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Werner Reichel
 

Es sind kuriose Bilder auf RTL. Neben Pop-Prolo Dieter Bohlen und zwei Musik-B-Promis sieht man eine digital verwaschene Silhouette. Einer der Juroren aus der Show „Deutschland sucht den Superstar“ wurde digital entfernt.

Es handelt sich um Schlagersänger Michael Wendler. Er ist in der ansonsten politisch und weltanschaulich gleichförmigen Musik- und Unterhaltungsbranche mit Corona-kritischen Aussagen unangenehm aufgefallen. Hat obendrein den beim politmedialen Establishment verhassten Messenger-Dienst Telegram beworben. Dieser sei nämlich zensurfrei, so der Schlagersänger. Deshalb wird Telegram im postdemokratischen Westen ja auch gehasst-

Wendler flog nicht nur aus der Show. RTL hat sogar, wie einst im Stalinismus üblich, den Abweichler aus den aufgezeichneten und nun ausgestrahlten Bildern retuschiert. Wendler wurde aus dem TV entfernt, als hätte es ihn nie gegeben.

Einer der Auslöser war ein Posting auf Telegram bezüglich des Corona-Lockdowns: „KZ Deutschland??? Es ist einfach nur noch dreist, was sich diese Regierung erlaubt! Das Einsperren von freien und unschuldigen Menschen ist gegen jegliche Menschenwürde!"

Ein deutschlandweiter Skandal. Ja, der KZ-Vergleich ist indiskutabel, keine Frage. Doch diejenigen, die sich nun über Wendler öffentlich empören, seinen Kopf fordern, ihm Antisemitismus vorwerfen, sitzen selbst im Glashaus. Das linke Establishment, zu dem mehr oder weniger die gesamte Unterhaltungs- und Medienbranche gehört, verharmlost und instrumentalisiert nicht erst seit Ausbruch der Corona-Pandemie die Verbrechen der Nationalsozialisten systematisch.

Jeder ist im politisch korrekten Deutschland ein „Nazi“, ein „Rechtsextremer“, der nicht die Corona-Politik und -Linie der Regierung unterstützt, der in Fragen von Migration, Feminismus, Islamismus, LGBT-Anbetung oder Klimaschutz nicht auf Linie ist.

Andersdenkende zu Nazis zu erklären, sie an den gesellschaftlichen Rand zu drängen, ist nicht besser als der Vergleich von Wendler, das ist sogar eine extreme Verharmlosung der NS-Verbrechen. Angesichts der massiven Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte ist die Kritik von Wendler angebracht, wenn auch nicht mit solchen Vergleichen.

 

Sein Telegram-Posting war nur der willkommene Anlass, ihn endgültig abzuschießen, weil er nicht im Corona-Gleichschritt der Regierung marschiert, wie alle anderen Unterhaltungs-Stars. Jeder Promi– und sei er auch nur aus der C- bzw. RTL-Liga –, der die von Politik und Medien verlautbarte Einheitsmeinung kritisiert, tut dem Establishment offenbar weh. Dabei geht es auch nicht darum, ob das, was derjenige sagt, dumm, intelligent, durchdacht oder durchgeknallt ist. Schließlich wird jede abweichende Meinung mittlerweile als gefährlich und verschwörerisch gebrandmarkt.

In der neuen Normalität werden selbst kleinste Abweichungen von den herrschende Normen und Meinungen sofort geahndet und sanktioniert. Im Grund haben wir in Europa längst das chinesische Sozial-Kredit-System. Wer nicht mitschwimmt, dessen sozialer Status wird downgegradet. Mit weitreichenden Folgen. Ohne genügend Sozialpunkte wird man aus dem gesellschaftlichen Leben und der öffentlichen Debatte ausgeschlossen.

Wer etwa gegen die Corona-Maßnahmen protestiert – sofern man ihn noch lässt –, gilt als Alu-Hut, Nazi, Lebensgefährder und Staatsfeind, jedenfalls nicht mehr als vollwertiges und ernstzunehmendes Mitglied der Gesellschaft. Wendler hat nun de facto Auftrittsverbot auf Bühnen und im TV.

Die Mainstreammedien sind weitestgehend dissidentenfrei. Man sieht Kritiker nur noch im Fernsehen, wenn sie als Verschwörer, Deppen, Lebensgefährder oder Unruhestifter am Pranger stehen und von der linken Meinungsmeute genüsslich vorgeführt werden. Öffentliche soziale Hinrichtungen im Fernsehen. Und in den sozialen Medien mit politisch korrektem Gütesiegel – wie etwa Twitter – tobt und geifert das digitale Fußvolk.

Dass RTL Wendler aus seiner Show geschnitten und retuschiert hat, ist unter anderem auf das informelle Sozial-Kredit-System in Deutschland bzw. der EU zurückzuführen. In Deutschland wie in China gilt, wer sich mit fragwürdigen Personen, sprich mit Andersdenkenden, abgibt, verliert selbst massiv an sozialem Status, an Reputation und muss mit entsprechenden Konsequenzen rechnen. Diese System ist mit ein Grund, warum man aus unseren Mainstreammedien nur noch eine Meinung hört, dort alles vom selben Standpunkt aus betrachtet wird und nur noch Scheindebatten geführt werden.

Die chinesischen Kommunisten sind in dieser Beziehung zumindest ehrlicher. Dort gilt dieses von oben gesteuerte Sozial- System mit seinen strikten Regeln ganz offiziell. Jeder kennt es, weiß wie es funktionert. Bei uns spielt man noch Demokratie, gibt vor, diese „chinesischen“ bzw. autoritären Maßnahmen seien notwendig, um unsere Gesellschaft und Demokratie zu schützen. Dabei sitzen die Feinde der Demokratie und der offenen Gesellschaft längst in allen wichtigen Positionen der Staates.