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Vier Frauen und ein Todesfall

ORF1, Di, 09.12.2014, 23:58 | Werner Grotte

Na do haut’s dir jo is Hei obe! Mit der heute gestarteten 6. Staffel von „Vier Frauen und ein Todesfall“ kehren endlich wieder saftige heimische Idiome und Typen in das ORF’sche Serienleben ein. Nach dem eher enttäuschenden Start der neuen Mittwoch-Serie „Die Detektive“ (an dieser Stelle bereits ausführlich kritisiert) steht der ORF am Dienstag mit „SOKO Donau“ und den danach gesendeten „Vier Frauen“ auf zwei durchaus starken Beinen.

Wenn ein Wolf Haas-Buch als Grundlage einer solchen Serie dient, ist schon einmal viel gewonnen. Haas‘ skurriler, schwarzer Humor, verbrämt mit viel Lokalkolorit, markigen Dialekt-Sprüchen, die teils ins Schweinische, Vulgäre oder Obszöne abgleiten (wie im richtigen Leben halt) und jeder Menge Charakterköpfe wirkt bei entsprechender Mischung tatsächlich berauschend wie eine Flasche Selbstgebrannter. Typen wie Adele Neuhauser, Michael Ostrowski, Charly Rabanser, Brigitte Kren, Miriam Stein, Martina Poel, Raimund Wallisch und viele andere machen den Obstler dann rasch zum VSOP Cognac. Mit der Produktionsfirma Dor-Film hat der ORF hier scheinbar den optimalen Partner gefunden.

Wenn die ganze Dorfpartie beim Wirten sitzt und sich auf Haus niedersäuft, weil der Dorfwirt nach 30 Jahren zusperrt, da bleibt kein Auge trocken. Nach einem Stromausfall fallen schon einmal Zitate wie „Bist deppat, do is finster wia im Oarsch von der Mitzi“. Sogar politisch ganz unkorrekte Behindertenwitze bringen zum Schmunzeln, weil der Behinderte (er war als Elektriker in eine Starkstromleitung gekommen und hat seither gewisse Defizite) mit von der Partie ist und letztlich das fescheste Madl ins Besenkammerl abschleppt. Dafür stellt ihn der Vater des Mädels, einer der Dorfpolizisten, später denn auch empört zur Rede, nusst ihm am Wachzimmer eine und brüllt: "Red‘, sunst prack i da ane, dass deine Zähnt am Oarsch Klavier spüln!“

Doch vorher kommt, völlig unerwartet, der böse Schnitt, ganz Wolf Haas. Als die b’soffene Partie irgendwann am frühen Morgen über den Dorfplatz heimtorkelt, rast von hinten ein unbeleuchtetes Fahrzeug heran, mäht die ganze Gruppe nieder und verschwindet in der Nacht. Ein Blutbad. Zunächst gibt es zwei Tote und etliche Verletzte. Es wäre nicht Wolf Haas, würde nicht die Rettung beim Wegfahren noch für den dritten Toten sorgen. Und so kommt ein Kriminalrätsel in Gang, bei dem sich das ganze Dorf quasi gegenseitig verdächtigt und belauert. In der Mitte die drei absolut unfähigen Dorfpolizisten, die seit dem „Unfall“ sprachlose Bürgermeisterin und drei weitere Frauen, die seit dem Anschlag Witwen respektive Halbwaisen sind.

Was weiland Mundl für Wien war ist das fiktive Dorf Ilm für die Provinz. Ilm finden sie mit wechselnden Kulissen  tausendfach in Österreich. In den vorhergegangenen Staffeln waren immerhin Serienstars wie Gaby Dohm oder Serge Falck zu Gast, die Serie lief auf etlichen europäischen Sendern, Regisseure wie Harald Sicheritz gaben sich die Ehre; wer diesmal noch erscheint, bleibt abzuwarten. Dass man mit heimischem Original besser fährt als mit Deutsch-Deutscher Sprach-Anbiederung, scheint sich langsam auch beim ORF herumzusprechen: Die 7. Staffel wird bereits gedreht.