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Journal-Panorama

oe1, Di, 30.12.2014, 23:03 | Werner Grotte

Es ist echt unglaublich, mit welcher Nonchalance Ö1 schamlos Tatsachen verdreht und seine Hörer politisch desinformiert. Musterbeispiel dafür war das heutige Journal Panorama mit einer Dokumentation über das Bettlerunwesen in Salzburg. Im Rahmen eines „best of 2014“ wurde die Reportage vom Mai dieses Jahres wiederholt – eine Sendung, die bereits im Mai tendenziös anmutete, aufgrund der seither gewonnenen Erkenntnisse aber wirklich nur noch als linke Tatsachenverdrehung bewertet werden kann.

Es ging um rund hundert Roma-Bettler aus Rumänien, die Salzburg heimsuchten und besonders in der engen Altstadt für Unmut unter der Bevölkerung sorgten. Selbst der rote Bürgermeister Heinz Schaden gab im Interview zu, dass es zahlreiche Beschwerden gebe, nicht nur von Einheimischen, sondern auch von vielen Gästen aus Deutschland, die sich von Salzburg etwas anderes erwartet hatten, als an jeder Ecke angebettelt zu werden. Ab da ging die „Doku“ völlig irrationale Wege.

Es wurde nicht etwa die tatsächliche Lage der Salzburger dokumentiert – man erfuhr etwa nur ganz am Rande, dass sich viele Kinder fürchten, zur Schule zu gehen, weil am Schulweg entlang der Salzach unter den Brücken die Bettler hausten. Stattdessen kamen – wohl mühsam gesuchte und herausgefilterte – Gutmenschen zu Wort. Etwa eine Trafikantin, die sich ganz sicher nicht am Auflegen der Unterschriftenlisten für ein Bettelverbot beteiligt. Oder eine Dame, die Bettlern „immer etwas gibt, am besten aber etwas zu Essen“. Oder gar jene einseitige Wohltäterin, die auch „immer etwas gibt, aber nur Frauen, aus Solidarität“.

Die Mehrheit jener, die zumindest in der Innenstadt Bettelverbote forderten und sich bedroht fühlten, kamen nur am Rande zu Wort. Organisierte Kampagnen gegen das Bettelunwesen in sozialen Medien wurden unhinterfragt Rechtsradikalen und Neonazis zugeschrieben. Zu Wort kamen die üblichen ORF-Protagonisten, etwa Spendenkaiser Caritas, die Diakonie oder das Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, die allesamt gut von der Verwaltung der Armut leben. Besorgten Salzburgern, die eine Bettlermafia orteten, wurden gar „Kriminalphantasien“ unterstellt. Bösen Medien, die so etwas schreiben, sowieso. „Nicht einmal die Polizei hat Beweise dafür“, wurde schwadroniert. Die Caritas berichtete über eigens geschaffene Notschlafstellen für Bettlerinnen, wo auch gekocht wird, bis diese von der „Arbeit“ heimkommen. Freiwillige würden diese Arbeit unentgeltlich leisten. Böse Nazis hätten an die Tür KZ geschmiert und das Türschloss zugepickt. Wer denn sonst.

Insgesamt drehte man die Tatsachen einfach um: Nicht die Salzburger haben ein Problem mit den Bettlern, nein, die armen Bettler haben ein Problem mit den chauvinistischen Salzburgern, allen voran die brutale Polizei, die sich tatsächlich erdreistet, Bettler wegen nicht bezahlter Geldstrafen einzusperren. Diese könnten in dieser Zeit „kein Geld nach Hause zu ihren Familien schicken“. Der ORF als Anwalt der Bettler-Lobby.

Das wirklich Schlimme daran: Nicht lange nach Erstausstrahlung dieses Beitrages im Mai 2014 konnte die Polizei endlich das verifizieren, was sie schon lange wusste, aber Mangels Zeugen nie beweisen konnte. Ähnlich wie im Prostitutions-Milieu hatten sich Bettler aus Angst um ihr Leben bisher stets geweigert, ihre Hintermänner preiszugeben. Dabei muss jedem halbwegs logisch denkenden Menschen klar sein, dass eine gewaltige und ganz sicher nicht wohltätige Organisation dafür verantwortlich sein muss, tausende Bettler täglich in der Früh punktgenau vor so ziemlich jedem Supermarkt, jeder größeren Geschäftsstraße oder U-Bahnstation Österreichs zu placieren und am Abend wieder abzuholen.

Tatsächlich gelang es der Polizei im Sommer, einen schwer behinderten Bettler mittels Kronzeugenregelung zum Auspacken zu bewegen. Was sich da offenbarte, könnte aus einem Horrorfilm stammen. So berichtete der Mann, dass es in Rumänien speziell bei Roma usus sei, Kinder oder Jugendliche an die Mafia zu verkaufen. Diese würde ihre Ware dann zum Betteln abrichten, vielfach mittels vorgetäuschter oder tatsächlicher Behinderungen. Der Kronzeuge selbst erzählte, dass man ihn systematisch zum Krüppel geschlagen hätte. Seither musste er sieben Tage die Woche rund 14 Stunden täglich betteln. Schlafen würden er und seine Leidensgenossen in einer von der Organisation angemieteten Wohnung auf engstem Raume, wo ein Matratzenplatz 100 Euro im Monat koste. Von den Einnahmen blieben den Bettlern so gut wie nichts; geringste Vergehen würden mit Misshandlungen bestraft. Was das „Einkommen“ betrifft, nannte der Mann Zahlen, die jeden Spitzenverdiener vor Neid erblassen lassen: An durchschnittlichen Tagen nehme er rund 600 Euro ein, an guten sogar 1.000!

Rechnet man das hoch, so bringt allein dieser Mann der Bettel-Mafia pro Woche 4.200, pro Monat 18.000 und pro Jahr sagenhafte 216.000 Euro Gewinn. Bei nur tausend Bettlern – und in Österreich gibt es sicher wesentlich mehr – sind das 216 Millionen Euro Einnahmen bei nur geringen Systemerhalterkosten. Das ist lukrativer als Drogenhandel oder Prostitution.

Wenn man nun glaubt, Ö1 hätte in einem Nachsatz diese Erkenntnisse mitgeteilt und sich bei den Salzburger „Kriminalphantasten“ entschuldigt, der wurde herb enttäuscht. Neuerlich ein Beispiel dafür, wie der Staatsfunk Kräfte unterstützt, die eben diesem Staat massiv schaden.