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ZIB 2

ORF2, Mi, 30.03.2016, 14:18 | Florian Theiner

Es kam, wies es kommen musste: Seit Tagen mokiert sich Armin Wolf auf Twitter darüber, wir arm er sei, dass er Richard Lugner interviewen müsse. Gestern war es so weit: Ausgerechnet parallel zu einem Fußball-Ländermatch gewährte man dem Ex-Baumeister einen der wenigen ORF-Auftritte. Und der spielte sich so ab, wie man es befürchten musste: Minutenlang ritt Wolf auf der Kasperl-Thematik herum, unterstellte Lugner, dass seine Kandidatur überhaupt nur eine Werbekampagne für die Lugner-City sei und stellte Lugners Qualifikation pauschal in Abrede. Als Lugner Wolf ein Taferl mit dessen skandalösen Tweets entgegenhielt, wurde es von der Regie nur von hinten gezeigt.

Lugners inhaltliche Anliegen interessierten Wolf keine Sekunde lang, statt dessen versuchte er erfolglos, ihn politisch zu punzieren. Doch Lugner ließ sich nicht in die Falle locken, weder verriet er, wen er bei der letzten Nationalratswahl gewählt hat, noch, wen er in einem zweiten Wahlgang der Präsidentschaftswahl wählen würde.

Nach fast sechs quälend langen Minuten und drei heftigen Interventionen von Lugner die erste Frage zu dessen Amtsvorstellungen. Doch auch hier: Inhalte interessierten Wolf wieder nicht, nur die Machtspielchen, wann Lugner welche Koalition angeloben oder entlassen würde. Fast acht Minuten braucht es, bis erstmals kurz Inhalte zur Sprache kommen – für 15 Sekunden.

Der Rest der Sendung dann ein peinlicher Streit ums Verfassungsrecht – zwei Minuten lang war es Wolf wichtiger, recht zu haben, als die wertvolle Sendezeit den großen Problemen dieses Landes zu widmen.

Ein junger Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung in Österreich, der offen deklariert, für die Kandidatur von Irmgard Griss unterschrieben zu haben, zeigt, dass es auch anders geht: Unter dem Titel „Richard Lugner hat recht“ setzt er sich mit der Lähmung auseinander, für die die einstmals große Koalition verantwortlich ist: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Lugner, wie es Clowns so oft gegeben ist, einen ziemlich klaren Blick auf die Dinge hat: Wenn es so weitergeht wie bisher, fährt dieses Land ungebremst gegen die Wand.“

Das überhebliche Vorgehen des ORF, der eigens eine „Studie“ in Auftrag gegeben hat, um Lugners Antreten die „Relevanz“ abzusprechen, hat heute auch den sonst (partei-)linientreuen Wolfgang Fellner auf den Plan gerufen: „Dass der ORF jetzt entschieden hat, Lugner vor der Präsidenten-Wahl mit einem Auftritts-Verbot im TV zu belegen, ist ein demokratiepolitischer Skandal.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.