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Werner Reichel
 

In Wien gibt es grundsätzlich keine Skandale. Zumindest nicht im ORF. Das KH-Nord - ein voller Erfolg. Das System Chorherr - nur das selbstlose Hilfsprojekt eines guten Menschen. Das Ehepaar Kopietz - die haben sich geholt, was ihnen zusteht. Die rot(grün) regierte Stadt war, ist und bleibt sauber. Punkt.

Das ist auch zu Corona-Zeiten nicht anders. Natürlich haben Bürgermeister Michael Ludwig und sein charmanter Gesundheitsstadtrat die Lage im Griff und unter Kontrolle. Obwohl der ORF im neuen österreichischen Corona-Hotspot residiert, berichtet er lieber darüber, was im fernen Brasilien oder den USA in Sachen Pandemie gerade schiefläuft. In Wien gibt es diesbezüglich ja wenig, was die Wiener und die Österreicher eventuell interessieren könnte. Außer vielleicht … außer vielleicht die Sache mit den Asylanten. Doch das ist heikel.

Corona-infizierte Flüchtlinge, die sich nicht an die Quarantäne-Bestimmungen halten. Sehr heikel. Wenn diese Asylanten auch noch in Heimen der rotgrünen Stadt Wien leben. Sehr, sehr heikel. Wenn in diesen Heimen offenbar niemand die Einhaltung der Quarantäne-Auflagen kontrolliert. Ganz heikel. Und das alles kurz vor der Wien-Wahl.

Deshalb heißt es bei SPÖ und ORF-Wien: Wir haben ein Problem. Das sich auch nicht aus der Welt schaffen lässt, indem man jetzt noch mehr auf Herrn Bolsonaro schimpft und gemeinsam mit Herrn Hacker versucht, politmediale Nebelgranaten zu werfen. Also aus diesem Wien-Desaster ein niederösterreichisches Problem macht, weil ein Postverteilzentrum am Rande der Stadt, im Nachbarbundesland liegt. Außerdem versucht man, von den eigenen Versäumnissen abzulenken, indem man den Leiharbeiterfirmen den Schwarzen Peter zuschiebt. Herr Hacker ruft mit seinen ORF-Megaphon so laut er kann: Haltet den Dieb.

ORF-Wien berichtet über diesen Skandal schaumgebremst und sparsam. Eigentlich berichtet man über diesen Skandal und seine Hintergründe nur am Rande, in den Meldungen und Beiträgen geht es vielmehr um die „politische Kontroverse“.

Wien Heute am Montag: „Öl ins Feuer gießt ÖVP-Innenminister Karl Nehammer“. Der Bösewicht ist identifiziert. Und Stadtrat Hacker darf in dem PR-Beitrag für Wien ergänzen: „Reines Wahlkampfgetöse in Hinblick auf die Wien-Wahl“.

In der linksregierten Bundeshauptstadt scheint das Corona-Virus plötzlich viel harmloser und ungefährlicher als seinerzeit in Ischgl zu sein. Mein Güte, ein paar Infizierte, die durch die Gegend laufen und  Dutzende andere anstecken. Davon geht doch Wien nicht unter.

Dass die Stadt grobe Fehler begangen haben könnte, dass die Wiener Behörden bei der Einhaltung der Corona-Regeln bei Asylanten – im Gegensatz zu autochthonen Bürgern – beide Augen zugedrückt haben, ist ebenfalls kein Thema. Darf auch keines sein. Den einzigen Skandal lieferte in diesem Zusammenhang für den ORF FPÖ-Wien-Chef Dominik Nepp, weil er das Krisenmanagement der Stadt kritisiert und dabei ein böses Wort benutzt hat.

Dafür berichtet Wien Heute jetzt eifrig und brav über ein Obdachlosenheim, das unter Quarantäne gestellt wurde. Bei den Sandlern und Junkies geht das. Der Reporter betont, man habe alles im Griff, niemand müsse sich Sorgen machen. Auf einmal.

Wien bleibt also weiterhin skandalfrei. Das wird sich erst ändern, sollte sich nach der Wahl eine nichtlinke Mehrheit ausgehen. Aber das ist in einer so sauberen und skandalfreien Stadt, über die ein so objektiver und ausgewogener öffentlich-rechtlicher Regionalsender berichtet, nur schwer vorstellbar.