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Kurt Ceipek
 

Folgende Plauderei könnte sich kürzlich zwischen zwei hochbegabten ORF-Programmierern in der Kantine am Küniglberg abgespielt haben. Gemeint sind in diesem Fall nicht solche Programmierer, die TV- oder Hörfunkprogramme zusammenstellen oder Nachrichten auswählen, sondern Entwickler von genialen EDV-Programmen für den ORF.

„Du hast einmal erzählt, dass du an einem Programm zur Entlastung der Mitarbeiter in der ORF-Beschwerdeabteilung arbeitest. Ist das schon fertig?“

„Ja, das läuft schon recht erfolgreich.“

„Was kann dieses Programm?“

„Na ja, nachdem die Beschwerden über das Fernsehprogramm immer mehr werden, ist die Gefahr zu groß, dass unsere armen Mitarbeiter in der Beschwerdeabteilung davon ganz depressiv oder gar traumatisiert werden. Auf blöde oder berechtigte Beschwerden immer höflich und sachlich oder womöglich korrekt und verständnisvoll antworten zu müssen, hat viele unserer Leute seelisch ganz krank gemacht.“

„Und wie kann man das beheben?“

„Wir haben ein Programm entwickelt, da kann der Mitarbeiter antworten, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Diese Publikumsbeschimpfung wird dann vom Computerprogramm automatisch überarbeitet und die EDV macht dann den Text daraus, den der Beschwerdeführer bekommt.“

„Da kann ich mir nix darunter vorstellen. Erzähl mir ein Beispiel.“

„Also am lästigsten sind ja oft Leute, die am Abend um zehn vor Halbacht die Servus-TV-Nachrichten schauen und dann auf die ZiB1 umschalten. Da pudeln sich immer wieder welche auf, dass im Servus-TV besonders interessante Nachrichten kommen, in der ZiB aber nicht, obwohl die ZiB ja doppelt so lang ist.“

„Und wenn so eine Beschwerde kommt? Was war denn zuletzt für ein Fall?“

„Na, diese Woche haben vermummte linke Randalierer an der Wiener Uni Radau gemacht und eine Vorlesung von einem ihrer Meinung nach rechten Professor namens Höbelt verhindert. Mit ,Nazis raus'-Sprechchören. Es wurde gespuckt, geprügelt und getreten, weil ein paar rechte Studenten die Vorlesung hören wollten. Mit rohen Eiern haben sie auch geschmissen, die linken Aktivisten. Jedenfalls haben sie die Vorlesung erfolgreich verhindert.“

„Starke Geschichte! Und darüber hat Servus-TV berichtet?“

„Servus-TV schon, aber die ZiB1 nicht, weil die Bilder von dieser Randale so zu entschärfen, dass man das im ORF bringen kann, wäre kaum möglich gewesen.“

„Und darüber hat sich jemand beschwert?“

„Klar! Die Leute vergleichen immer öfter die Nachrichten in den zwei Nachrichtensendungen und schimpfen dann über Lügenpresse und Lückenpresse. Ein Mann hat an die Beschwerdeabteilung geschrieben: ,Geschätzte Verantwortliche für die ZIB am 15.1.2020 in ORF 2, 19:30. Da kann auf der Wiener Uni ein Professor seine Vorlesung wegen vermummter, randalierender "Studenten" nicht halten und man erfährt das höchstens in ServusTv. VÖLLIG unmöglich! So geht Information NICHT!'“

„Und was hat der Kundendienstmitarbeiter zurückgeschrieben?“

„In dem Fall war es eine Mitarbeiterin, die schon ein bisserl grantig war von den vielen Beschwerden den ganzen Tag. Sie hat als Antwort geschrieben: ,Du Vollkoffer! Geh uns nicht mit solchen Beschwerden auf den Wecker. Was im ORF gesendet wird und was nicht, bestimmst nicht Du oder sonst ein Ungustl, nur weil Du ein paar Euro Gebühren zahlst, sondern ganz allein wir, weil wir wissen was gut für Dich ist und was nicht. Und was Servus-TV bringt, sollte Dir wurscht sein. Nur der ORF hat die gültigen Nachrichten, und damit Basta! Glaub bloß nicht, dass Deine Beschwerde irgend jemanden hier interessiert. Solche Sachen landen bei uns gleich im unendlich großen Beschwerdemistkübel.“

„Aber das hat der Kunde hoffentlich nicht so bekommen?“

„Natürlich nicht. Sie hat diesen Text vorschriftsmäßig durch unser Computerprogramm laufen lassen und der Computer hat dann die Antwort abgeschickt.“

„Und was ist in dieser Antwort drinnen gestanden?“

„Der abgeschickte Text hat gelautet: ,Sehr geehrter Herr, der ORF hat in der Vergangenheit wiederholt über die Protestaktionen von Studierenden gegen den Historiker Lothar Höbelt berichtet. Ihre Rückmeldung zur ORF-Berichterstattung haben wir der zuständigen Redaktion zur Kenntnis gebracht.'“

„Ein großartiges Computerprogramm. Das ist noch sehr ausbaufähig.“

„Ja, und die Beantworterin der Beschwerde hat sich beim Verfassen ihrer Antwort sehr wohl gefühlt. Aber das wirklich faszinierende an diesem Textprogramm ist ja, dass der Leser der Nachricht den Urtext der Antwort irgendwie zwischen den Zeilen mitschwingen spürt, ganz ohne dass davon etwas da steht.“

„Ja, wirklich genial. Der Beschwerde-Heini wollte den ORF ärgern, aber am Ende ärgert er sich nur selber. Solche Sachen kann nur der ORF entwickeln. Da soll noch einer sagen, dass wir nicht der Qualitätssender Nummer 1 in Europa sind.“