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Fokus Mord - wahre österreichische Kriminalfälle

ORF1Andere, Di, 27.02.2018, 23:43 | Werner Grotte

Große  Erwartungen lagen über der neuen ORF-Produktion „Wahre österreichische Kriminalfälle“, die mit „Fokus Mord“ am Dienstag um 21.05 Uhr auf ORF1 ihr Debüt gab. Ähnlich wie bei „XY“ sollen in dieser Serie echte Verbrechen nachgestellt und von den real ermittelnden Kriminalbeamten nacherzählt werden. Wobei hier niemand gesucht wird - die Taten sind bereits geschehen, die Täter hinter Gittern. Es geht eher um das Wie und das Warum. Abgerundet wird die Darstellung deshalb auch von prominenten Wissenschaftlern wie dem bekannten Kriminalpsychologen („Profiler“) Thomas Müller oder der forensischen Psychiaterin Adelheid Kastner, die schon Ausnahme-Kriminelle wie Josef Fritzl begutachtet hat.

Der geschilderte erste Fall eines Mannes, der junge Frauen beobachtet, entführt, ausraubt, demütigt, vergewaltigt und später (teilweise) umbringt, konnte einem schon den Magen umdrehen, auch wenn die dargestellten Opfer wie Täter nicht „echt“ waren. Es reichte die alleinige Vorstellung, was die Frauen durchmachten und was im Täter vorgegangen sein muss. Ein Opfer etwa führte er nach vorheriger Vergewaltigung im Boot in die Au hinaus, schlug sie, fesselte sie und ertränkte sie dann mit einem Zementkübel an den Beinen.

Dass sich zwischendurch immer wieder die tatsächlich mit diesem Fall konfrontierten Beamten des Wiener Landeskriminalamtes zu Wort meldeten, machte die Sache so ungemütlich. Das sind keine Batics oder Leitmayers, das sind echte Kriminalbeamte, echte Tatorte. Die haben sich wirklich mit diesen unfassbaren Taten und deren Urheber auseinandersetzen müssen, von Auge zu Auge. Sich in den Täter hineinversetzen müssen, um überhaupt mit ihm ins Gespräch zu kommen. Und das nicht nur einmal. Kein Schnitt, kein Abspann, wie im "Tatort", echtes Leben.

Ob diese Serie wirklich Potential hat, lässt sich nach der ersten Folge noch nicht sagen. Sie steht und fällt mit der Auswahl der Verbrechen, der Darstellung der Schauspieler, aber vor allem mit den Auftritten der Polizisten und Kriminologen. Wenn die authentisch und glaubhaft sind, hat dieses neue Format die Chance, vielleicht sogar weit über „XY“ hinauszuwachsen.