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Der Mittwoch Abend mit Alexander Goebel

radiow, Do, 11.12.2014, 15:32 | Werner Grotte

Dem heiklen Thema Alkohol in der Vorweihnachtszeit widmete sich Alexander Goebel in seiner Mittwoch-Abend-Sendung. Die Anlässe waren vielfältig. Neben den zahllosen Punsch- und Glühwein-Orgien für mehr oder weniger gute Zwecke an fast jeder Ecke wurden erst vor wenigen Tagen drei Jugendliche in der Steiermark mit teils letalen Blutwerten (mehr als drei Promille) aufgefunden, nachdem sie innerhalb kürzester Zeit drei Flaschen Wodka vernichtet hatten. Ein Mädchen musste in die Intensivstation. Kernthema der Sendung war denn auch, wie geht die Gesellschaft mit der „Volksdroge“ Alkohol um, welches Vorbild sind Erwachsene für den Nachwuchs.

Natürlich meldeten sich zunächst mehrheitlich Hörer, die ihren Alkoholkonsum halbwegs im Griff hatten. Jedoch zugeben mussten, dass Alkohol in unseren Breiten „einfach dazugehört“. Immerhin sterben pro Jahr rund 8.000 Österreicher an den Folgen des Alkoholkonsums. Eine Dame stellte einen interessanten Vergleich an: Ihr sei im Laufe ihres Lebens aufgefallen, dass bei so ziemlich allen Anlässen, etwa Geburtstagen, religiösen Feiertagen, Firmenfeiern, Begräbnissen, etc. Alkohol konsumiert würde, vielfach in Gegenwart von Kindern oder Jugendlichen. Dann sei sie eines Tages bei einer türkischen Hochzeit zu Gast gewesen. Es sei wild zugegangen, mit Musik, Tanz und Ausgelassenheit – aber auf den Tischen fanden sich durchwegs nur antialkoholische Getränke. Später habe sie registriert, dass es einen eigenen Raum gäbe, in den nur erwachsene Männer Zutritt hatten, wo geraucht und Alkohol getrunken wurde.

Die Frage, ob einfaches Ausblenden oder Tabuisieren Jugendliche vor dem Alkoholismus bewahren könne, verneinte allerdings kurz danach ein Experte des Instituts für Suchtforschung. Aufgrund der hohen Präsenz von Alkohol in Ländern wie Österreich gelte es, schon im Kindesalter offen darüber zu sprechen und klare Vereinbarungen zu treffen. Etwa, dass bei Parties keine harten Getränke ausgeschenkt werden und dass man die Sprößlinge auch von dort abhole. Viele Jugendliche würden den Alkoholgehalt, etwa von Schnäpsen, völlig unterschätzen und landen dann, wie zuletzt die drei Steirer, im Spital. Insgesamt wären etwa zwölf Prozent all jener Menschen, die Alkohol konsumieren, suchtgefährdet, fünf Prozent seien akut krank. Der Rest verstehe es irgendwie, mit Alkohol „gesund“ umzugehen.

Erstaunlich viele Anrufer forderten angesichts von zuletzt (2013) fast 40 Toten und mehr als 3.300 Verletzten durch Alkohol am Steuer in Österreich eine 0,0 Promille-Lösung. Ein generelles Alkohol-Verbot hingegen hielt niemand für sinnvoll.

Schließlich meldete sich ein wirklich Betroffener, ein trockener Alkoholiker. Er erklärte, dass der Weg zur Sucht schleichend verlaufe und man dies erst sehr spät merke. Er selbst habe 2008 einen Entzug gemacht, dann seine heutige Frau kennen gelernt, die ihn aber schon 2009 hinausschmiss, weil er wieder zu trinken begonnen hatte. Nach einem weiteren Entzug lebe er nun wieder mit ihr zusammen und sei glücklich. Seine Ex-Frau, seine Tochter und sein Sohn wollen allerdings weiterhin nichts mehr mit ihm zu tun haben, egal ob trocken oder nicht.

Dann kritisierte der Mann die vielen Punsch-Stände vor Weihnachten als quasi Einladung zum Saufen mit gutem Gewissen – und stellte Goebel vor die Frage, wie es die Radio Wien-Macher mit sich vereinbaren können, selbst einen Punsch-Stand am Hof zu betreiben, diesen im laufenden Programm massiv zu bewerben und dann eine solche Sendung zu machen. Goebel reagierte erstaunlich professionell. Er gab einfach zu, dass man sich in diesem Bereich „auf sehr dünnem Eis“ bewege. Hut ab. Eine spannende Diskussion, die nicht nur an der Oberfläche kratzte.