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Werner Reichel
 

Der 17. Mai ist heuer erstmals als eine Art neuer Nationalfeiertag begangen worden. Vor einem Jahr erschien an diesem Tag, es war ein Freitagabend, das berühmt-berüchtigte Ibiza-Video. Der ORF und die anderen politisch korrekten Medien waren voll von aufgewärmten Ibiza-Geschichten.

Jetzt steht auch noch der U-Ausschuss vor der Tür und die Polizei hat nach einem Jahr das Ibiza-Video in voller Länge sichergestellt. Die Feiern in den Medien können also weitergehen. Der ORF liefert einen Vorgeschmack, was da kommen wird. Auf seiner Webseite berichtet er: „Polizei zeigt Fotos der ‚Oligarchennichte‘“.

Dieser Artikel zeigt, wie man im ORF den Ibiza-Fall sieht und wie man ihn während des U-Ausschusses aufzubereiten gedenkt. Für den ORF und die andern linken Kräfte im Land existiert im Grunde nur ein Ibiza-Fall. Nämlich die Korruptionsvorwürfe gegen Strache und Gudenus.

Der mindestens so spannende Fall, nämlich der Kriminalfall rund um die Videoproduzenten und ihre Hintermänner und allfällige Auftraggeber ist für den ORF keine wirklich berichtenswerte Geschichte. Warum auch? Die dubiose Truppe rund um einen selbsternannten Detektiv und einen Rechtsanwalt mit besten Verbindungen zu Politik und Medien sind für den ORF weniger mutmaßliche Täter, sondern vielmehr Helden. Schließlich haben ihnen die Linken zu verdanken, dass die in der Bevölkerung populäre rechtskonservative Regierung gesprengt werden konnte.

An den Machenschaften dieser Leute können der ORF und die anderen Linken wenig Verwerfliches finden. Dementsprechend zurückhaltend - um es freundlich auszudrücken - hat der ORF bisher über diesen Teil der Ibiza-Geschichte berichtet. Und das wird auch so bleiben: „ In die Ermittlungen zum ‚Ibiza-Video‘ kommt rund um den bevorstehenden Start des U-Ausschusses offenbar etwas Bewegung: Nicht im Hauptstrang der Ermittlungen – nämlich zu den Vorwürfen von politischen Deals und Postenbesetzungen –, sondern zu jenen um die Hintergründe, wie es zum Video kam (…)“,steht auf orf.at.

Nicht im Hauptstrang, wie es zu dem Video kam … Solche Formulierungen lassen wenig Zweifel, der ORF kann darin nichts Verwerfliches finden. Im Gegenteil. So wie auch die anderen linken Leitmedien wie Falter, Standard oder Süddeutsche beginnt nun auch der ORF gegen die Ermittler zu schießen. Wie schon vor einem Jahr machen sie sich zu Handlangern dieser Leute. Die linken Blätter haben in den vergangen Tagen die (Schutz-)Behauptungen und die Strategie der Verdächtigen mehr oder weniger eins zu eins übernommen und beginnen nun, die Polizei zu attackieren.

Grundlage dafür ist unter anderem die dubiose Webseite Ibiza-hintergrund.net, die offenbar von den Video-Drahtziehern ins Netz gestellt wurde. Worum es den Seitenmachern geht, steht groß auf der Startseite: „Statt diese Korruption aufzuklären, stellte die SOKO TAPE den mutmaßlichen Videomachern nach. Denjenigen, die durch die Enthüllung versucht hatten, Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen.“

Eine zwielichtige Truppe als Helden der Nation. In dieselbe Kerbe schlägt die linke „Qualitätspresse“. Der Standard: „Allem Anschein nach schaffen es die heimischen Ermittlungsbehörden nicht, in einem der heikelsten und politisch brisantesten Fälle der Zweiten Republik sauber vorzugehen. Von der Zusammensetzung der Soko Ibiza bis hin zu Gerichtsentscheidungen ergibt sich ein jämmerliches Bild einer Republik, die auf Korruptionsbekämpfung pfeift und dafür mit aller Härte des Gesetzes – und vielleicht darüber hinaus – jene verfolgt, die uns vor den Korruptionsfantasien der damaligen freiheitlichen Spitzenpolitiker Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus bewahrt haben.“

De Süddeutsche: „Vorwürfe gegen angebliche Hintermänner sind vage, die Beweisführung ist wacklig  es gibt etliche Merkwürdigkeiten.“

Der ORF übernimmt dieses Narrativ: In dem ORF-Text kommt der Anwalt des Hauptverdächtigen ausführlich zu Wort. Der ORF zitiert über mehrere Absätze aus einem Standard-Interview, wo der Anwalt unwidersprochen wilde Beschuldigungen gegen die Polizei ausstößt: „(…) meinte Johannes Eisenberg, dass ein ‚Strache-liebender‘ Polizist Nebenstraftaten wie Erpressung und Drogendelikte konstruiert habe, um Ermittlungen in Deutschland zu ermöglichen.“ etc.

