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IM ZENTRUM

ORF2, Mo, 23.11.2015, 10:35 | Kurt Ceipek

Schon die Zusammensetzung der Diskussionsteilnehmerrunde war seltsam: Tarafa Baghajati, Imam und Obmann der Initiative muslimischer Österreicherinnen und Österreicher, Simone Egarter, eine junge Journalistin und Bloggerin mit Zuneigung zu islamischen Ländern, die während der ganzen Diskussion einen naiven und desorientierten Eindruck hinterließ, Seyran Ateş, gebürtige Türkin, muslimische Anwältin und Autorin, und die greise Lotte Tobisch, ehemalige Opernball-Organisatorin, bei der man bis zum Ende der Sendung nicht recht wusste, was sie hierher verschlagen hatte. Sie selbst wusste es offenbar auch nicht.

Moderatorin Ingrid Thurnher stellte gleich zu Beginn der Sendung, in der es wieder einmal um die anhaltende Völkerwanderung von Muslimen in Richtung Mitteleuropa ging, die richtige Frage. „Ist es angebracht, bei der Integration der Flüchtlinge Deutsch lernen zu erzwingen und von männlichen Muslimen zu verlangen, dass sie auch Frauen die Hand schütteln? Demokratie und Rechtsstaat, Gleichberechtigung und Respekt vor Frauen. Verlangen wir da zu viel?“

Die Ansichten von Seyran Ateş gehörten noch zu den vernünftigsten Wortmeldungen. Sie lebe gerne in einem freien Deutschland. Wer sich nicht integrieren wolle, könne in ein islamisches Land wie Saudiarabien gehen, sich verschleiern und darauf verzichten, ein Auto lenken zu dürfen. Die Anwältin setzt sich seit Jahren für mehr Rechte muslimischer Frauen ein, was ihr schon Morddrohungen eingebracht haben soll.

Simone Egarter fiel in ihrer Wortmeldung vor allem durch unzählige „ähm“ auf. Die Bloggerin, die in muslimischen Ländern gelebt hatte, zeigte Verständnis für das Verhalten muslimischer Macho-Männer. Es gehöre zu deren Kultur, Frauen nicht die Hand zu geben. Sie habe, als sie in Syrien gelebt hatte, persönlich sexuelle Belästigung durch syrische Männer erlebt, verriet sie. „Auf offener Straße und jeden Tag“. Sie ließ dafür jede Menge Verständnis erkennen. Einzelfälle sexuller Belästigung durch junge muslimische Männer könnte es natürlich auch in Österreich geben, prophezeite die junge Journalistin. Dazu Seyran Ateş: „Je mehr Verschleierung, desto mehr sexuelle Übergriffe gibt es.“

Die Aufgabe von Frau Tobisch wäre es vermutlich gewesen, die bürgerliche Seite Österreichs zu vertreten, was der zweifellos verdienstvollen und sympathischen Frau gründlich misslang. Die Essenz all ihrer Wortmeldungen war, dass die Leute mehr miteinander sprechen sollten. Damit hat sie zweifellos recht, aber das wussten die Zuseher auch vorher schon.

Tarafa Baghajati meinte, man könne den Flüchtlingen nicht europäische Werte aufzwingen. Hauptwert sei Wertschätzung und Respekt für die Zuwanderer. Er halte es für kontraproduktiv, den Zuwanderern Werte unter Strafandrohung aufzwingen zu wollen. Worauf die türkischstämmige Frauenrechtlerin Seyran Ateş konterte, sie finde die Vorschläge von Außen- und Integrationsminister Sebastian Kurz sehr gut.

Diesen vielversprechenden Diskussionsansatz würgte Ingrid Thurnher kurzerhand ab und gab das Wort an Lotte Tobisch. Die wartete wieder mit der Erkenntnis auf, dass es wichtig sei, miteinander zu kommunizieren. Integration sollte nicht mit Strafen, sondern mit Belohnung erreicht werden.

Während die Sendung lief berichtete ORF.at über die wahren Probleme: Über anhaltenden Terroralarm in Brüssel, die Verlegung des französischen Flugzeugträgers in das östliche Mittelmeer, den anhaltenden Ansturm an Flüchtlingen nach Österreich und Deutschland, die Notwendigkeit dauerhaft verschärfter Kontrollen in Österreich und ähnliches.

In der Diskussionssendung „Im Zentrum“ war von diesem Hauptproblem – dem wachsenden Terror wahnsinniger Islamisten des IS und anderer Terrororganisationen – kaum die Rede, nur davon, dass man nicht verallgemeinern dürfe, weil nicht alle Muslime Terroristen seien. Das hat allerdings auch kaum jemand angenommen. Dass es unter den immer zahlreicher werdenden muslimischen Zuwanderern in Österreich, in Deutschland, Frankreich, Belgien und allen anderen Ländern der westlichen Welt eine wachsende Zahl an gewaltbereiten Terroristen gibt, wurde durch diese Diskussion wieder einmal verschleiert und verniedlicht.

Nichts anderes war vom ORF zu erwarten.