ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Kurt Ceipek
 

Folgendes Gespräch könnte vor Kurzem in einem diskreten Besprechungsraum auf dem Wiener Küniglberg abgelaufen sein. Teilnehmer: ein hochrangiger ORF-Abteilungsleiter, zuständig für das saubere Image und ein hohes Ansehen des ORF in der breiten Öffentlichkeit und ein besonders talentierter Anfänger, der vor kurzem von der Universität abgegangen ist.

Der Chef: „Grüß' Sie, junger Freund. Sie sind mir vom General persönlich empfohlen worden. Sie sollen sich während Ihres Studiums als besonders wortgewandt und zuverlässig erwiesen haben. Das ist sogar den Talentesuchern hier im Haus aufgefallen.“

Der Anfänger: „Danke für die Vorschusslorbeeren. Ich habe in der Hochschülerschaft in den neuneinhalb Jahren meines Studiums viel politische Erfahrung sammeln können und weiß, worauf es in der Öffentlichkeitsarbeit ankommt.“

„Was ham's denn Schönes studiert?“

„Sinologie und Politikwissenschaften.“

„Sino...was?“

„Na Chinesisch halt. Aber ich hab auch Vorlesungen in Kommunikationswissenschaften gehört.“

Der Chef (scherzhaft): „Und bei Vorlesungen von Professor Höbelt waren Sie nicht dabei?“

„Doch, mehrmals. Da mussten wir immer demonstrieren. Ich war beim Schwarzen Block.“

„Das ist gut. Das sind die einzigen Schwarzen die ich mag. Und ich hab gehört, Sie waren Funktionär im Verband Sozialistischer Studenten. Da war ich auch dabei.“

Der Anfänger: „Die heißen jetzt Verband Sozialistischer Student_innen. So viel Gender muss sein. Aber ich muss gestehen, ich bin gegen Ende meines Studiums zu den Grünen gewechselt. Aus ideologischen Gründen oder so.“

„Natürlich, das ist in Zeiten wie diesen sicher besser für eine erfolgreiche Karriere. Das spielt aber keine Rolle, weil der ORF ist sowieso parteipolitisch neutral, daher spielt die Zugehörigkeit keine wie immer geartete Rolle. Egal ob Rot oder Grün.“

„Natürlich.“

Der Chef: „Ich habe Ihnen ja ausrichten lassen worum es uns geht. Da gibt es diese lästige Internetseite ,ORF-Watch'. Gegen die muss man etwas unternehmen. Die werden immer lästiger und unverschämter. Haben Sie sich ein wenig eingelesen?“

Der Anfänger: „Ja. Ganz arg, wie die dem ORF zusetzen wollen. Die Gebührenpflicht abschaffen. Das wäre ja ruinös für den ORF.“

„Na ja, so weit wird's nicht kommen. Wir haben ja jetzt die Grünen als unser Schutzschild in der Regierung. Und die Türkis-Schwarzen fürchten sich auch noch immer vor uns. Aber haben Sie Ideen, wie man diese ORF-Watcher demolieren könnte. Die sind einfach zu lästig.“

„Ich hab schon einige Beiträge für die Leserplattform vorbereitet. Da gibt es ja ziemlich viele Leserreaktionen. Diese Leser muss man ärgern. Und wie das mit Rechten und Bürgerlichen geht, hab ich bei den Jung-Sozis gut gelernt und trainiert.“

Der Chef: „Es geht natürlich darum, die in ORF-Watch lancierten Geschichten zu widerlegen und mit starken Argumenten zu entkräften. Man muss den Leuten klar machen, wie unentbehrlich der ORF für Österreich und die Demokratie in diesem Land ist ist. Und vor allem müssen Sie die Autoren dieser Plattform, vor allem den Reichel und den Unterberger, aber auch die anderen, so richtig zur Sau machen.“

