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Werner Reichel
 

„Du kannst einen Boxer aus dem Ghetto holen, aber nicht das Ghetto aus dem Boxer“, dieser abgedroschene Spruch ist mir heute beim Radiohören in den Sinn gekommen. Auf Ö1 lief die Sendung „Gedanken“. Die Journalistin und Autorin Eva Reisinger durfte ihre Gedanken zum Besten geben. Sie plauderte über ihr Buch „Was geht, Österreich? Eine Landjugend mit Wodkabull und dem Herrgott".

Wer in Österreich etwas produziert, was den linken Umbau der Gesellschaft unterstützt oder gar vorantreibt, der darf seine geistigen Hervorbringungen, egal ob Bücher, Tonträger, Stücke, Dokus oder was auch immer, gratis und ausführlich im ORF bewerben. In der linken Blase kennt man sich, kooperiert man.

Deshalb darf die junge Dame auf Ö1 eine Stunde lang über ihre wenige Jahre zurückliegende, schreckliche Jugend im ländlichen Oberösterreich erzählen. Schlimm war für sie etwa, dass sie in der Klasse und ihrem Freundeskreis nur von „Weißen“ umgeben war. Schon damals erkannte die kluge Dame, dass unsere Gesellschaft diverser werden müsse. Warum auch immer.

Dass die oberösterreichische Provinz erst 2015 durch die unkontrollierte Masseneinwanderung aus dem Islamgürtel etwas „bunter“ geworden ist, bedauert Frau Reisinger. Wie gerne hätte sie das noch selbst miterlebt. Schließlich sind Afghanen oder Nafris viel exotischer und interessanter als die Mühlviertler Landjugend. Deshalb war Reisingers Ziel: raus aus dem engen, ländlichen Leben, das geprägt war von Zeltfesten, Disco, Freiwilliger Feuerwehr und Langeweile. Schließlich ist „Refugee Welcome“ schreien viel cooler und progressiver, als etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr Menschenleben zu retten.

Die traumatische Jugend hat sie irgendwie überstanden, jetzt ist sie eine richtiges linkes, urbanes Zeitgeist-Girl. Sie ist Feministin, eine intersektionale versteht sich, sie kämpft gegen rechts, Grenzen, Kapitalismus und das Patriarchat, findet Greta Thunberg toll, liest den „Standard“, findet SUVs und Sebastian Kurz schrecklich, die FPÖ sowieso und macht „etwas mit Medien“. Sie schreibt unter anderem für „ze.tt“, die Online-Jugendschiene der linken Wochenzeitung „Die Zeit“. Die Artikel erscheinen dort in den Rubriken „Queeres Leben“, „Inklusion“, Rassismus“ etc.

Frau Reisinger erfüllt wirklich alle politisch korrekten Vorgaben, unterwirft sich allen linken Regeln und Zwängen, kann alle neosozialistische Stehsätze und Glaubenssätze fehlerfrei nachplappern. Sie ist fast schon die Karikatur einer Neulinken.

Was für ein uninteressantes, angepasstes Leben. Das Mädel vom Land hat den linken Mief wie ein Schwamm aufgesogen, weil sie das für progressiv, modern und widerständig hält, weil sie partout kein langweiliges, angepasstes Mädel vom Land sein möchte.

Sie erfüllt alle Erwartungen des politmedialen Establishments und darf sich deshalb offen, tolerant, gerecht, kritisch und aufgeschlossen fühlen. Was für ein Selbstbetrug.

Die angeblich so spießige ländliche Jugend aus Oberösterreich ist allemal interessanter und vor allem freier. Ö1 aufzudrehen ist wie eine Reise ins Innere der linken Blase, in die immer wieder überraschend simple Gedankenwelt der Neosozialsten. Insofern kann Ö1 auch für Nichtlinke lehrreich und sogar unterhaltsam sein.