Auch in der ZiB2 verfolgt man diese Linie, diese Strategie. Ein „Experte“ darf auftreten und sich darüber mokieren, dass der Kriminalfall um die Hintermänner ja nur ein „Nebenschauplatz“ sei. Auch Florian Klenk vom Falter greift die Polizei an und fragt sich, warum man die Lockvogel-Dame mit der Veröffentlichung ihrer Fotos „an den Pranger“ stelle und welchem „Mehrwert das für die Ermittlungen haben soll“. Die Polizei wolle sich wichtigmachen, vermutet Klenk, der offensichtlich wenig erfreut ist, dass jetzt bald alle das Video sehen und beurteilen können.

Man sagt es nicht offen, aber es ist klar: Eigentlich sollte man die falsche Oligarchin und alle anderen Ibiza-Hintermänner mit einem goldenen Ehrenzeichen belohnen, nicht gegen sie ermitteln. Hätten hingegen windige Typen Vizekanzler Werner Kogler mit Hilfe eines trinkfesten Lockvogels in die Videofalle gelockt, dieselben Journalisten und Medien hätten sofort die Polizei massiv unter Druck gesetzt, die Täter rasch auszuforschen und selbst intensiv zu recherchieren begonnen. Aber so.

Der Moderator eines Wiener Privatradios ist da wenigstens ehrlich. Er hat auf Facebook das Foto der „schoafen“ Russin gepostet und groß „Danke“ darunter geschrieben.

Die linken Medien haben offenbar wenig bis kein Interesse, dass die Hintermänner und -frauen vor Gericht kommen und im Prozess auspacken. Auspacken über Netzwerke, Verbindungen, Mitwisser, mögliche Auftraggeber und Geldflüsse. Der Ibiza-Fall könnte dadurch eine neue und völlig und andere politische Dimension bekommen.

Denn obwohl die linken Medien die Verdächtigen als couragierte und selbstlose Polit-Aktivisten darzustellen versuchen, ist für die ideologisch weniger Verblendeten offensichtlich, dass es hier um politische Interessen und Geld gegangen ist. Um viel Geld. Zumal es nun auch eine heiße Spur in die Schweiz gibt, wo die Gruppe laut einem Bericht von OE24 600.000 Euro in einem Safe gebunkert haben soll.

Davon berichten der ORF und die andern linken Medien nichts oder nur versteckt. Es gilt die Devise: Im Kampf gegen den politischen Feind, gegen „Rechte“ sind alle Mittel erlaubt.

Das erinnert an Deutschland, wo vor wenigen Tagen rund 40 Linksextremisten am Rande eine Corona-Demo in Stuttgart gezielt drei Männer einer rechten Gewerkschaft angegriffen und zum Teil lebensgefährlich verletzt haben. Einer liegt nach wie vor im künstlichen Tiefschlaf. Das ZDF und andere linke Medien haben erst mit Verspätung, nachdem der Druck durch die sozialen Medien zu groß wurde, über den versuchten Totschlag mit politischem Hintergrund berichtet. Und auch nur äußerst sparsam.

Die Empörung, Schlagzeilen und Sondersendungen blieben aus. Hätten rechte oder vermeintliche Rechte einen linken Demonstranten auf die Intensivstation geprügelt, hätte es all das gegeben: Sondersendungen, Schlagzeilen, Talk-Runden und Forderung an Politik und Behörden, härter gegen alle nichtlinken Kräfte im Land vorzugehen.

In diesem Fall macht man aber nur das absolut Notwendigste, fährt ein journalistisches Sparprogramm. Man hat offensichtlich kein gesteigertes Interesse, dass die linksextremen Totschläger gefunden werden.

Nicht, dass man diese beiden Fälle direkt vergleichen kann, nicht dass das Vorgehen der Ibiza-Bande das entschuldigt oder relativiert, was Strache damals gesagt hat, trotzdem zeigen sie eindrücklich, wie unterschiedlich sogenannte Qualitätsmedien berichten, Geschehnisse einschätzen und beurteilen, je nachdem, welchem politische Lager die Opfer und die Täter eines Verbrechens, einer Verschwörung, einer Affäre angehören.