„Da hab' ich was vorbereitet. Ich hab' beispielsweise geschrieben: ,Es gibt e. sehr lautstarke hochaktive Minderheit in Ö. die keifend um sich schlägt & hasserfüllt mit Brachialgewalt gegen den ORF losgeht. Aber es ist eine Minderheit & Reichel&Konsorten sowie e.paar FPÖler sind d.Anführer.' Und dann habe ich sofort nachgelegt: ,Die große überwiegende Mehrheit ist in Österreich davon überzeugt dass sich d. Öff-Rechtl-Rundfunk-Fernsehen bei uns wie schon seit Jahrzehnten bewährt hat Bildung&Information&hochwert.Unterhaltung mit wenig Werbung für ALLE. Nicht nur f. d. Reichen!'“

Der Chef: „Das hört sich alles wirklich gut an. Und das haben Sie schon gepostet?“

Der Praktikant: „Ja, und die haben es anstandslos gebracht. Offenbar erlauben die auch solche Meinungen, ohne sie gleich zu löschen und den Autor dann zu sperren.“

„Ja, da sind wir bei der Diskussionsseite von ORF.at besser organisiert. Da würde so etwas sofort rausfliegen.“

„Ja, und gesperrt wäre ich sicher auch schon. Schwierig ist es nur, gegen die Behauptungen von ORF-Watch zu argumentieren. Meistens ist das Zeug, das die da verzapfen, einigermaßen gut recherchiert und ziemlich glaubwürdig. Das macht die Wühlarbeit schwieriger.“

Der Chef: „Und wie wollen Sie die Lösung dieses Problems angehen?“

Der Praktikant: „Das funktioniert am besten mit der Nazi-Keule. Man muss den Leuten klar machen, dass der ORF eh alles richtig macht und die gemeine Kritik am Sender, der uns allen gehört, nur politisch motiviert ist. Von den rechten Nazi-Gfrastern natürlich.“

„Und wie legen Sie das an?“

„Politisch hintergründig. Zum Beispiel mit einem Posting wie: ,Alle rechtspopulistischen Parteien, ob das die FPÖ oder die AfD oder andere sind: Sie kämpfen gegen die Öffentlich-Rechtlichen. Weil sie zu qualitätsvoll sind.“

Der Chef: „Wunderbar formuliert. Sie werden es bei uns noch weit bringen.“

„Wichtig scheint mir auch der Vorwurf, dass der ORF die Grünen im Nationalratswahlkampf angeblich unterstützt hat. Das behaupten die von ORF-Watch nämlich immer wieder. Dafür hab ich auch etwas vorbereitet: ,Wieso soll der ORF sich bemüht haben, die Grünen in die Regierung zu hieven? Wie kann man denn sowas behaupten? Lebt Reichel auf dem Mond oda wo? Nicht mitgekriegt wie die Regierung zustande kam? Er fühlt sich in seiner Verschwörungstheoriewelt wohl!' Mit dem Schlagwort ,Verschwörungstheorien' kann man immer gut punkten. Da braucht man nicht lange nach irgendwelchen Argumenten zu suchen.“

„Sehr gut mitgedacht. Dann mit vollem Elan an die Arbeit. Sie müssen schau'n, dass sie immer einer der ersten sind, der einen neuen ORF-Watch-Kommentar scharf kritisiert. Und wenn es viele Leserreaktionen sind, immer wieder eine neue Bosheit einstreuen. Wenn Ihnen nix einfällt, wiederholen Sie einfach das alte Zeug.“

Der Anfänger: „Wird gemacht. Ich werde von früh bis spät diese Giftspritzer beobachten und scharf kritisieren. Und in welchem Büro darf ich arbeiten? Ich hab noch keinen Arbeitsplatz hier im Haus.“

„Sie müssen natürlich von zu Hause aus arbeiten. Es darf nie jemand dahinterkommen, dass wir Sie finanzieren. Wir würden das auch energisch bestreiten, falls irgendeiner von diesen rechten Querulanten so etwas behauptet. Falls Sie auffliegen sollten, muss klar sein: Sie haben mit dem ORF nicht das Geringste zu tun und wir haben einander noch nie gesehen und noch weniger gesprochen. Und Sie haben das alles aus eigenem Antrieb gemacht, um den verheerenden Rechtsruck in Österreich zu verhindern. Antifa, Kampf gegen rechts, Sie wissen ja eh.“

