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Werner Reichel
 

Die Corona-Krise hat dem ORF Rekordquoten im TV und Rekordzugriffszahlen im Internet beschert. In Krisenzeiten schart sich die verunsicherte Herde gerne um den größten Leithammel. In der Politik ist das die Regierung, in der heimischen Medienwelt der ORF. Das drückt sich bei Kurz und seinen Ministern in sensationellen Umfragewerten aus, beim ORF eben in steigenden Quoten und Marktanteilen.

Entsprechend hoch ist bzw. wäre seine Verantwortung angesichts dieses Quasi-Monopols in der Corona-Berichterstattung.

Dass der ORF zu einem Kanzlerhuldigungs- und türkisgrünen Propagandamedium verkommen ist, hat selbst das Profil be- und kritisch angemerkt. Und das will etwas heißen. Der ORF sieht seine Aufgabe derzeit also weniger darin, die Bürger möglichst objektiv, kritisch und umfassend über die Corona-Krise zu informieren, als vielmehr die Regierung und ihre Politik zu unterstützen. Der ORF hilft so der Regierung notwendige öffentliche Diskussionen über die weitreichenden und einschneidenden Maßnahmen zu unterbinden.

Dazu gehört offenbar auch, auf der einen Seite die Gefährlichkeit des Virus, der Krankheit zu betonen, damit niemand an der Sinnhaftigkeit der eingeschlagenen Corona-Politik zu zweifeln beginnt, anderseits scheint man die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie-Bekämpfung tendenziell herunterzuspielen, die Leute mehr oder weniger in Sicherheit zu wiegen. Deshalb fürchtet sich die Mehrheit der Österreicher derzeit auch mehr vor dem Virus als vor einem wirtschaftlichen Kollaps.

Selbstverständlich berichtet der ORF über die Arbeitslosenzahlen oder die Umsatzeinbrüche in den verschiedenen Wirtschaftszweigen, aber er vermeidet es, ein Gesamtbild in all seiner Komplexität zu zeichnen, er vernachlässigt die ökonomische Seite der Corona-Krise.

Zwar weiß derzeit niemand, was auf Österreich, auf Europa, auf die Weltwirtschaft zukommen wird, aber eines ist sicher, das weltweite Herunterfahren der Wirtschaft wird dramatische Auswirkungen haben. Auf alle, auch auf jene, die sich aufgrund ihrer staatlichen bzw. staatsnahen Jobs derzeit noch auf der sicheren Seite wähnen.

Es herrscht die Ruhe vor dem Sturm, obwohl die Zahlen eine deutliche Sprache sprechen: 900.000 Menschen sind in Österreich von Kurzarbeit betroffen, rund 600.000 arbeitslos. Wie viele Unternehmen die Corona-Maßnahmen überleben werden, wie viele Selbstständige vor der Pleite stehen, kann derzeit nur schwer abgeschätzt werden. Der Kahlschlag wird jedenfalls beträchtlich sein.

Der Internationale Währungsfonds spricht bereits von der schlimmsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Rund drei Prozent wird die Weltwirtschaft demnach schrumpfen. Europa trifft es noch härter. Für die Eurozone erwartet der IWF 2020 ein Minus von 7,5 Prozent.

Keine schönen Aussichten. Auch nicht für Österreich. Weder die Regierung noch der ORF scheinen sich der Dimension und der Tragweite der kommenden Wirtschaftskrise bewusst zu sein. Man scheint die Kollateralschäden der Corona-Maßnahmen völlig zu unterschätzen.

Die Grünen träumen sogar, nachdem die Regierung die Marktmechanismen außer Kraft gesetzt hat, von einem linken Systemwechsel, einer von ihnen gesteuerten Öko-Planwirtschaft, von Verstaatlichungen und Enteignung der Reichen. Die Grünen werden mit ihrer Politik und Unterstützung des ORF die Lage weiter verschlechtern.

Wenn der Kuchen kleiner wird, geht es nicht darum, sich über seine Neuverteilung Gedanken zu machen, sondern darum, einen größeren zu backen. Und das kann nicht der Staat, sondern nur der Markt. Wenn man ihn lässt.

Momentan verbreiten ORF und Regierung noch halbwegs gute Stimmung, man lobt sich gegenseitig für das gelungene Krisenmanagement bzw. die tolle Berichterstattung. Finanzielle Sorgen hat man keine, zumal Geld ohnehin abgeschafft zu sein scheint. Hilfspakete von zehn Milliarden, 38 Milliarden oder gleich einer Fantastilliarde. Egal.

Und der ORF fragt auch nicht ernsthaft nach: Wer soll das bezahlen? Und weil wir schon dabei sind, retten wir auch gleich Italien, Spanien und Co. mit. Die Corona-Krise hat noch gar nicht richtig begonnen. Das böse Erwachen kommt erst. Doch damit wollen uns weder Regierung noch ORF belästigen. Schließlich erleben beide gerade einen Höhenflug.