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Café Sonntag

oe1, So, 25.05.2014, 11:25 | Werner Reichel

Ö1 beschert einem immer wieder komische Momente. So etwa das Café Sonntag. Moderatorin Mercedes Echerer, früher für die Grünen im EU-Parlament, plaudert mit Filmemacherin Käthe Kratz. Es geht, wenig überraschend, um Feminismus, Frauen, deren Diskriminierung und natürlich über unsere reaktionäre Gesellschaft und die böse Männerwelt. Das Übliche eben. Man schwelgt in der guten alten Zeit, die tollen und wilden Jugend- und Kampfjahre. Um das zu dokumentieren, wird ein Ausschnitt aus einem 20 Jahre alten Frauenkabarett eingespielt.

In der damals üblichen unlustigen und verbissenen Art beschwert sich eine der Kabarettistinnen über ihre Tochter, die extrem spießig sei, die nichts von ihrer „Wildheit“, „Unangepasstheit“ und von ihrem hochentwickelten politischen Bewusstsein angenommen und übernommen hätte. Und das, „obwohl“ sie sie in eine alternative Schule gesteckt hat! Und angewidert stellt sie fest, dass das höchste Ziel ihrer Tochter sei, Mutter und Hausfrau zu werden.

Mercedes Echerer beendet den Ausschnitt mit den betroffenen Worten: „So was hat schon stattgefunden. Und das war nicht nur für die Mütter, sondern für die ganze Familie schwierig.“

Weinende Großmütter, verzweifelte Väter, besorgte Tanten:  Drogensucht , das ginge ja noch, aber so etwas.  Das ist schon schwer zu ertragen, wenn die eigene Tochter Mutter werden und sich möglichst viel um ihr Kind kümmern will. Der blanke Horror. 

Da sitzen zwei in die Jahre gekommene Feministinnen und beklagen sich wortreich, wie angepasst die junge Generation nicht ist. Dass genau diese jungen Menschen die wahren Rebellen sind, weil sie sich gegen den linksfeministischen Mainstream und den politsch verordneten Genderismus stellen und stattdessen ihren eigenen Lebensentwurf leben, das geht über den Horizont und das Denken der beiden Damen hinaus. Es ist tragisch und komisch zugleich, wenn zwei progressive Feministinnen ihre eigene Vergangenheit verklären und damit überfordert sind,  neue gesellschaftliche Entwicklungen zu vertstehen und zu begreifen. Früher war eben alles besser.