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Werner Reichel
 

Einmal mehr tritt Rudi Anschober vor die Presse. Diesmal mit seinem Ministerkollegen Karl Nehammer. Der ORF überträgt selbstverständlich live. Anschober stellt sich auch vor die Kameras, wenn er nichts zu sagen hat. Das ist auch heute so. Anschober sagt, was er jeden Tag sagt, die Phrasen kann jeder, der die ORF-Berichterstattung über die Corona-Epidemie auch nur am Rande mitverfolgt, nachbeten.

Wer beim Rudi-Anschober-Bullshit-Bingo auf Begriffe wie "Transparenz", "faktenbasiert" oder "zusammenhalten" setzt, der hat nach spätestens einer Minute gewonnen. Irgendwie muss man ja die Zeit rumkriegen, wenn man nichts zu sagen hat. Heute gibt Rudi sogar eine Anekdote zum Besten. Er sei heute mit der U-Bahn gefahren und habe festgestellt, wie vorbildlich sich die Österreicher verhalten würden. So eine U-Bahnfahrt ist natürlich repräsentativ und somit „faktenbasiert“.

Der ORF und andere linke Mainstreammedien versuchen Anschober zum Krisen-Star aufzubauen. Klar, er ist ein Grüner. Man stelle sich vor, Beate Hartinger-Klein wäre noch im Amt. Aber so titelt der Kurier: „Ein Volksschullehrer als ‚Minister Cool‘“. Ja, gegen Rudi schauen selbst Hans Moser und Peter Alexander alt aus.

Zumindest wirkt er volksnah, man hat nämlich selten den Eindruck, dass er mehr über Corona und die Krise weiß als das, was ohnehin in der Zeitung steht. Anschober lobt zwar unablässig sich und seine Beamten, dass man die Krise wesentlich besser handeln kann als Österreich haben Staaten wie Taiwan, Japan oder Singapur eindrucksvoll bewiesen. Etwas mehr kritische Selbstreflexion bei Anschober, etwas kritischere Distanz beim ORF wären durchaus angebracht. Aber Minister Cool ist furchtbar stolz auf sich und der ORF auf seinen Minister Cool. Warum sollte man die Krise nicht auch für seine Zwecke nutzen?

Die Fehler und Versäumnisse werden von Anschober und ORF mit Phrasen und Stehsätzen überdeckt. So landen etwa am Flughafen Schwechat noch immer Maschinen aus Krisengebieten und die Passagiere werden nicht kontrolliert, die Grenzkontrollen sind alles andere als lückenlos und wie in Tirol mit der Epidemie umgangen worden ist, sorgte weltweit für Negativschlagzeilen. Der Gesundheitsminister und ORF sehen das nicht so dramatisch.

Anschober hat Karl Nehammer jedoch eines voraus, er kann mit seinem Volksschullehrer-Charme seine Phrasen wesentlich kompetenter verkaufen als der Innenminister, der immer etwas hilflos und überfordert wirkt und sich von einem Stehsatz zum nächsten hantelt. Nachdem die beiden sich mehr oder weniger erfolgreich vor den Kameras inszeniert haben, fasst Tarek Leitner nochmals ihre Nichtinformationen überblicksmäßig zusammen. Zumindest Hans Bürger analysiert richtig, dass die beiden nichts zu sagen hatten. Das ist die Info-Ausbeute nach ca. 20 Minuten.

Es wäre nicht notwendig, die tägliche Rudi-Show live zu übertragen und alles unkritisch eins zu eins zu transportieren. Viele dieser Pressekonferenzen dienen nicht dazu, die Menschen zu informieren, sondern alleine der Inszenierung der Regierung.

Das ist bis zu einem gewissen Grad Okay und sogar notwendig, aber wenn es ausschließlich um Inszenierung und die politische Vermarktung einer Krise geht, wird es ärgerlich. Ein seriöses Medium darf dabei nicht mitspielen. Der ORF könnte mit komprimierteren und gut aufbereiteten Infos seinem Auftrag auch in diesen Zeiten besser nachkommen. Manchmal sieht man die Epidemie vor lauter Berichterstattung nicht mehr. Aber auch zu Zeiten der Corona-Epidemie vergisst der ORF nicht auf seine grünen Freunde.