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Werner Reichel
 

„Wer sind die Wähler von Donald Trump?“ Das fragt sich der ORF in der ZiB2. Die Antwort gibt ORF-Korrespondentin Hannelore Veit. Sie präsentiert allerdings nicht die Wähler von Trump, sondern lediglich eine von ihr ausgesuchte Familie. Die lebt in North Dakota, genauer gesagt in Fargo. Da schmunzelt der Bobo wissend. Gilt doch Fargo dank des genialen und gleichnamigen Films der Coen-Brüder und einer gefeierten Netflix-Serie als Inbegriff des amerikanischen Hinterwäldlertums, wo einfache, wortkarge Menschen in den eisigen Weiten der tiefsten Provinz leben.

Auch die vorgestellte Familie entspricht so ziemlich jedem Klischee, das der linke Bobo-Europäer von einem Trump-Wähler hat. Eine weiße Familie, drei Kinder, die von der Mutter unterrichtet werden, religiös, gegen Abtreibung, der Mann betreibt eine kleine Autowerkstatt. Wie gruselig, denkt sich da der ZiB2-Seher. Das sind also „die“ Trump-Wähler. So stellen zumindest der ORF und seine linke Zielgruppe sie sich vor bzw. hätten sie sie gerne.

Im Gegensatz zu Claas Relotius, der seine Klischee-Rednecks gleich selbst erfunden bzw. ihnen seine eigenen Worte in den Mund gelegt hat, ist diese Familie echt. Und, das muss man Veith und dem ORF zugutehalten, die Familie kommt sympathisch rüber. Aber das sieht der, wenn wir schon bei Klischees sind, typische Birgit-Hebein-Robert-Menasse-ZIB-2-Fan aus Wien-Neubau vermutlich anders.

Mit diesem Beitrag bedient die ZiB2 ihre Zielgruppe, zeigt ihr die Welt, wie sie sie sehen will, bestärkt sie in ihren Haltungen, Überzeugungen und Vorurteilen. Dazu gehört, dass man sich selbst zur neuen Elite zählt, den sogenannten Anywheres oder Globalisten. Die sind weltoffen, kosmopolitisch, progressiv, die Gewinner der Globalisierung. Die Gegenseite sind die ewiggestrigen, dummen Somewheres bzw. Kommunitarier, die Abgehängten, die mit ihrer Heimat verwurzelten, die Modernisierungs- und Globalisierungsverlierer, die in der neuen Welt nicht mehr zurecht kommen, und deshalb böse Rechtspopulisten wie Trump oder FPÖ wählen.

Zu dieser selbsternannten Elite zählen sich laut einer Studie der Uni Leipzig ca. 20 Prozent der Europäer, in Deutschland (und wohl auch in Österreich) „bilden sie das Wählermilieu der Grünen“. Die binäre Einteilung der Gesellschaft in gute Anywheres und dumme Somewheres findet auch Armin Wolf toll. Auf seinem Blog ist er regelrecht begeistert von dieser simplen Weltsicht und er zitiert: „Die Anywheres sind Menschen mit Universitätsabschluss, mobil, urban. Sie legen Wert auf Autonomie, Offenheit, und sie definieren sich über das, was sie erreicht haben. Somewheres sind Menschen, die an einem Ort verwurzelt sind, eine weniger gute Ausbildung haben, sie legen Wert auf Sicherheit, Tradition, Familie. Sie identifizieren sich über Gruppen, Veränderungen mögen sie nicht.“

Das geht bei Armin und seinen Anhängern wie Honig runter. So leicht war es in der Geschichte der Menschheit noch nie, einer Elite anzugehören, selbst wenn der Papa nur ein Bauarbeiter war und man sich mit seinem Politologie-Bachelor von einem prekären Arbeitsverhältnis zum nächsten hanteln muss.

Diese Selbsteinschätzung bzw. Verortung ist aber in den meisten Fällen schlicht und einfach nur Selbstbetrug und eitle Selbsterhöhung: Der Journalist Stefan Laurin: „Auf die meisten in Deutschland lebenden und arbeitenden Lehrer, Sozialarbeiter, studierten Mitarbeiter des Öffentlichen Dienstes, Journalisten, NGO-Aktivisten, Schauspieler und Kulturwissenschaftler wartet im Ausland jedoch niemand.“

Nein, sie sind nicht die Gewinner der Globalisierung, auch keine Modernisierungsgewinner. Im Gegenteil. Sie arbeiten primär im staatlichen und staatsnahen Bereich, sie profitieren nicht von der Globalisierung, sie sind durch ihre mit Steuergeld finanzierten Jobs vor ihr geschützt!

Nochmals Laurin: „Die führenden Köpfe der neuen Elite sind Politiker, Journalisten, Führungskräfte von NGOs, Professoren in Fächern mit geringer wirtschaftlicher und technologischer Bedeutung wie Kulturwissenschaft, Gender-Studies und Soziologie und der Mittelbau und die Spitzen von Verwaltungen. Sie alle haben eines gemeinsam: Der Kampf um ihre wirtschaftliche Existenz ist eng verbunden mit dem Kampf um den Zugriff auf öffentliche Mittel und die Förderung durch die Politik und durch sie unterstützende Gesetze.“

Das gilt in hohem Maße auch für die ORFler, die gut von gesetzlich garantierten Zwangsgebühren leben, unabhängig davon, was sich da draußen am freien internationalen Medienmarkt so abspielt. Geschützt von den öffentlich-rechtlichen Mauern vor der überlegenen Konkurrenz ist es einfach und vor allem lächerlich, sich zu den Globalisierungsgewinnern zu zählen.

Deshalb muss man sich und sein Umfeld jeden Tag aufs Neue davon überzeugen, dass man zur neuen geistigen und moralischen Elite gehört. Das Anywhere-Ego braucht solche Beiträge über hinterwäldlerische Trump- oder blöde FPÖ-Wähler. Der ORF liefert sie.