„Sie haben gesagt, es müssten täglich Dutzende wenn nicht hunderte solche Beiträge von mir erstellt werden. Ich bin zwar ein phantasiebegabter Schreiber, aber irgendwann fällt mir dann nix mehr ein.“

Der Chef: „Dann schreiben Sie einfach, was für ein tolles Programm der ORF macht. Zum Beispiel zur aktuellen Corona-Diskussion könnten Sie schreiben: ,Großartig & Vorbildlich & Ganz genau so soll es sein!!! Das Öff-Re-Medium in Österreich ORF macht es ganz genau richtig. Die Informationsschiene zur Corona-Epidemie! Super-Information Unaufgeregt & Sachlich aber voll wertvoller Infos.' Das klingt überzeugend.“

Der Anfänger:„So etwas ähnliches habe ich neulich geschrieben: ,Heute abend wieder ein ganz ausgezeichnetes ORF-Unterhaltungsprog. für alle ohne Werbeunterbrechungen: James Bond Casino Royale, Wind River Tod im Schnee, Transporter 3 (Action), Kurzweilige niveauvolle Unterhaltung f.ALLE!' Sowas kann ich täglich mehrmals wiederholen. Das hat zwar nicht das Geringste mit dem jeweiligen Kommentar zu tun, aber das spielt keine Rolle.“ „

„Stimmt, das spielt keine Rolle. Das ist Ihre Aufgabe und Sie sind eh anonym. Und wenn Sie sich bewähren winkt Ihnen nicht nur eine Fix-Anstellung und ein schönes ORF-Gehalt, sondern auch die ORF-Pension. Wenn es darum geht, gute und zuverlässige Leute an den ORF zu binden, dann lassen wir uns nicht lumpen.“

„Danke, Chef! Gibt's sonst noch Anweisungen oder Anregungen?“

„Ja, Sie müssen auch Mitleid mit dem ORF wecken bei den Lesern dieser scheußlichen ORF-Watch-Internetseite.“

„Auch hab ich etwas vorbereitet: ,Diese Seite ORF-Watch ist eine Propagandaseite für die ZERSTÖRER des Öff-Re-Rundfunks! Wer hier spendet trägt zur Ruinierung Österreichs bei! Wer hier spendet sägt untergräbt die österr. Demokratie & Freiheit!“

Der Chef: „Hört sich hervorragend an. Das passt zu jedem dieser Kommentare. Aber warum diese Abkürzungen?“

„Weil jedes Posting nicht mehr als 200 Zeichen lang sein kann.“

Der Chef: „Vor allem müssen wir die unselige Gebührendiskussion abwürgen, die da immer wieder aufgewärmt wird. Das Wort ,Zwangsgebühren' gehört bei Strafe verboten. Wer so etwas sagt oder schreibt gehört jahrelang eingesperrt. Das ist ja Verleumdung unseres verdienten Senders. Das ist ja das Unwort des Jahrtausends. Das tut mir richtig weh.“

„Auch da habe ich etwas auf Lager. Wie wäre es mit dem Posting: ,Diese sogenannte Gebührendiskussion ist gar keine! In Wahrheit ist die überwiegendste Mehrheit d.Bevölkerung der Ansicht dass das dzt.GIS-Modell f.d. Öff-Re-Rundf-Fernseh. genau richtig ist!“

Der Chef: „Das können Sie in kurzen Abständen immer wieder posten. Aber glauben Sie, dass irgend einer von den Lesern von ORF-Watch uns das schluckt und ernst nimmt?“

Der Anfänger: „Das sicher nicht, aber viele hören dann zu lesen auf. Und den Rest gebe ich den Leuten wenn ich immer wieder einmal das Programm belobhudele.

„Na Super. Schade dass uns beim ORF die Hörer und Seher trotzdem immer mehr abhanden kommen. Aber dafür bin ich schließlich nicht zuständig. Und solange wir im Interesse Österreichs und unserer demokratischen Gesinnung die GIS-Gebühren erhalten, ist es wurscht, wie viele Leute jeden Abend in das Kastl schauen. Nur unseren guten Ruf dürfen wir nicht verlieren.“