ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Kurt Ceipek
 

Aufmerksame Medienbeobachter wissen: Wer nicht einseitig informiert werden möchte, darf sich beim Nachrichtenkonsum via TV nicht auf die Zeit im Bild des ORF beschränken. Deshalb gilt es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis (und wahrscheinlich weit darüber hinaus) als selbstverständlich, den abendlichen Nachrichtenkonsum mit den Servus-Nachrichten um 19:20 Uhr zu beginnen und erst danach auf die Zeit im Bild 1 umzuschalten.

Einige verbinden diesen Nachrichtenvergleich mit einem höchst unterhaltsamen Spiel. Man hört und sieht eine Nachricht in Servus TV, die besonders interessant und spannend ist, von der man aber annimmt, dass der ORF dieses Thema peinlich vermeiden wird. So geschah es auch am Mittwoch.

Servus TV brachte die Meldung über eine Razzia der Finanzpolizei bei der oberösterreichischen Volkshilfe. Diese stehe im Verdacht, die Kurzarbeitsförderung zur Milderung der Wirtschaftskrise, bei der die Republik einen Großteil der Lohnkosten der Kurzarbeiter übernimmt, schamlos missbraucht zu haben. Viele Volkshilfe-Mitarbeiter seien zur staatsfinanzierten Kurzarbeit angemeldet worden, hätten aber ganz normal weiter gearbeitet.

Sofort bot ich einigen Mitspielern die Wette an, dass diese Meldung in der ZiB 1 nicht zu hören sein würde. Dem Sieger einer solchen Wette winkt als Preis eine Flasche guten Weines, die vom Wettverlierer zu zahlen ist. Leider habe ich keinen Mitspieler gefunden, der dagegen gewettet hätte. Zu gut kennen diese Leute die Nachrichtenauswahl und -vermeidung im ORF.

Man muss vermutlich nicht erwähnen, dass die Nachricht vom Aufsehen erregenden Verdacht gegen die Volkshilfe für den ORF kein Thema war. Nicht nur in der ZiB 1, sondern auch in Armin Wolfs ZiB 2 war das keiner Erwähnung würdig.

Erstaunlich ist das nur für völlige Naivlinge. Es gab schwerwiegende Ausschließungsgründe für eine solche Meldung im ORF:

1. Die Volkshilfe gilt als SPÖ-nahe und wird im ORF daher nur in positiver Hinsicht erwähnt. Gutmenschenorganisationen dieser Art stehen im ORF unter Artenschutz.

2. Für die ohnehin schon überlange ZiB 1 brauchte man viel Sendezeit für die Meldung, dass die Gemeinde Wien allen Bewohnern der Stadt einen Wirtshausgutschein auf Staatskosten schenken will. Schließlich ist Wahlkampf in Wien und da braucht die Wiener SPÖ dringend Wählergeschenke.

3. Das Thema Kurzarbeit gilt für den ORF selbst als ziemlich heikel, weil der zwangsgebührenfinanzierte Staatsfunk selbst Mitarbeiter für Kurzarbeit angemeldet hat. Dabei wurde geflissentlich ignoriert, dass diese Maßnahme für notleidende Unternehmen beschlossen wurde, um Mitarbeiter vor Kündigungen zu bewahren. Ob das auch für den ORF gelten kann?

Dass man diese Razzia der Finanzpolizei im ORF nicht wahrgenommen haben könnte gilt nicht als Ausrede, denn ooe.orf.at hat eine Meldung darüber – gut versteckt – schon am Mittwoch um 16:35 Uhr platziert. Da wurden aber keine kritischen Fragen gestellt, sondern ausschließlich die knieweiche Rechtfertigung des Volkshilfe transportiert.