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Kurt Ceipek
 

Stellen Sie sich vor, eine ÖVP-Ministerin würde von einem Plagiatsjäger beschuldigt, ihren Doktortitel mit einer unsauberen Dissertation erschlichen zu haben. Wie würde der ORF wohl berichten? Spitzenmeldung in allen Nachrichtensendungen von ZiB1 und ZiB2 über Morgen-, Mittags- und Abend- und Nachtjournal. Auch in ORF.at und den Teletextnachrichten würden tagelang neue Stellungnahmen von Hinz und Kunz veröffentlicht.

Seit Wochen gibt es – wie die meisten ORF-Watch-Leser wissen – massive Plagiatsvorwürfe gegen Justizministerin Alma Zadic. Zuletzt warteten das Internet-Medium eXXpress, die Tageszeitungen Kurier, Presse und Standard sowie etliche andere Medien mit einem Bericht auf, dass der deutsche Plagiatsjäger Martin Heidingsfelder die Doktorarbeit der 38-jährigen Ministerin untersucht und zerpflückt habe.

Wenn so etwas einer grünen Ministerin widerfährt und Sie nur ORF konsumieren und keine journalistisch sauberen Medien, dann kann es Ihnen passieren, dass Sie von irgendwelchen Plagiatsvorwürfen gar nichts mitbekommen. Der ORF erweist sich dabei als Meister im Vertuschen, Verschweigen und Verschleiern.

Es ist nicht so, dass der Fall im ORF gar nicht gemeldet worden wäre. In der Zeit im Bild 1 vom Montag wurden die Zuseher in den Kurznachrichten informiert, dass die Ministerin die Vorwürfe, die nicht näher erläutert wurden, zurückgewiesen habe. Dieser Beitrag dauerte nicht ganz 14 Sekunden lang.

Eine gute Gelegenheit hätte sich auch in der montäglichen ZiB2 geboten, das Thema „Justizministerin Zadic als Plagiatorin“ anzusprechen, denn dort hatte der sehr gerne sehr giftige Moderator Martin Thür die Chance, in einem knapp viertelstündigen Interview den Parteichef der Grünen, Vizekanzler Werner Kogler, ausführlich zur hochpolitischen Plagiatsaffäre in die Mangel zu nehmen.

Aber Thür interessierte lediglich Koglers Meinung zu EU-Sanktionen gegen Russland und die künftige Parteienfinanzierung in Österreich. Zadic wurde mit keinem Wort erwähnt. Auch ORF.at und ORF-Teletext war der Fall Zadic keine Zeile Text wert.

Plagiatsjäger Heidingsfelder hatte dereinst dem deutschen CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg Plagiate in seiner Dissertation nachgewiesen und den hoffnungsträchtigen Politiker in den Rücktritt gezwungen. Zu Zadic meinte Heidingsfelder: „Wenn sie Charakter hat, dann tritt sie zurück.“

In Österreich wurde im Vorjahr die ÖVP-Ministerin Christine Aschbacher mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert und trat nach kurzem und heftigen Medienwirbel sehr rasch zurück. Sogar ihre Kinder wären angepöbelt und attackiert worden, nannte sie als einen wesentlichen Grund für den Rücktritt. Nach eingehender Untersuchung ihrer Diplomarbeit durfte sie ihren Titel behalten. Der Rücktritt wurde nicht rückgängig gemacht.

In Deutschland wurde die SPD-Familienministerin Franziska Giffey als Plagiatorin entlarvt und legte ihren Doktortitel zurück. Der Rücktritt war für sie letztlich eher ein Schritt vorwärts, denn Frau Giffey – weiter gehätschelt von den linken Medien – wurde zur Berliner Bürgermeisterin gewählt.

Es fällt auf, dass linke Politikerinnen wie Zadic oder Giffey von den Medien bei derartigen Verfehlungen mit Glacéhandschuhen angefasst werden, während bürgerliche Politiker sofort an den medialen Pranger gestellt werden. In Österreich übernimmt der ORF dabei stets die Führungsrolle. Da wird bei linken Politikern vertuscht und verniedlicht, bürgerliche Politiker werden attackiert und nach Möglichkeit vernichtet.

Genau so stellt man sich als gelernter Österreicher Objektivität nach Art des ORF vor.