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Luxusgagen-Skandal in Wien? Kein Grund zur Aufregung!

Andere, Sa, 22.12.2018, 19:23 | Niklas G. Salm

Wer einmal eine völlig unaufgeregte ORF-Berichterstattung zu einem faustdicken Polit-Skandal lesen möchte, der sollte sich vielleicht diese orf.at-Story zu Gemüte führen. Es geht um den Luxusgagen-Skandal, der jetzt rund um den von der Stadt geförderten Verein Wiener Kinder- und Jugendbetreuung ans Tageslicht gekommen ist. Von Luxusgagen und sich selbst zugeschanzten "Jubiläumsgeldern" ist da die Rede.

Mittendrin statt nur dabei die Gattin des Wiener SPÖ-Urgesteins und früheren Landtagspräsidenten Harry Kopietz, aber auch SPÖ-Landesparteisekretärin Barbara Novak. Letztere hat die Machenschaften in diesem Verein zuerst kritisiert, ehe sich herausgestellt hat, dass sie doch selbst von 2005 bis 2011 stellvertretende Vorsitzende dieses Vereins gewesen ist. Na, ist das nicht lustig? Hat da etwa wieder jemand aus dem linkskorrekten Lager laut "Haltet den Dieb!" gerufen, um von sich selbst abzulenken?

Allein 2017 hat die Stadt Wien 40 Millionen Euro Steuergeld in den Verein gepulvert - nicht unwesentliche Teile dieser erklecklichen Sümmchen haben sich dort im Lauf der Jahre diverse Genossen offenbar in die eigenen Taschen umgeleitet. Man stelle sich jetzt vor, die FPÖ hätte so etwas veranstaltet. Das Gejaule im ORF wäre kaum vorstellbar. Sondersendungen, Pilz-Korruptionsjäger-Festspiele, ein erschütterter Armin Wolf, eine besonders streng dreinschauende Lou Lorenz-Dittelbacher und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein moralinsaures, warnendes Statement vom grünen Bundespräsidenten.

Wir denken nur zurück an den Liederbuch-"Skandal", an den BVT-Ausschuss, an den Waldhäusel-Stacheldraht-Irrsinn oder den "Konzentriert"-Sager des bösen Innenministers. Tage-, ja wochenlange Empörung im Rotfunk und allen Vorfeldmedien. Obwohl dort in Wahrheit niemand geschädigt wurde und auch juristisch bisher nie etwas herausgekommen ist. Obwohl alles nur heiße Luft war. Anders in Wien, wo rund um das Krankenhaus Nord Millionen, wenn nicht Milliarden versickern. Oder jetzt eben auch wieder eine schöne Stange Steuergeld über einen dubiosen Verein in Funktionärstaschen wandert.

Die Aufregung darüber im ORF hält sich in Grenzen. Man berichtet zwar, aber völlig locker und gelassen. In erster Linie werden Presseaussendungen der Wiener Opposition zitiert. Weil es halt nicht anders geht. Aber dann wenigstens hauptsächlich die Aussendung der Neos zum Thema. Die gehen ja noch, die sind quasi Semi-Genossen mit pinksliberalem Anstrich. Für die ÖVP blieb ein Absatz, für die FPÖ vier Zeilen. Für große Aufregung bei den Rotfunkern, für das übliche aufgeregte Gegacker? Da blieben leider null Zeilen. Jo mei, wos sulls?

Der Höhepunkt an rotfunkerischer Kritik blieb der Schlusssatz: "Brisant wird die Causa dadurch, dass die Frau des früheren Landtagspräsidenten Harry Kopietz (SPÖ) bis zum Vorjahr Geschäftsführerin des Vereins war. Als sie in Pension ging, soll der neue Chef die Ungereimtheiten gemeldet haben." Brisant! Mehr war nicht drin und selbst dafür musste man bis zum Ende des Artikels durchhalten. Aber wenigstens wird der Skandal recht flott wieder aus den ORF-Schlagzeilen verschwinden. Hat übrigens jemand in letzter Zeit etwas zur Causa Silberstein von den Staatsfunkern gehört?