ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Beitrag Melden

Bitte um ein Stichwort, warum dieser Beitrag als rechtswidrig oder ehrenbeleidigend (gegenüber konkreten Personen) offline genommen werden soll. Dass eine Meinung unerwünscht oder unsympathisch ist, ist kein ausreichender Grund dafür.

Ich will die Datenschutzerklärung lesen.

Beitrag melden

Werner Reichel
 

Die Vorwürfe wiegen schwer. Jetzt hat auch Österreich seine MeToo-Debatte. Wolfgang Fellner, Chef der Mediengruppe Österreich, soll zwei Frauen sexuell belästigt haben. Die ehemaligen Moderatorinnen von Fellners Nachrichtensender oe24.TV, Raphaela Scharf und Katia Wagner, beschuldigen Fellner unter anderem, sie gegrapscht zu haben. Scharf gab an, Fellner habe sie bei einem gemeinsamen Essen bedrängt und ihr bei einem Fotoshooting auf den Po gegriffen. Nachdem die linke deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ die Vorwürfe publiziert hat, meldete sich auch Wagner zu Wort. Gegenüber der linken Wochenzeitung „Der Falter“ sprach sie von einem System von „Anzüglichkeiten, Dominanzgehabe und einem körperlichen Übergriff“, er soll auch ihr an den Po gegriffen haben.

Fellner hat die Vorwürfe mehrfach als haltlos und widerlegbar zurückgewiesen. Er hat Scharf auf Unterlassung der Behauptung, er habe sie sexuell belästigt, geklagt. Scharf wiederum klagte Fellner wegen ihrer fristlosen Entlassung. Nach diesen Anschuldigungen brach – Unschuldsvermutung hin oder her – eine Welle der Empörung über Wolfgang Fellner herein. Österreichs selbsternannte moralische Instanz, Falter-Chefredakteur Florian Klenk, appellierte an die heimischen Politiker, oe24.TV zu boykottieren.

Mehrere Politikerinnen wollten Klenks Aufruf folgen, darunter Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP), die grüne Klubobfrau Sigrid Maurer, SPÖ-Frauenvorsitzende Gabriele Heinisch-Hosek und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger. Laut ORF wollte auch Bundeskanzler Sebastian Kurz Fellner boykottieren. Dieser kam den Politikern zuvor und verkündete bis zur Klärung der Vorwürfe seinen Rückzug als TV-Moderator.

Nun werden die Gerichte entscheiden, was an den Vorwürfen dran ist. So lange wollen die selbsternannten linken Qualitätsblätter aber nicht warten. Sie haben ihr Urteil längst gefällt, und sind – die Unschuldsvermutung mehr oder weniger ignorierend – über Fellner hergefallen. Auch wenn er sich als unschuldig herausstellt, seinen Ruf haben sie bereits nachhaltig zerstört.

Ihr gemeinsames Vorgehen erweckt jedenfalls den Eindruck, hier soll ein unbequemer Zeitgenosse, ein Beschmutzer des linken Mediennestes zur Strecke gebracht werden. Und tatsächlich spricht einiges für Wolfgang Fellner. Etwa, dass beiden Frauen nun für Fellners schärfsten Konkurrenten und Erzfeind, für den TV-Sender der Kronen Zeitung, arbeiten. Interessant auch, dass die beiden ausgerechnet auf Puls24 ausführlich über ihre Vorwürfe gegen Fellner gesprochen haben. Sowohl krone.tv als auch der neue Nachrichtensender Puls24 sind Konkurrenten von Fellners oe24.TV.

Puls24, der teuer produzierte Nachrichtensender der ProSiebenSat1Puls4-Gruppe, erreichte im vergangenen Jahr einen Marktanteil von 0,8 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe, Fellners „Billig“-Sender hingegen ein Prozent. Wie viel Konkurrenzkampf, ja Hass im Spiel ist, zeigt diese Schlagzeile: „Groß-Demonstration gegen ‚sexistischen‘ Verleger“. Krone.at bläht ein Mini-Kundgebung zur „Groß-Demo“ gegen Fellner auf.

Wolfgang Fellner ist das Aushängeschild des Senders, der Hauptgrund, warum viele Menschen oe24.TV aufdrehen. Die Vorwürfe gegen Fellner und seine (vorübergehende) Bildschirmabsenz könnte sich positiv auf die Quoten der Konkurrenten auswirken.

Auch abgesehen vom Kampf um Reichweiten und Werbegelder ist Fellner der linken Medienbranche ein Dorn im Auge. oe24.TV war das einzige reichweitenstarke Medium des Landes, das ausführlich über den Ibiza-Kriminalfall, also über Hintermänner und Drahtzieher des Schmuddelvideos, berichtet hat. Ohne die Publizität, die Fellner diesem Aspekt des Ibiza-Falls verliehen hat, wäre der Hauptverdächtige vermutlich bis heute unbehelligt geblieben, zumal die linke Presse kein Interesse an der Aufklärung der Hintergründe des Ibiza-Kriminalfalls gezeigt hat.

Der Fellner-Sender ist auch deshalb ein Störfaktor in der ansonsten so gleichförmigen linken Medienlandschaft, weil hier alle politischen Seiten zu Wort kommen. Und im Gegensatz zu ORF, Puls4 oder den linken Printmedien auch halbwegs fair behandelt werden. Wer Herbert Kickl interviewt und behandelt wie einen SPÖ- oder Grün-Politiker, der ist für die linken Medien-Schickeria hoch verdächtig und problematisch. Das mögen ORF, Falter und andere linke Meinungsmacher und -kontrollorgane gar nicht.

Auch für seine Berichterstattung über das islamistische Terrorattentat in Wien wurde oe24.TV von seinen Mitbewerbern und dem Presserat geprügelt. Der Sender hatte, im Gegensatz zum ORF, Handy-Videos von Augenzeugen gezeigt. Das ist politisch nicht gewollt, weil über islamistischen Terror nach Meinung der islamophilen Gutmenschen nur möglichst sanft berichtet werden soll.

Fellners Sender ist nicht links, nicht rechts, sondern boulevardesk. Wer sich in Österreich jedoch nicht eindeutig politisch links positioniert, steht auf der Abschussliste des politmedialen Establishments.

Weshalb die linken „Qualitäts“-Medien selektiv über die Causa berichten. Dass Fellner etwa mehrere Liebesbriefe und SMS von einer der beiden Damen nach den angeblichen sexuellen Übergriffen erhalten haben soll, wird völlig ausgeblendet. Das erinnert an die Ibiza-Causa, wo linke Medien ebenfalls nur berichtet haben, was Strache und der FPÖ geschadet hat und die Geschichte ebenfalls über linke deutsche Medien angestoßen wurde.

Die heimischen Medienmacher scheinen nicht so sehr an der Wahrheitsfindung interessiert zu sein, sie wollen offenbar einen unbequem Zeitgenossen loswerden.