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DOKeins

ORF1Andere, Do, 30.03.2017, 00:21

Es könnte so abgelaufen sein: Redaktionssitzung im ORF - einhelliger Tenor: Wir müssen jetzt mal was tun, damit uns die Bevölkerung nicht ganz durchdreht. Die Waffenkäufe steigen, die Menschen sind verunsichert – also geben wir ihnen eine Beruhigungspille via ORF. Settele, lass dir was einfallen...

Also zog Hanno Settele durchs Land und suchte Menschen, die sich fürchten und die er ein wenig ausfragen kann. Er traf zwei Männer, die als Bürgerwehr nachts einsam ihre Runden in einem fast menschenleeren Dorf drehen, eine Trafikantin, die mit Pistole im Geschäft steht, eine Familie, die durch einen Einbruch noch immer traumatisiert ist und ihr Haus zu einer Festung umgerüstet hat und einen Steuerberater im Ruhestand, der sich mit Vorräten gegen die Krise eingedeckt hat.

Er interviewte sie alle mit einem leicht zynischen Unterton, der stellenweise in eine gewisse Überheblichkeit umschwenkt. Einen ähnlichen Tonfall hört man oft bei Erwachsenen, die mit Kindern sprechen, irgendwie eben nicht auf Augenhöhe. Settele führt die Menschen nicht so offensichtlich vor wie damals T. Spira. Er agiert subtiler - und das macht es irgendwie noch zynischer.

Ein Beinahe-Terroropfer (entging um Haaresbreite dem Berlinattentat) klagt sich selbst an, weil sie nun Vorurteile gegenüber arabisch aussehenden Menschen hat. Das ist ja nicht richtig, das darf man nicht, tadelt sie sich selbst. Jetzt hat sie die Terrorangst im Nacken und die Moralkeule in der Magengrube - ziemlich blöd gelaufen...

Kurz wird erwähnt, dass da jetzt schon sehr viele Ausländer in unseren Gefängnissen sitzen – Minuten später wird jedoch rasch eine Statistik präsentiert, die zeigt, dass die Kriminalität ohnehin gesunken ist. Ich wage zu behaupten, dass es auch eine gegenteilige Statistik gibt.

Es ist viel von diffusen Ängsten und subjektivem Sicherheitsgefühl – besser Unsicherheitsgefühl die Rede. Ein Polizist sagt im Brustton der Überzeugung: "Sie sind hier 100 Prozent sicher!" Er sprach vom Karl-Marx-Hof in Wien – schon klar, U-Bahn Heiligenstadt ist nicht der Praterstern, aber eine 100-prozentige Garantie zu versprechen, ist schon sehr gewagt.

Und am Schluss hat man neben diversen Medien auch die Hauptschuldigen gefunden: Überraschung, es sind die bösen Populisten! Wer hätte das gedacht.

Also wenn das so ist, dann werde ich demnächst nachts über den Praterstern spazieren. Wenn in ORF-Watch keine Texte mehr von mir erscheinen, dann war meine Angst wohl doch nicht so diffus ...