den Afghanen sind es 29 Prozent, bei den Syrern 26 und bei den Tschetschenen 24.

Das sind nur ein paar Ergebnisse aus dieser Studie. Und was macht der ORF daraus? Im Internet habe ich eine kurze Gesichte auf orf.at gefunden, auf wien.orf.at. Ist ja auch nur eine unbedeutende lokale Geschichte. Für Burgenländer, Steirer oder Salzburger völlig uninteressant. Titel der ORF-Story: „Junge Afghanen wollen religiösen Führer“. Das klingt eigentlich ganz harmlos.

Schließlich haben auch Katholiken mit dem Papst oder Buddhisten mit dem Dalai-Lama einen religiösen Führer. Das ist eine Schlagzeile, die man leicht überliest. Genau diesen Zweck soll sie auch erfüllen. Nur keine Wellen. Im Artikel versucht man, zumindest ein paar positive Aspekte herauszupicken. Etwa, dass die Zustimmung zur Demokratie hoch sei. Eh, solange man in der Minderheit ist, ist das meistens so. Und dass sich gleichzeitig viele „einen Autokraten wünschen, (…) sei nichts Ungewöhnliches“, wird eine Studienautorin zitiert. Das klingt sehr beruhigend.

In „Wien heute“ widmet man der Studie etwas mehr als zwei Minuten und leitet den Beitrag ein mit: „Je länger Muslime in Wien leben, desto größer wird die Zustimmung zur Demokratie“. Also alles paletti. Es gilt das Motto: Weitergehen, da gibt es nichts zu sehen. Und der ORF kann sich wieder den wirklich wichtigen Dingen zuwenden.