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Werner Reichel
 

Weil ORF SPORT+ angesichts der Corona-Krise nichts Aktuelles zu senden hat, wiederholt man, um nicht das Testbild zeigen zu müssen, unter anderem Formel-1-Rennen aus dem Jahre Schnee.

Beim Durchzappen bin ich kurz beim Grand Prix von Australien aus dem Jahr 1991 hängengeblieben, als Heinz Prüller gerade ein Überholmanöver von Rubens „Barritschello“ aufgeregt kommentiert.

Da wurden Erinnerungen wach. Egal ob man den Namen des Brasilianers auf Portugiesisch oder Italienisch (er stammt von italienischen Einwanderern ab) ausspricht, man sagt in beiden Fällen nicht „tschello“, sondern entweder Bahikelu oder Barrikello.

Trotzdem, für Prüller war es immer der Barritschello. Und weil er es so gesagt hat, haben ihn auch fast alle Österreicher so ausgesprochen. Der ORF hatte damals, Anfang der 90er, noch das Rundfunkmonopol. Und weil es außer dem ORF keine anderen Radio- und TV-Sender im Land gab, bestimmte einfach der ORF die Aussprache eines Formel-1-Stars. Und viele andere, weit wichtigere Dinge.

Irgendwie ist es aufgrund der Corona-Epidemie wie damals. Der ORF hat zwar nicht mehr das Sendemonopol, aber in Krisenzeiten das de facto Informations-Monopol. Über 80 Prozent der Österreicher holen sich laut Gallup-Umfrage die Corona-Infos vom ORF. Die anderen TV- und Radiosender liegen mit Ausnahme von Servus TV ebenfalls auf der ORF/Regierungslinie.

Deshalb fällt es auch heute den meisten Österreichern nicht auf, dass nicht alles, was der ORF über die Corona-Krise und vor allem die Entscheidungen der Regierung berichtet, zu hundert Prozent der Wahrheit entspricht, wenn er Dinge verdreht, umdeutet oder unter den Tisch fallen lässt. Es ist so egal wie damals, als Heinz Prüller den Namen eines Sport-Stars konsequent falsch aussprach. Auch jetzt gibt es kein Korrektiv zur alles dominierenden ORF-Corona-Berichterstattung. Auch jetzt ist wieder alles richtig, was der ORF sagt, weil es der ORF sagt.