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Werner Reichel
 

Es sind oftmals die flapsigen Bemerkungen, die so nebenbei fallen, die besonders tiefe Einblicke in das Denken von Menschen geben. Im Ö1-Mittagsjournal moderiert die Nachrichtensprecherin einen Beitrag über Prinz Harry und seine Frau Meghan, die sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen wollen, mit den Worten an: „Zuerst der Brexit und dann auch das noch.“

Ein vermutlich witzig gemeinter Einstieg, der viel über das Weltbild und Selbstverständnis der ORF-Mitarbeiter sagt. Die Dame meinte wohl, bei den Briten folge eine Katastrophe der nächsten. Nun fragt sich allerdings, wieso man auf die Idee kommt, für die Briten wäre der Brexit ein Unglück? Zur Erinnerung: Am 23. Juni 2016 stimmte eine klare Mehrheit von 51,89 Prozent, zum Ärger des ORF, für den EU-Austritt. Noch mehr ärgerte sich der ORF, als die Briten am 12. Dezember vergangenen Jahres ihre Entscheidung mit der Wahl von Boris Johnson eindrucksvoll untermauerten.

Wie kommt man beim ORF also auf die Idee, der Brexit, für den sich die Briten entschieden haben, wäre ein Unglück für sie, gar eine Katastrophe?

Ignoriert man beim ORF Mehrheitsentscheidungen, wenn sie einem nicht passen? Fühlt man sich den Menschen da draußen dermaßen intellektuell überlegen, dass man ihnen keine eigenständigen und klugen Entscheidungen zutraut? Blendet man die Realität nach Bedarf einfach aus?

Auch als die Österreicher seinerzeit „falsch“ abstimmten und wir eine türkisblaue Regierung bekamen, unternahm der ORF alles in seiner Machts stehende, damit es udem Land wieder besser gehe. Das hat man auch erreicht, glaubt man zumindest am Küniglberg. Bei den Briten tut man sich naturgemäß etwas schwerer, trotz aller Propaganda und Desinformation bezüglich Brexit und Johnson. Die Briten wollen einfach nicht auf den schlauen ORF hören.

So oder so, mit Journalismus hat das alles nur sehr wenig zu tun. Zumal sich erst herausstellen wird, wem der Brexit mehr schadet, Großbritannien oder der EU. Selbstverständlich berichtet der ORF gerne und oft darüber, welch schlimme Folgen der EU-Ausstieg für die unglücklichen Briten haben wird, allerdings ist hier der Wunsch der Vater des Gedanken.

Denn mit Großbritannien verliert die EU nicht nur einen wichtigen Nettozahler, und damit viele Milliarden Euro, sondern auch ein schlagkräftiges Heer. Außerdem verschieben sich im Europäischen Rat die Kräfteverhältnisse von den marktwirtschaftlich orientierten nördlichen Staaten hin zu den südlichen Schuldenstaaten. Das bedeutet für Länder wie Österreich, Deutschland oder Dänemark nichts Gutes. Wir werden deutlich mehr zahlen müssen. Die neue Regierung will weiterhin aber nur maximal ein Prozent der Wirtschaftsleistung an die EU überweisen. Die EU-Kommission verlangt allerdings 1,114 Prozent, das EU-Parlament gar 1,3 Prozent. Darüber berichtet das Mittagsjournal heute ebenfalls .

Wie das alles zusammenhängt und welche Rolle der Abgang Großbritanniens dabei spielt, verrät Ö1 freilich nicht. Schließlich stolpern ja die dummen Briten von einem Unglück ins nächste, nicht wir. Wir haben schließlich unseren klugen ORF.