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ZIB

ORF2, Fr, 06.03.2015, 23:02 | Kurt Ceipek

Die Entscheidung des Kunstrückgabebeirates, der Bundesregierung die Restitution des Beethoven-Frieses von Gustav Klimt NICHT zu empfehlen war verdientermaßen Spitzenmeldung der freitäglichen Mittags-ZiB. Der Beirat hatte sich diese Entscheidung sicher nicht leicht gemacht und sorgfältig abgewogen, welche Argumente (und Beweise) für und welche gegen eine Rückgabe sprächen. Bekanntlich war der Beirat bislang manchen viel zu großzügig.

Wobei schon der Begriff „Rückgabe“ zu hinterfragen wäre, denn es geht ja nicht mehr um die früheren Eigentümer, sondern bestenfalls um die Erben der Erben. Und beim Klimt-Fries ist klar, dass die Republik Österreich der rechtmäßige Eigentümer ist.

Für den interessierten Beobachter gibt es keinen Zweifel. Dem Erben, dem in der Schweiz lebenden Erich Lederer, war das bedeutende Klimt-Kunstwerk zugesprochen worden. Der hat es 1972 für die damals enorme Summe von 15 Millionen Schilling an die Republik Österreich verkauft, weil er die Entscheidung nicht abwarten wollte, ob er das Gemälde ausführen dürfe oder nicht. Nach dem Kauf wurde das desolate Gemälde ab 1974 mehr als zehn Jahre lang kostspielig restauriert.

Einige dieser Fakten wurden in der Zeit im Bild um 13.00 in einer Minute und 32 Sekunden abgehandelt. Dann kam in einem wesentlich längeren Beitrag die Kunsthistorikerin Sophie Lillie mehr als zwei Minuten lang zu Wort und durfte begründen, warum die Entscheidung nicht zu akzeptieren sei.

Nun weiß man als Journalist, dass die Länge eines Beitrages dessen Wertigkeit signalisiert. Journalistisch hätte völlig es genügt, zu erwähnen, dass die Erben der Erben den Österreichern viel mehr Geld für das von Österreich rechtmäßig angekaufte Bild abnehmen wollen. Klar, wer möchte nicht gerne ein paar Millionen mehr auf seinem Konto, wenn’s leicht geht.

Was nicht erwähnt wurde ist die in diesem Zusammenhang erhellende Tatsache, dass Sophie Lillie keine neutrale Beobachterin des Verfahrens ist, sondern sich seit vielen Jahren Vorkämpferin für Kunst-Rückgaben an Erben betätigt und beispielsweise von 1995 bis 2001 von der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien mit Aufgaben dieser Art betraut war.

Dass der ORF als öffentlich-rechtlicher österreichischer Sender Frau Lillie, einem erklärten Liebling der linken Medien „Standard“ und „Falter“, so viel Zeit gönnte, ohne auf die Rolle der Rückgabe-Kriegerin zu verweisen, ist journalistisch unsauber und wieder einmal typisch für den ORF.

Überraschend ist es aber nicht.